Erste Benin-Bronzen zurückgegeben  |  | Gedenkkopf eines Königs, Königreich Benin, 18. Jahrhundert | |
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat als erstes deutsches Museum zwei der sogenannten „Benin-Bronzen“ an Nigeria restituiert. Bei einem Besuch in Berlin überreichten heute Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth dem nigerianischen Kulturminister Lai Mohammed und dem Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten Zubairu Dada die Reliefplatte mit einem König und vier Begleitern sowie den Gedenkkopf eines Königs aus den Sammlungen des Ethnologischen Museums. Die beiden Güsse aus dem 16. Jahrhundert und 18. Jahrhundert gelangten im Jahr 1898 in den Bestand des damaligen Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin.
Vorausgegangen war die Eroberung des Königreichs Benin durch britische Truppen im Jahr 1897, die auch den königlichen Palast plünderten und Oba Ovonramwen, den letzten unabhängigen König, ins Exil verbannten. Tausende Objekte wurden als Kriegsbeute nach London verschifft und dort veräußert. Weitere hunderte der geplünderten Benin-Bronzen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert blieben noch eine Zeit lang im kolonialen Nigeria, gelangten dann aber über Netzwerke von europäischen und afrikanischen Geschäftsleuten und Händlern ebenfalls in europäische und nordamerikanische Museen, so auch die beiden jetzt restituierten Messingfiguren.
Bei dem Festakt haben Deutschland und Nigeria zudem eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, die die Übertragung weitere Kunstwerke nach Nigeria ermöglicht. Auf dieser Grundlage können zukünftig Rückgabevereinbarungen zwischen deutschen Museen und der nigerianischen National Commission for Museums and Monuments geschlossen werden. Baerbock bezeichnete den Vertrag als „historische Einigung“, der weitere folgen würden. Mit der Rückgabe der Benin-Bronzen stelle sich Deutschland seiner Kolonialvergangenheit, so Baerbock weiter. „Wir machen uns auf den Weg in eine Zukunft, in der Nigeria und Edo people Eigentümer der Benin-Bronzen sind“, ergänzte Roth. Damit solle das kulturelle Fundament für eine neue Zeit der Zusammenarbeit gelegt werden.
Mehr als eintausend Bronzen aus dem ehemaligen Königreich Benin im heutigen Nigeria lagern in den Depots und Sammlungen von insgesamt 20 Museen in Deutschland. Die Kunstwerke stammen aus dem Königspalast des Oba, der im Jahr 1897 durch britische Soldaten dem Erdboden gleichgemacht wurde. Im Zusammenhang mit den Plünderungen wurden wohl insgesamt mehr als 5.000 Bronzen gestohlen und unrechtmäßig nach Europa und in die USA verbracht. Die Objekte aus deutschen Museen sollen nun in das Eigentum Nigerias übergehen. Zugleich ist geplant, dass eine repräsentative Auswahl der Benin-Bronzen als langfristige Leihgabe in deutschen Museen bleibt und damit ein neuer kultureller Dialog zwischen Deutschland und Nigeria möglich wird. |