Porzellan als Mittel der Diplomatie  |  | Katharina zu Pferde, Meißen 1770 | |
Dass Porzellan im 18. Jahrhundert als Mittel der Diplomatie verstanden wurde, macht seit gestern eine Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden deutlich. In den ersten Jahrzehnten nach der Gründung der Meißner Porzellanmanufaktur im Jahr 1710 verfügte neben dem sächsischen kein anderer europäischer Hof über Porzellan aus eigener Fertigung. Damit hatten die sächsischen Kurfürsten „vor allen hohen Häuptern etwas voraus“, da sie auf diese Weise „köstliche Präsente geben können“, wie es in einer zeitgenössischen Quelle heißt. Dieses Vorteils war sich August der Starke wohlbewusst, der Meißner Porzellan praktisch von Anfang an als diplomatisches Geschenk einsetzte. Da der russische Zarenhof in St. Petersburg der wichtigste Bündnispartner Sachsens im 18. Jahrhundert war, gingen die meisten und auch die qualitätvollsten Geschenke aus Meißner Porzellan dort ein, wie das Teeservice auf vergoldetem Untersatz, das König August III. 1733 der Zarin Anna verehrte, sowie das St. Andreas-Service, das der Kurfürst 1745 anlässlich der Hochzeit des Thronfolgers mit der nachmaligen Zarin Katharina der Großen nach St. Petersburg sandte.
Angeregt durch diese Porzellanpräsente wuchs am Zarenhof die Begeisterung für Meißner Porzellan, was wiederum zu Bestellungen durch die Zaren führte. Vor allem Katharina die Große tat sich als Auftraggeberin für die Meißner Manufaktur hervor, wobei sie ihrerseits Porzellan als Geschenk für verdiente russische Feldherrn oder Politiker verwendete. Ihr umfangreichster Auftrag war die Große Russische Bestellung - 40 mythologische Gruppen, die Johann Joachim Kändler und Michel Victor Acier von 1772 bis 1774 schufen. Sie wird in der Ausstellung zum ersten Mal außerhalb Russlands gezeigt. Als Gemeinschaftsprojekt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Staatlichen Eremitage St. Petersburg, wo sich die Mehrzahl dieser Porzellane bis auf den heutigen Tag befindet, vereint die Ausstellung zusätzlich Stücke aus anderen russischen Museen, dem Rijksmuseum in Amsterdam, mehreren deutschen Museen sowie aus europäischem und amerikanischem Privatbesitz.
Die Ausstellung „Meißen für die Zaren - Porzellan als Mittel sächsisch-russischer Politik im 18. Jahrhundert“ ist im Georgenbau des Residenzschloss bis zum 26. September zu sehen. Geöffnet ist täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Residenzschloss – Georgenbau
Schlossplatz 1
D-01067 Dresden |