Erster „Löwe von Weilburg“ an SEO  |  | Die Südkoreanerin SEO erhält den erstmals vergebenen „Löwen von Weilburg“ | |
Die in Berlin lebende südkoreanische Künstlerin SEO ist die erste Trägerin des neu errichteten Kunstpreises „Löwe von Weilburg“. Antje Helbig und Joachim Legner, die Stifter des Preises, die das 2017 eröffnete Rosenhang Museum im hessischen Weilburg an der Lahn gegründet haben, werden die mit 60.000 Euro dotierte Auszeichnung überreichen, sobald es die durch Corona bedingten Umstände zulassen. „Mit der Vergabe an die Künstlerin SEO haben wir eine würdige Preisträgerin gekürt, die trotz ihres noch jungen Alters über ein bemerkenswertes Œuvre verfügt“, so der Juryvorsitzende Ulrich Ptak. Den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis sprach die Jury der 1975 in Bremen geborenen Sultan Adler zu, die in Berlin und Istanbul lebt. Adler, die sich aufgrund ihrer Biografie wie SEO mit dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen auseinandersetzt, soll darüber hinaus eine Ausstellung im Museum gewidmet werden. Die Preisgelder werden für Ankäufe des Museums verwendet.
Die 1977 im südkoreanischen Gwangju geborene Künstlerin SEO, mit vollem Namen Seo Soo-kyoung, studierte von 1996 bis 2000 an der Chosun University bildende Kunst. Als Jahrgangsbeste siedelte sie nach Berlin über, wo sie an der Universität der Künste bei Georg Baselitz ihre Studien weiterführte und 2003 dessen Meisterschülerin wurde. SEO arbeitet hauptsächlich mit malerischen Collagen aus bunten Papieren. Mithilfe von Mitarbeitern klebt sie vorher zerrissene und eingefärbte Papierfetzen auf Leinwände, die sie mit Vorzeichnungen versehen hat. In ihren optimistischen und lebensfrohen Schöpfungen verarbeitet sie unterschiedliche Leitgedanken. Dabei greift sie auf Motive von Ernst Ludwig Kirchner, Caspar David Friedrich und Carl Spitzweg, aber auch Stereotypen zurück, die für SEO typisch Deutsch sind, wie Gartenzwerge und Hirschgeweihe.
„Die Entscheidung der Jury überzeugt und folgt den selbstgesteckten Zielen unserer musealen Arbeit. Die Pflege, die Förderung und der Diskurs um die Belange der bildenden Kunst stehen im Rosenhang Museum an oberster Stelle. Die ersten Preisträger sind zwei Frauen, auch das passt gut zu uns“, so Museumsdirektorin Antje Helbig. In der international besetzten Preisjury waren der Hamburger Publizist Manfred Bissinger, António Moutinho Cardoso, Leiter des Museo Pinto in Porto, die chinesische Kunsthistorikerin Mei Huang, ihr Rostocker Kollege Ulrich Ptak sowie Antje Helbig und ihr Mann Joachim Legner vertreten.
Helbig und Legner entdeckten bei einer AIDA-Kreuzfahrt ihre Begeisterung für zeitgenössische Kunst und sammeln seitdem. Dafür baute das Paar die ehemals firmeneigene, leerstehende Brauerei zum Rosenhang Museum um. Die auf 2.000 Quadratmeter ausgestellte Kunst soll „das Leben der Menschen bereichern, nicht unnötig verkomplizieren oder problematisieren. Sie soll dem Menschen im positiven Sinne dienen, darf auch nicht schwierig zu verstehen und deshalb erläuterungsbedürftig sein“. In Weilburg finden sich Werke von Christopher Lehmpfuhl, Cornelia Schleime, Elvira Bach, Gerhard Richter, Markus Lüpertz, Günther Uecker, Christian Awe, Hans Aichinger, Stephan Balkenhol und der eben ausgezeichneten SEO. |