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Benedikt Richert – das Schwindelerregende
Benedikt Richerts Bilder erzählen keine Geschichte. Sie verweigern jede sinnhafte Aussage. Vielmehr zeigen sie Figuren, Menschen und Dinge, die, ohne dass es einer weiteren Angabe von Gründen bedürfte, ›einfach da sind‹. Es spielt auch keine Rolle, woher sie gekommen sind. Manch eine Figur mag sich aus einem Jahrhunderte alten Gemälde von Francisco de Goya herüber gestohlen haben, eine andere von einem leibhaftigen Modell herstammen.
Die Orte, an denen sie sich einfinden, sind ganz und gar verschieden von der Welt, die uns aus der alltäglichen Erfahrung vertraut ist. Hier sind die drei Dimensionen des mathematischen Raums nicht gültig, genauso wenig wie das Gesetz der Schwerkraft. Benedikt Richerts Bilder bedürfen keines festen Bodens. Sie entziehen sich dem Drang etwas dingfest zu machen.
Die Figuren schweben, schwanken oder verblassen, einfach deshalb, weil es ihnen möglich ist. Umso erstaunlicher ist, dass diese Bilder den Betrachter keinesfalls irritieren. Aller Wunderlichkeit zum Trotz wirken die Orte samt den Figuren, welche sie beleben, völlig glaubwürdig. Der Grat zwischen dem, was wirklich ist und dem, was wirklich sein könnte, ist zuweilen recht schmal.
Katrin Dillkofer
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