Maruša Sagadin in der Schirn  |  | in der Ausstellung „Maruša Sagadin. Luv Birds in Toten Winkeln“ | |
Anlässlich des Gastauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert die Schirn jetzt eine neue interaktive Installation von Maruša Sagadin. In der öffentlich zugänglichen Rotunde der Frankfurter Kunsthalle hat die 1978 in Ljubljana geborene Künstlerin ihre Schau „Luv Birds in toten Winkeln“ aufgebaut. Zylinder in Blau, Braun und Gelb mit leicht gefleckter Oberfläche ragen nun in die Höhe und werden durch aufgesetzte bunte Formen erweitert, die an Nasen, Zungen, Lippen oder Birnen erinnern. Wände mit einem getreppten Verbindungssystem und Bänke lassen die Installation wie eine überlebensgroße Arbeit aus Kinderspielzeug wirken, das in der Rotunde strategisch aufgebaut ist.
Maruša Sagadin, deren Kunst durch die Architekturgeschichte beeinflusst ist und einen Fokus auf Raumentwürfe, Bildhauerei und Feminismus legt, vereint hier monumentale Skulpturen aus drei zentralen Werkgruppen, die zum Verweilen und Durchqueren einladen. Die humorvollen Titel der Arbeiten, wie „Luv Birds (Noses)“ oder „Luv Birds (Tongues)“, weisen auf Assoziationen mit Körperteilen hin. Arbeiten wie „Paravent“ oder „Nasse Füsse“ unterbrechen die gewohnten Durchgänge durch die Rotunde und schaffen Zwischenräume für alternative Perspektiven. Schließlich sind tote Winkel per se schwer einsehbare Orte, allerdings bieten sie auch die Möglichkeit, ein Versteck, eine Zuflucht und ein Rückzugsort zu sein. Spielerisch-subversiv übernimmt Sagadin dabei Elemente der Pop- und Subkultur und der angewandten Kunst und deckt mit Humor und Übertreibung gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen im gebauten Stadtraum auf.
Laut Sebastian Baden, Direktor der Schirn, will Maruša Sagadin mit ihren Skulpturen Infrastrukturen schaffen, „die ohne Bedingungen funktionieren und somit neue Formen der Zugänglichkeit und Interaktion ermöglichen. Damit setzt Sagadin wichtige Impulse, um diskursive Festschreibungen zu hinterfragen. Ihre Kunst eröffnet neue Perspektiven auf unser Stadtbild wie auch auf Körperlichkeit, Kommunikation und Teilhabe in der Gesellschaft.“ Kuratorin Marie Oucherif ergänzt, dass Sagadin mit ihrer Installation zum Nachdenken über soziale und geschlechtliche Ungleichheiten anrege, die in den öffentlichen Stadtraum eingeschrieben sind. „Nichtsdestotrotz geschieht dies immer mit einem Augenzwingern – Sagadins Werke verbinden Leichtigkeit und Freude mit tiefgründiger Reflexion“, so Oucherif.
Maruša Sagadin studierte Architektur an der Technischen Universität Graz sowie Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeiten wurden in internationalen Institutionen präsentiert, darunter im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles, im Belvedere 21 in Wien, im „Space“ in London, der Halle für Kunst und Medien in Graz oder in der Wiener Secession.
Die Ausstellung „Maruša Sagadin. Luv Birds in toten Winkeln“ läuft bis zum 14. Januar 2024 und ist immer kostenlos zugänglich. Der begleitende Katalog kostet im Museum 15 Euro, im Buchhandel 20 Euro.
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
D-60311 Frankfurt am Main
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