Augsburg erinnert an Ida Paulin  |  | Ida Paulin, Fußschale | |
Einer weitgehend vergessenen Künstlerin der Moderne widmen sich ab dem Wochenende die Kunstsammlungen & Museen Augsburg und stellen im Schaezlerpalais das Schaffen von Ida Paulin in einer ersten umfassenden Werkschau vor. Dafür haben Museumsdirektor Christof Trepesch und seine Mitkuratorin Sarah Klein über drei Jahre hinweg geforscht und präsentieren nun rund 450 Arbeiten der Glaskünstlerin aus einem Bestand von über 1.000 Objekten. Neben der Gläsern, die im Mittelpunkt der Schau steht, haben Trepesch und Klein auch Skizzen, Gemälde, Batiken und Stickereien für die Ausstellung „Glaskunst made in Augsburg“ ausgewählt.
Ida Paulin, 1880 in Augsburg geboren, studierte zwischen 1902 und 1906 an der Münchner Damenakademie bei Adolf Münzer und Angelo Jank. Zu ihren Lehrerinnen zählten auch die Landschaftsmalerin und Lithografin Ellen Tornquist sowie die Malerin Caroline Kempter. Ab 1904 waren Paulins malerische Werke, die einer kraftvollen, gemäßigt modernen Bildsprache folgten, in Ausstellungen zu sehen, etwa in den Kunstvereinen von Stuttgart, München oder Speyer. Zudem entwarf Paulin Postkarten, gestaltete Batiken und Stickereien, arbeitete in Holzbrenntechnik, malte in Hinterglastechnik und fertige auch Porzellan und Schmuck. Seit etwa 1910 konzentrierte sich Paulin vorwiegend auf die Glaskunst und eröffnete mit ihrem Mann, dem Maler Arnold Haag, im Künstlerhof im Augsburger Domviertel eine Glaskunstwerkstatt, wo sie ihre Objekte mit mehreren Mitarbeiter*innen in Serien herstellte.
Für ihre Waren griff sie auf vorproduzierte Gläser zurück, entwarf aber auch eigene Formen und versah sie mit innovativen Dekoren und Mustern, etwa mit Blatt-, Spiral- und Punktornamenten, wie sie in schablonierten Dekoren von Ludwig Hohlwein oder Otto Prutscher und Michael Powolny von der Wiener Werkstätte vorgebildet waren. Stilistisch spannt sich der Bogen ihres Schaffens vom Jugendstil über das Art Déco hin zum Bauhaus und dem Konstruktivismus. Während des Dritten Reiches pflegte Ida Paulin mit Blumen- und Trachtenmotiven einen gegenständlichen Konservatismus, der bis in die Nachkriegszeit fortwirkte. Vor allem in den 1920er Jahren fing sie den Zeitgeist auf ihren Glasschöpfungen ein: Marlene Dietrich, Josephine Baker, Tänzerinnen und Tänzer, Jazzmusiker, Paare in Abendgarderobe beim Tanz oder an der Bar waren ihre bevorzugten Motive. Immer wieder taucht das Sujet der Spinne und ihres Netzes auf, das Vasen, Dosen, Teller und vor allem Trinkgläsern überzieht. Ihre Glasobjekte verkaufte Paulin mit großem Erfolg auf Messen, Ausstellungen und sogar auf Kreuzfahrtschiffen in alle Welt.
Die Ausstellung „Ida Paulin – Glaskunst made in Augsburg“ läuft vom 22. September bis zum 31. März 2024. Das Schaezlerpalais hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 7 Euro. Begleitend erscheint im Dezember ein Katalog im Verlag Schnell & Steiner als neues monografisches Standardwerk mit Markenverzeichnis.
Schaezlerpalais
Maximilianstraße 46
D-86150 Augsburg
Telefon: +49 (0)821 – 324 41 02 |