Die unbekannte Seite der Charlotte March  |  | Charlotte March, House of Prince Enrico d’Assia, Ischia, 1953 | |
Auch die Sammlung Falckenberg beteiligt sich an der diesjährigen Triennale der Photographie Hamburg und präsentiert seit dem Wochenende eine umfassende Werkschau zu Charlotte March. Dabei kann sie sich auf den rund 30.000 Aufnahmen großen Nachlass der 2005 in Hamburg verstorbenen Fotografin stützen, den der Sammler Harald Falckenberg übernommen hat. Daraus haben die Kurator*innen Goesta Diercks, Dirk Luckow und Manju Sawhney rund 300 Werke aus allen Arbeitsphasen Marchs ausgewählt und wollen mit ihnen auch weniger prominente Aspekte aus ihrem Œuvre beleuchten. So reicht der Bogen von ihrer Dokumentation der Insel Ischia aus den 1950er Jahren bis zu den späten internationalen Aufträgen aus der Mode- und Werbebranche, die March in Magazine wie Brigitte, Stern, Elle, Vogue Italia, Vanity Fair oder Harper’s Bazaar veröffentlich hat. Während sie später vor allem ihre Modelle aus der Sicht einer emanzipierten Frau, die einer freien Lebenswelt entstammt, inszenierte, setzte sie ihren früheren Schwerpunkt bei der „Humanistischen Fotografie“ und holte den Menschen in seinem alltäglichen Umfeld vor ihre Kamera. Dabei blickte March oft Sensibel hinter die Kulissen gewöhnlicher, allzu menschlicher Lebenssituationen.
So schoss Charlotte March 1953 das Bild „House of Prince Enrico d’Assia“. Bei dieser Schwarzweißfotografie kann man kaum fassen, dass sie auf der heute so touristisch geprägten Urlaubsinsel Ischia entstanden ist: Auf einer nüchternen Terrasse, vor einem Haus mit Flachdach sitzt eine Frau mit angezogenen Beinen, im Hintergrund steht ein Mann. Die Komposition ist von den weißen Flächen der Wände geprägt; der intime Ort wirkt beinahe wie ein großer leerer Platz, wie ihn beispielsweise Giorgio de Chirico auf die Leinwand bannen würde. Auch Marchs Modefoto von Marie Knopka aus dem Jahr 1964 ist kaum mit einem herkömmlichen Werbeplakat für Bademode aus dieser Zeit vergleichbar. Schwerelos scheint das Modell mitten in den quadratischen Grenzen des Bildes zu schweben. Alles zeugt von Lebensfreude, Sonne und Heiterkeit.
Die Ausstellung „Charlotte March. Fotografin“ läuft bis zum 4. September. Die Sammlung Falckenberg hat sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Im Rahmen einer Führung kann die Schau auch am Freitagnachmittag um 16 und 18 Uhr sowie am Samstagnachmittag um 15 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist er kostenlos. Begleitend ist ein Katalog im Hatje Cantz Verlag für 39 Euro erschienen.
Deichtorhallen Hamburg – Sammlung Falckenberg
Wilstorfer Straße 71
D-21073 Hamburg
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