Romanisches Kruzifix restituiert  |  | Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste konnte ein Bronzekreuz an die Erben von Ottmar Strauss zurückgeben | |
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste hat ein mittelalterliches Kruzifix restituiert. Das romanische Bronzekreuz, das wohl aus dem 13. Jahrhundert stammt, war dem Zentrum in Magdeburg anonym per Post zugestellt worden, verbunden mit der Bitte, es an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Das kaum 20 Zentimeter große Stück wird seit 2006 in der Lost Art-Datenbank gelistet, wo es der aktuelle Besitzer vermutlich entdeckte. Einst gehörte der bronzene „Corpus Christi mit Krone“ dem deutsch-jüdischen Unternehmer Ottmar Strauss, der 1941 im Exil verstarb. Das Zentrum Kulturgutverluste hat das Kruzifix nun die Erben Strauss’ übergeben. Gilbert Lupfer, Vorstand des Zentrums, freut sich, dass mit Hilfe von Lost Art ein weiteres Kunstwerk seinen Weg zu den Nachkommen einst verfolgter jüdischer Bürger*innen gefunden hat: „Wieder einmal hat sich gezeigt, welch große Bedeutung die Lost Art-Datenbank dafür hat, den NS-Kunstraub wenigstens in Einzelfällen zu korrigieren. Bedanken möchte ich mich ganz ausdrücklich beim Einsender des Kruzifixes, der seinen Namen nicht genannt sehen möchte.“
Ottmar Strauss besaß eine große Sammlung von Antiquitäten, vor allem religiöser Kunst des Mittelalters. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Kölner Unternehmer als Jude verfolgt, musste bereits im Mai 1933 aus der von ihm mitgegründeten Firma Otto Wolff ausscheiden und emigrierte 1936. Um seine Flucht und Zwangsabgaben wie die „Reichsfluchtsteuer“ zu finanzieren, war er gezwungen, seine Kunstsammlung zu verkaufen. 1934/35 wurde sie in drei Auktionen im Kunsthaus Hugo Helbing in Frankfurt veräußert. In der ersten Versteigerung kam unter der Losnummer 94 das Kruzifix unter den Hammer, das im Auktionskatalog so beschrieben ist: „Kruzifix, Korpus mit Krone, teilvergoldet, Lendentuch mit Email. Eingesetzte Augen, eines fehlt. – Kupfer. H. 18 cm.“ Laut einem annotierten Katalog wurde es für 350 Reichsmark verkauft, der weitere Verbleib ist nicht bekannt. Die Lost Art-Datenbank listet mehr als 2.000 Sucheinträge, die mit dem Namen Ottmar Strauss verbunden sind. Davon wurden bereits mehr als 50 Objekte restituiert. |