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Die Septemberauktionen bilden einen gesunden Kunstmarkt ab. In allen Bereichen ist ein grosses internationales Interesse privater Sammler festzustellen. Einen Spitzenpreis von CHF 2 665 000 erzielte das 91,5x125 cm grosse Bild „Lot und seine Töchter“ von Francisco de Goya. Es galt 80 Jahre lang als verschollen, bis es in diesem Jahr von Koller Auktionen wiederentdeckt wurde.
Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts
Spitzenpreis für Frühwerk von Goya
Für das Gemälde “Lot und seine Töchter“, das Francisco de Goya etwa 1771 nach seinem Italienaufenthalt und knapp 30-jährig malte, gingen private Gebote aus Russland, Spanien, der Schweiz und den Niederlanden ein. Das Rennen machte schliesslich der niederländische Bieter. Das 80 Jahre als verschollen geglaubte Frühwerk des spanischen Grossmeisters war ihm rund CHF 2,7 Mio. wert. Das Ergebnis entspricht damit mehr als dem Dreifachen der oberen Schätzung (Lot 3034).
Ebenfalls ein Millionenresultat von CHF 1 066 500 erzielte das Werk “Christus und Johannes als Kinder, sich umarmend“ von Joos van Cleeve aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es geht nach einem rund 10-Minuten langen Bietergefecht an einen russischen Sammler (Lot 3016). Zu den weiteren wichtigen Ergebnissen der Altmeisterauktion zählen die CHF 264 000 für den rechten Altarflügel von Jacques Daret mit der Darstellung des heiligen Franziskus (Lot 3018). Nach London verkaufte sich zu einem Auktionspreis von CHF 204 000 das Schulterstück einer byzantinischen Ikone mit Christus aus dem 12./13. Jahrhundert (Lot 3003). In Moskauer Privatbesitz geht das Stilleben mit Früchten, Papagei, Muscheln und Insekten von Balthasar van der Ast für CHF 164 000 (3041). Die modern anmutende Darstellung eines Interieurs mit Dame und Herrn beim Rauchen des niederländischen Altmeisters Pieter J. Elinga ging schliesslich für CHF 117 600 in Schweizer Privatbesitz (Lot 3072). Haupt-Los der Gemälde des 19. Jahrhunderts war das Bild “Weite Landschaft mit Siedlern“ von Ivan Aivazovsky aus dem Jahr 1856. Es erzielte mit CHF 790 500 das dritthöchste Auktionsergebnis.
Insgesamt setzte das Auktionshaus mit alten Gemälden CHF 8 Mio. um.
Altmeister Grafiken und Zeichnungen
Hohe Gebote für hohe Qualität
Liebhaber alter Graphiken und Zeichnungen boten bei Koller am 21. September hoch für ihre Objekte. Für eine Überraschung sorgte ein Kupferstich von Aegidius II. Sadeler, der Bartholomäus Spranger und das Gedenkbild seiner verstorbenen Gattin Christina Müller darstellt. Ein Käufer aus den USA bot inklusive Aufpreis CHF 10 600, was dem zehnfachen der oberen Schätzung entspricht (Lot 3538). Seine Schätzung mehr als verdoppelt hat mit CHF 18 000 auch das schön kolorierte Studienblatt mit zahlreichen Kleintieren in Aquarell und schwarzer Feder (Lot 3427). Ein weiteres Studienblatt in Tusche und Aquarell eines deutschen Meisters um 1600 mit der Darstellung von Fröschen, Insekten und Käfern überschritt die obere Schätzung bei einem Preis von CHF 12 000.
Die Radierung mit der Darstellung eines Drehorgelspielers von Harmensz van Rijn Rembrandt um 1635 erzielte einen Preis von CHF 8 800. Eine Federzeichnung in Braun und Grau aus dem mit der Darstellung einer bewaldeten Landschaft mit Felsen und Höhlen zählt mit einem Verkaufspreis von CHF 10 200 ebenfalls zu den Highlights (Lot 3430). Zwei italienische Arbeiten, eine Studie zu vier Köpfen aus dem 17. Jahrhundert in Rötel (Lot 3413) und ein stehender Männerakt in Rückenansicht in schwarzer Kreide aus dem 16. Jahrhundert (Lot 3402) erzielten mit CHF 7 200 bzw. CHF 5 400 ebenfalls gute Resultate.
Bücher und Autographen
William Hamiltons Vulkane steigen am höchsten Die zwei Bände der “Campi Phlegraei“ von William Hamilton mit einer doppelblattgrossen kolorierten Karte und 59 kolorierten Kupfertafeln, die in Neapel von 1776 bis 1779 im Fabris-Verlag erschienen, gehören nicht nur zu den ersten, sondern vielmehr zu den schönsten Studienbüchern über Vulkane des 18. Jahrhunderts. Das unter Lot 372 bei Koller angebotene Exemplar entpuppte sich denn auch als Spitzenlos der Bücherauktion. Ein deutscher Privatsammler ersteigerte es zu einem Preis von CHF 60 000. Nur wenig tiefer lag mit CHF 54 000 der Preis für das Buch über die Orientreise, die der russische Thronfolger Nikolaus Alexandrowitch von 1890 bis 1891 unternahm. Seinen eigenhändig verfassten Reisebericht wurde von 1893 bis 1897 im Brockhausverlag mit zwei gestochenen Porträts und zahlreichen Illustrationen herausgab (Lot 384). Das angebotene Exemplar ersteigerte nun eine russische Sammlerin. Seine Schätzung verdreifacht hat mit CHF 36 000 das 134 Blatt umfassende Niederländische Gebetbuch auf Pergament um 1420 bis 1430. Damit war es noch begehrter als die in Nürnberg um 1493 erschienene Weltchronik von Hartmann Schedel, die CHF 28 800 erzielte. Sowohl das Gebetbuch als auch die Schedelsche Weltchronik gingen in Schweizer Privatbesitz (Lot 209).
Möbel und Dekorationen
Breitgefächertes Interessenpublikum für Objekte aller Epochen Die Möbelauktion bei Koller bot für ein internationales Publikum mit unterschiedlichen Interessen viele Highlights. Gute Ergebnisse können sodann für Objekte aller Sorten aus allen Epochen festgehalten werden. Das Haupt-Los der Auktion, eine Schreibkommode “à Fleurs“ aus der Louis XV-Epoche signiert von Barthel in Neuwied, der im Umkreis des grossen Abraham Roentgen wirkte, konnte an einen Schweizer Privatier für CHF 396 000 verkauft werden (Lot 1061). Beim zweit-wertvollsten Objekt konnte sich ein Franzose am Telefon gegen einen deutschen Bieter durchsetzen; der dem Pariser Meister A.L. Gilbert zugeschriebene Verwandlungstisch verdoppelte mit einem Verkaufspreis von CHF 103 200 schliesslich seine Schätzung (Lot 1182). An einen Schweizer im Saal zugeschlagen wurde hingegen das schlicht-klassische, elegante Louis XVI-Bureau-Plat von E. Avril (Lot 1159). Es erzielte mit Aufpreis CHF 72 000.
Internationale Bieterbeteiligung auch bei den Einrichtungsgegenständen: Nach China geht etwa Lot 1152, eine Louis-XVI-Skelett-Pendule mit Mondphase und Kalender, gefertigt 1785 im Uhren-Atelier von Bourret. Ein Empire-Prunk-Korbdeckenleuchter aus einer Pariser Meisterwerkstatt, hergestellt in den Jahren 1815, konnte am Telefon einem russischen Privatier zugeschlagen werden, der dafür CHF 33 600 zu zahlen bereit war (Lot 1233A). Schillerndstes Objekt der Auktion war die grosse Tischlampe in Form einer Girandole im Empire-Stil, welche nach 1972 bei Odiot gefertigt wurde. Fünf Telefonbieter aus Österreich, der Schweiz und Frankreich interessierten sich dafür. Den Zuschlag erhielt schliesslich der französische Privatier, der mit CHF 30 000 inklusive Aufgeld das Doppelte der Schätzung bot (Lot 1233). Für das Paar Prunk-Emailvasen Napoléon III aus Frankreich boten ein Schweizer, ein Engländer und ein Russe ebenfalls telefonisch, wobei sichder Engländer bei CHF 55 200 inkl. Aufgeld durchsetzte (Lot 1341).
Schmuck
Ein Feuerwerk der schönen Schliffe
An der Auktion für Schmuck und Armbanduhren kam es insbesondere unter den veranschlagten Spitzenobjekten zu spannenden Bietergefechten. Seine Schätzung um das Achtfache übertroffen hat etwa Lot 2158. Auf CHF 9 000 geschätzt, erzielte das antike Gemmen-Gold-Collier mit Anhänger im archäologischen Stil, gefertigt in den Jahren um 1880, CHF 52 800. Beim höchsten Ergebnis handelt es sich allerdings um CHF 240 000 für Lot 2084. Der Fancy-Diamant-Ring von Ziegler-Ardessi - mit einem Brillanten von 10,61 ct., in Fancy-Light-Yellow-Ton auf der Schauseite - übertraf die Schätzung um das Doppelte. Mit CHF 162 000 folgte Lot 2170, ein klassischer Solitaire mit einem Diamanten von 5,01 ct. und weiteren rund 50 Brillanten von 0,10 bis 0,20 ct. Ebenfalls im Bereich der Schätzung waren die CHF 138 000 für Lot 2212, einem wiederum klassischen Solitaire-Ring mit einem Diamanten von 2,53 ct. und 16 kleineren Diamant-Baguetten.
Bei den Uhren waren die Damen-Modelle von Harry Winston gefragt. Die Diamant-Pinksaphir-Armbanduhr in Gelbgold750 mit 12 rosaroten Saphiren erzielte CHF 12 600 (Lot 2307). Auf CHF 12 000 brachte es Lot 2310, ebenfalls eine Diamant-Saphir-Damenarmbanduhr mit rechteckigem Gehäuse. Von Harry Winston auch Lot 2315, eine Saphir-Diamant-Uhr mit Chronograph und Perlmutt-Ziffernblatt und zahlreichen Diamanten. Sie brachte es auf CHF 16 200. |