Helen Frankenthaler in Essen  |  | Helen Frankenthaler, Billboard Study, 1966 | |
Nach der Kunsthalle Krems präsentiert nun auch das Museum Folkwang in Essen die Retrospektive „Malerische Konstellationen“ zum Schaffen der 2011 verstorbenen Helen Frankenthaler. Die US-Amerikanerin zählt zu den Pionierinnen des Abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei. 1928 geboren, konnte sie sich bereits mit 23 Jahren in der männlich dominierten Kunstszene New Yorks behaupten und gehörte zum Kreis um Jackson Pollock und Willem de Kooning. Mit der von ihr erfundenen Soak-Stain-Technik avancierte Frankenthaler zur Vorläuferin der Farbfeldmalerei und beeinflusste Künstler wie Kenneth Noland oder Morris Louis. Die Essener Schau umfasst 84 Exponate zwischen 1949 und 2002 und gibt in zehn Räumen einen Überblick über Frankenthalers Werk, angefangen bei noch figurativ anmutenden frühen Gemälden, über den Abstrakten Expressionismus und die Farbfeldmalerei bis zu ihren landschaftlich anmutenden Arbeiten.
Der erste Abschnitt ist den 1950er Jahren und der Auseinandersetzung Frankenthalers mit dem Medium Papier gewidmet. In ihren Arbeiten aus diesem Jahrzehnt werden kubistische Vorbilder oder Einflüsse Willem de Koonings deutlich. Schon in der Papierarbeit „Great Meadows“ von 1951, eine Leihgabe aus dem Museum of Modern Art in New York, kristallisiert sich Frankenthalers Bildsprache heraus. Ausgehend von Pollocks Drip-Paintings nutzte sie für ihre Soak-Stain-Technik verdünnte Farbe und ließ sie über die ungrundierte Leinwand laufen. In den 1960er Jahren zieht es die Malerin zu starkfarbigen Werken mit transluziden, fließenden Feldern, etwa beim auf Papier gemalten „Grotto Azura“ von 1963, der eine feuerrote offene Dreiecksform mit einem azurblauen sichelartigen See kontrastiert. Ihre großformatige Leinwand „Noon“ von 1966 verdeutlicht den Wechsel von den Öl- zu Acrylfarben, die eine sattere Tönung der Farbflächen, schärfere Kanten und deutlichere Konturen erlaubten. Dieses Malmittel sollte bis zum Ende ihres Schaffens dominant bleiben.
Die Werke aus den 1970er Jahren bilden das Zentrum der Ausstellung. Fortan stand bei Helen Frankenthaler Papier als Bildträger im Vordergrund. Sie schichtete und überlagerte Farben und bildete geschlossenere Kompositionen. Form, Format und Titel verweisen häufig auf Landschaften, ohne dass eine direkte Abbildung der Natur erfolgte. In den folgenden vier Räumen sind die künstlerischen Veränderungen von den 1980er bis in die 2000er Jahre greifbar, von den breiten weißen flüssigen Farbstreifen auf Papier von 1984 bis zu dem großformatigen Werk in dunkel leuchtenden Farbfeldern aus transluzidem Lila und dichtem Nachtblau von 2002.
Die Ausstellung „Helen Frankenthaler. Malerische Konstellationen“ läuft bis zum 5. März 2023. Das Museum Folkwang hat dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 20 geöffnet. Das Haus bleibt an Heiligabend, am 1. Weihnachtsfeiertag und zu Silvester geschlossen. Um die Buchung eines Zeitfenstertickets wird gebeten. Der Eintritt beträgt regulär 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Der Ausstellungskatalog kostet im Museum 29,80 Euro.
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
D-45128 Essen
Telefon: +49 (0)201 – 88 45 444 |