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Neben Franz Theobald Horny gilt Friedrich Nerly als der bedeutendste Schüler des Kunsttheoretikers und Malers Carl Friedrich Freiherr von Rumohr. Diesen lernte Nerly im Hamburger Hause Johann Michael Speckters kennen, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts als ein Zentrum geistiger und künstlerischer Interessen galt. In eben diesem Umfeld nahm 1823 Carl Friedrich von Rumohr den gerade 16jährigen Nerly als Schüler auf. Unter dessen Aufsicht eignete sich der junge Nerly nicht nur erstaunliche künstlerische Fähigkeiten an, er profitierte auch von den in gesellschaftlichen Kreisen geachteten Sitten seines Lehrers. Zu der intensiven Ausbildung zählen auch Wanderungen durch den Harz im Jahre 1827 sowie eine anschließende Reise nach Weimar, wo Nerly die Bekanntschaft von Goethe machte. Die für Nerly so bedeutende und endgültige Reise nach Italien folgte im Jahre 1828. Das Land sollte zu seiner neuen Heimat werden. Korrelierend mit dieser Begeisterung für Italien nennt sich der junge Künstler, der als Friedrich Nehrlich geboren wurde, von da an italianisierend „Nerly“. Das vorliegende, sehr frühe Blatt entstand noch vor den Wanderungen im Harz und der Italien-Reise. Nerlys einziger Lehrer und Helfer war Rumohr, der als Verfechter eines antiakademischen Lehrstils den noch „unverdorbenen“ Jungen nach seinen Vorstellungen prägte. Hierzu zählte ein intensives Studium vor der realen Natur, wofür unser Blatt ein hervorragendes Beispiel ist. Nerly verwendet die von seinem Lehrer so hoch geschätzte Feder virtuos und erreicht durch minimale Verstärkung des Druckes eine erstaunliche Tiefenwirkung. Die geschwungenen und eng beieinander liegenden Schraffuren verraten deutlich die Handschrift Rumohrs. Die gekonnte Erfassung der bildprägenden Details einer solchen weiten Landschaft zeugen deutlich von Nerlys Fähigkeiten, der Natur ihre entscheidenden Elemente zu entlocken und sie sichtbar zu machen. Diesen, auch für den späteren Werdegang Nerlys in Italien entscheidenden, sondierenden Künstlerblick dankt er wohlmöglich seinem Lehrer, indem er sich mit ihm als Wandergenosse im Bilde selbst darstellt. Das noch mit „Nehrlich“ signierte Blatt dokumentiert deutlich, welches Können die dreijährige Ausbildung Rumohrs bereits in dem jungen Künstler freigesetzt hat. Somit wird hier besonders die Wichtigkeit dieser frühen Einwirkung auf den später so berühmten und geschätzten Nerly sichtbar. |