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Seit 1766 unterrichtete der gebürtige Schweizer Adrian Zingg an der Dresdner Kunstakademie Kupferstich und Landschaftszeichnen. Er führte die – auf seinen Berner Lehrer Johann Ludwig Aberli zurückgehende – sogenannte Aberli’sche Manier ein, in der die Konturen einer Gegend mit präzisen und zugleich beweglichen Linien umrissen werden; anschließend werden die Binnenformen mit Tusche oder Wasserfarben laviert. Zingg hat so die sächsische, oberlausitzische, erzgebirgische und böhmische Landschaft meisterhaft in seinen Werken erschlossen. Um einen lebendigen Effekt zu erzielen, waren mehrere Voraussetzungen nötig: eine ausgewogene Komposition, ein energischer und zugleich sensibler Zeichenstil mit spitzem Stift oder Feder und ein effektives und zugleich künstlerisch überzeugendes System schreibender Kürzel zur Bezeichnung von Baumkronen, Laub oder Unebenheiten im Gelände; außerdem die Fähigkeit, mit flüssigem Pinsel rasch und zugleich in den Helligkeitsstufen differenziert zu lavieren. Das Werk des „Entdeckers der Sächsischen Schweiz“ ist umfangreich und breit gestreut, doch weniger bekannt als seinem Rang angemessen ist. Die „Flusslandschaft mit Fischern“ ist ein qualitätsvolles Zeugnis von Zinggs Zeichenkunst: Sie zeigt zwei Gruppen von jeweils drei Fischern an einem gewundenen Fluss mit Wasserfall, dessen Ufer von Wiesen und Bäumen gesäumt sind. Solche Gruppen mit Kescher, Reuse und einer Stange zum Abstoßen des Bootes tauchen in Variationen in Zinggs Werk immer wieder auf. Links und rechts setzt sich die Landschaft scheinbar unabgeschlossen fort. Es handelt sich dabei sicher nicht um eine identifizierbare Gegend, sondern es sind Elemente italienischer wie z.B. böhmischer Landschaften miteinander kombiniert. Im Zentrum steht auf einer rasenbewachsenen Erhebung eine lockere Gruppe von drei Bäumen; ein Gebirge am relativ niedrigen Horizont mutet italienisch an. Mit abnehmender Strichstärke und Farbintensität verdeutlicht Zingg die Tiefenperspektive. Seine Werke leben stets von der Attraktion der Ferne, vom Aufeinandertreffen naher und entfernter Bildgegenstände. Durch die meisterlich differenzierten Übergänge vom Vordergrund, auf den der Betrachter hinabblickt, zum Mittel- und Hintergrund, zu dem der Blick hinaufgeführt wird, sowie durch das warme Licht und die ausgewogene Komposition strahlt das bewegte, durch Staffagefiguren belebte Panorama eine heitere Harmonie aus. |