Graz zeigt Axl Leskoschek  |  | Axl Leskoschek, o. T. (Garten mit Bananenstaude), 1947 | |
Die Neue Galerie Graz präsentiert eine Ausstellung des österreichischen Malers und Grafikers Axl Leskoschek, der vor allem in der Zwischenkriegszeit die Avantgarde der jungen Alpenrepublik prägte. Untrennbar ist sein Name etwa mit der Grazer Sezession verbunden, deren Gründungsmitglied er 1923 war. Seine Arbeiten, hauptsächlich Gemälde und Holzschnitte, lassen sich unter anderem dem Expressionismus und Surrealismus zuordnen. Neben Leskoscheks künstlerischer Tätigkeit prägte insbesondere sein politischer Einsatz gegen den Faschismus seine Biografie. Als politisch links stehender Aktivist, der sich intensiv für die Sozialdemokratie und später für die Kommunisten engagierte, war er ab 1934 in Österreich verfolgt und mehrfach inhaftiert worden. Im Zuge des sogenannten „Anschlusses“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich floh Leskoschek 1938 zunächst in die Schweiz und ging 1940 nach Brasilien. Daher auch der Titel der Ausstellung „Axel Leskoschek. Brasilien“, die zugleich an die Staatsgründung Brasiliens im Jahr 1822 erinnern will.
In Südamerika schuf Axl Leskoschek bunte Landschaftsbilder, die häufig den brasilianischen Regenwald oder einheimische Arbeiter zum Inhalt haben. Sein Gemälde „Das Kalb auf der Fazenda“ von 1947 verherrlicht in expressionistischer Manier das arbeitsreiche Landleben im Einklang mit Flora und Fauna. Eine blaugekleidete Frau steht mit Eimer in der Hand vor einem Bauernhaus im Regenwald. Ihr Sohn streichelt ein junges Kalb: Arbeit und Natur sorgen für die Grundlagen der kommenden Generation. Leskoschek war jedoch auch ein Chronist der in Brasilien immer noch vorherrschenden Sklavenarbeit. Einfühlsame Porträts wie „Helio“, das Bild eines kleinen afrikanischen Jungen vor Bananenstauden, sind künstlerischer Ausdruck dieser Seherfahrungen von Leskoschek. In Brasilien feierte der Österreicher große Erfolge. So waren seine Gemälde und Grafiken etwa in Ausstellungen in Rio de Janeiro zu sehen.
Nach seiner Rückkehr nach Österreich dauerte es eine Weile, ehe er im Wien der Nachkriegszeit Fuß fassen konnte. Im Zuge der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 distanzierte er sich von der Kommunistischen Partei und erhielt im selben Jahr den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst. 1974 wurde sein Schaffen spät mit einer Schau in der Albertina gewürdigt. Mit der ungegenständlichen Kunst der internationalen Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre konnte sich der kommunistisch geprägte Leskoschek jedoch nie anfreunden. Ungegenständlich Kunst nahmen er und sein sozialistisches Umfeld als Ausdruck der westlichen Dekadenz und Konsumgesellschaft war. „Es muss die Welt dargestellt werden, in der in dialektischem Prozess der Klassenkampf der Arbeiter zum Kampf zweier Weltsysteme geworden ist“, so Leskoschek 1960 in seinem Tagebuch. Mit dieser Haltung bleib der Maler seinen kommunistischen Idealen bis zu seinem Tod 1976 treu und gleichzeitig in der mit formalen und ästhetischen Fragestellungen ringenden Wiener Avantgarde eine zunehmend isolierte Figur, in deren Kreisen Kunst als Propagandamittel wenig Platz hatte.
Die Schau „Axel Leskoschek. Brasilien“ läuft vom 1. Juli bis zum 21. August. Die Neue Galerie Graz hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 10,50 Euro, für Senioren 9 Euro, für Schüler und Studenten 4 Euro. Kinder unter 6 Jahren sind frei. Im Zuge der Ausstellung erscheint im Eigenverlag des Joanneum ein Katalog für 9,50 Euro.
Universalmuseum Joanneum – Neue Galerie Graz
Joanneumsviertel, Zugang Kalchberggasse
A-8010 Graz
Telefon: +43 (0)316 – 80 17 91 00 |