Frühe Fotografie in Köln: Die Naturstudien von August Kotzsch  |  | August Kotzsch, Kornpuppe, um 1865 | |
Die SK Stiftung Kultur in Köln widmet sich aktuell in der Photographischen Sammlung dem Wirken von August Kotzsch. 1836 in Loschwitz bei Dresden geboren, zählt der Fotograf zu den noch unentdeckten Meistern seines Fachs in Deutschland. Der Sohn einer Winzerfamilie, der den Familienbetrieb übernahm, hielt in seinen Bildern die ländliche Umgebung seiner Heimat fest und thematisierte in seinen Fotos die Natur, ihre verborgene Schönheit, aber auch die Arbeit in und an der Landschaft, so etwa um 1865 in seiner „Kornpuppe“, in der sich das Stroh zu einem schmalen Berg mit einem Durchbruch türmt, oder in dem etwa gleichaltrigen „Kürbis am Holzstoß“, einem Ausschnitt seines Gartens, in dem der Kürbis ungerührt über das Holz hinweg wächst und sich seine Bahn bricht.
Einen Teil ihre Einkünfte erzielte die Familie Kotzsch durch Vermietung von Zimmern an Künstler, so dass August bereits früh die Gelegenheit hatte bekannte Künstler kennenzulernen. Auch Adrian Ludwig Richter mietete sich ab 1852 in Loschwitz ein, um dort die Sommer zu verbringen. Die Werke des Malers und Grafikers wurden zu frühen Vorbildern für August Kotzsch, der Zeichnungen und Drucke nach Richters Arbeiten und nach der Natur anfertigte. Ein Kunststudium blieb ihm durch fehlende finanzielle Mittel verwehrt. Einen Lehrer fand Kotzsch dann im Maler und Fotografen Johann Niemann, einem Nachbarn der Familie, dem er gelegentlich bei der Herstellung der Aufnahmen zur Hand zu gehen konnte und somit die technischen Verfahren erlernte.
Mit Niemanns Unterstützung, vor allem aber aus eigenem Antrieb eignete sich Kotzsch Kenntnisse im Umgang mit der Kamera an, die schließlich dazu führten, dass er sich mit 24 Jahren als Fotograf selbstständig machte. Niemann war kurz zuvor verstorben; von dessen Witwe konnte der junge Lichtbildner die fotografische Ausrüstung erwerben. In seiner beruflichen Laufbahn widmete sich Kotzsch sowohl in freier als auch in auftragsgebundener Arbeit neben Porträt- und Architekturaufnahmen insbesondere Landschaftsausschnitten, den Tälern und Wäldern um Dresden, den unterschiedlichen Gartenwinkeln, Stillleben, Pflanzen und Früchten der eigenen Ernte sowie Häusern und Höfen.
Seine Negative fertigte August Kotzsch im Kollodium-Nassplattenverfahren an, seine Abzüge auf Albuminpapier, was zu reizvollen changierenden Sepiatöne führte. Schon ab den 1870er Jahren genoss sein Werk internationales Ansehen. So wurde es bei der Weltausstellung in Wien 1873 mit der Verdienstmedaille geehrt, zwei Jahre später bei der Dresdner Industrieausstellung mit einem ersten Preis und einem Ehrendiplom. 1910 starb August Kotzsch in seinem Geburtsort, der mittlerweile ein Stadtteil von Dresden ist.
Die Ausstellung „August Kotzsch – Natur, Landschaft, Genre“ läuft bis zum 21. Januar 2024. Die Photographische Sammlung ist täglich außer mittwochs von 14 Uhr bis 19 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat bis 21 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt an Heiligabend, den Weihnachtsfeiertagen, Silvester und Neujahr geschlossen. Der Eintritt beträgt 6,50 Euro, ermäßigt 4 Euro; an jedem ersten Montag im Monat ist er kostenlos.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
D-50670 Köln
Telefon: +49 (0)221 – 888 95 300 |