Ian Hamilton Finlay gestorben  |  | Obelisk in Ian Hamilton Finlays Gartenreich „Little Sparta“ | |
Ian Hamilton Finlay ist tot. Der schottische Bildhauer, Grafiker, Schriftsteller und Landschaftsdesigner starb am Montag im Alter von 80 Jahren in seinem Besitz Stonypath südwestlich von Edinburgh. Dort hat er auch sein Lebenswerk errichtet. Der Autodidakt, der am 28. Oktober 1925 in Nassau auf den Bahamas als Sohn schottischer Eltern zur Welt kam und nur für kurze Zeit die „Glasgow School of Art“ besuchte, gestaltete seit 1967 sein Anwesen in die poetische Gartenanlage „Little Sparta“ um – eine verwunschene Mischung aus Pavillons, Skulpturen, Denkmälern, Obelisken und in Stein gemeißelten Sprüchen mit mythologischen, historischen und politischen Bezügen. Dabei kam ihm zugute, dass er zunächst schriftstellerisch tätig war. Ab den 1950er Jahren veröffentlichte er Kurzgeschichten und Bühnenwerke und schrieb Stücke für den Hörfunk. 1961 gründete er mit Jessie McGuffie die „Wild Hawthorn Press“ und wurde bald der führende Vertreter der Konkreten Poesie in Großbritannien, bei der die visuelle Umsetzung des Textes genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als der Text ist. Hieraus schuf Finlay Tausende von Positionen seiner visuellen Gedichte auf Karten, Heften, Postern und Gedenkmünzen.
Diese anspielungsreichen Wort-Bilder aus Zitaten, Monogrammen, Emblemen, historischen Namen, Aphorismen setzte Finlay dann weitläufig und monumental in „Little Sparta“ um. Bezugspunkte seines kühlen Klassizismus’ sind die Mythen und Legenden der Antike oder auch die Französische Revolution, die er ganz in ein pazifistisches Anliegen stellte. Seine Kunst mit ihrer Aura ewiger Gülitgkeit will eine moralische Bildung des Menschen erreichen und die Sinnlosigkeit von Krieg und Gewalt vor Augen führen. Dass er dabei oft selbst kämpferisch auftrat, war für Finlay kein Widerspruch, wenn es ihm um die „gerechte“ Sache ging. So legte er sich mit den örtlichen Behörden in Schottland, mehrmals mit dem British Arts Council und schließlich 1988/89 gar mit der französischen Regierung an.
Zu den 200 Jahrfeiern der Französischen Revolution hatte sie 1987 Finlay damit beauftragt, in Versailles einen „Revolutionsgarten“ anzulegen. In der französischen Presse wurden kurz darauf Vorwürfe geäußert, Finlay sympathisiere mit dem Gedankengut der Nationalsozialisten. Obwohl Finlay dies entscheiden zurückwies und den Prozess wegen Verleumdung gewann, lud ihn die französischen Regierung wieder aus. Wegen Höhenangst lebte Finlay, der 1985 für den Turner Prize nominiert war und 1987 bei der Documenta 8 in Kassel ausstellte, die letzten 20 Jahre zurückgezogen in seinem Anwesen Stonypath und konzentrierte seine schöpferische Kraft auf sein Gartenreich. Aktuell ist sein Schaffen bei „Tate Triennial 2006“ in der Londoner Tate Britain zu sehen. |