Kardinal-König-Kunstpreis für Nika Kupyrova  |  | Nika Kupyrova erhält den Kardinal-König-Kunstpreis 2023 | |
Der Kardinal-König-Kunstpreis geht in diesem Jahr an die 1985 in Kiew geborene Nika Kupyrova und ihre Mixed Media-Installation „Woman in Green“. Die Auszeichnung ehrt „eine für den zeitgenössischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs wichtige Position“, so der Ausschreibungstext. Nika Kupyrova darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 11.000 Euro und über eine Ausstellung samt Katalog im Salzburger Kunstraum St. Virgil mit den anderen Nominierten freuen. Ihr Werk sei konzeptuell und sinnlich zugleich und schließe ein kritisches Potenzial ein, das auch in einer (selbst)ironischen Haltung gründet, so die Jury, die auch das sprachanalytische Interesse der Künstlerin hervorhob. Es erweise sich nicht zuletzt in den modulartig ineinandergreifenden und einander codierenden Bildern und Objekten, die sich, Wörtern und Sätzen vergleichbar, der Betrachtung und Deutung öffnen.
In der Jurybegründung heißt es zudem: „Nika Kupyrova schafft inhaltlich und formal überzeugende, raumgreifende Installationen, in denen Fotografie, Skulptur und Video miteinander vernetzt sind. Die Künstlerin bezieht sich damit auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen, fragt nach deren geschichtlichen Grundlagen oder nach ihrer eigenen Rolle als Künstlerin im Kontext kunstbetrieblicher Vorgaben. Sie hinterfragt dabei nicht nur stereotype Geschlechterrollen und -hierarchien, wie sie etwa die Filmindustrie vermittelt, sondern unterläuft auch konventionelle Wertehierarchien in Bezug auf die unterschiedlichen künstlerischen Medien. So überträgt sie in einigen ihrer Arbeiten der Fotografie, die meist als bloße Kopie oder Dokumentationsmaterial originaler Dinge betrachtet wird, die Rolle des Originals und des Objekts, das der Skulptur als Vorlage dient. Sie treibt damit ein bewusst irritierendes Spiel über das Verhältnis von Original, Unikat und Nachahmung. Ihre Arbeiten integrieren die Betrachter*innen in ein räumliches Setting, das eingeübte Sichtweisen in Frage stellt bzw. die Reflexion darüber in Gang setzt. Die in der Gesellschaft durch den Konsum von digitalen Bildern, Social Media und virtuellen Welten zusehends untergrabene Auseinandersetzung mit realer Räumlichkeit ist eine der oft verkannten und verinnerlichten Realitäten, die Kupyrova mit ihren Arbeiten wieder ins Bewusstsein hebt.“
Nika Kupyrova, die Malerei und transdisziplinäre Kunst in Island, Edinburgh und Wien studierte, erstellte 2022 die Installation „Woman in Green“ aus mehreren, aus Stahlblech geformten, mittels Kletterseilen von Decke oder Wand abgehängten, frei im Raum schwebenden oder am Boden liegenden flachen Skulpturen sowie vier aus Beton und gebogenen, lackierten Stahlrohren bestehenden Objekten, vier gerahmten Farbfotografien und einer Videoinstallation. Das Werk bezieht sich auf Agatha Christies Roman „Das Eulenhaus“ von 1946; die Figur der Bildhauerin Henrietta Savernake ist auch Teil von Kupyrovas Videoarbeit. In dem Roman wird von den Frauen, die in ihre sozialen Rollen eingesperrt sind, erwartet, sich entsprechend der Konventionen zu verhalten. „Woman in Green“ sei eine Erkundung der Mythologisierung einer Künstlerinnenfigur. „Die Künstlerin als performative Figur“, so Nika Kupyrova, wird von ihr hinterfragt und erprobt.
Nika Kupyrova beendete 2016 ihr Studium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, ist seither kuratorisch in unterschiedlichen Galerien und Museen tätig und stellt europaweit aus, etwa im Kunstraum Lakeside in Klagenfurt, im Wien Museum, im Prám Studio in Prag, im Ravnikar in Ljubljana und im Wiels Contemporary Art Centre in Brüssel. Der Kardinal-König-Kunstpreis wurde 2005 im Gedenken an Franz Kardinal König von der Erzdiözese Salzburg ins Leben gerufen und seither alle zwei Jahre vergeben. Die bisherigen Preisträger sind Hans Schabus, Nicole Six und Paul Petritsch, Marko Lulic, Christian Kosmas Mayer, Kathi Hofer, Julia Haller, Kerstin von Gabain, Angelika Loderer und zuletzt Michèle Pagel. Die Preisverleihung an Nika Kupyrova findet am 27. November im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg statt. |