Losnummer: 1701
Die Herkunft dieses Dekors wurde seit der massgeblichen Hausmalerpublikation von 1925 durch Gustav Pazaurek, dem Dresdener Vergolder und Emailleur Christoph Conrad Hunger zugeschrieben. Pazaurek unterschied damals die farbigen Reliefemail Dekore, durch eine Signatur von Christoph Conrad Hunger belegt und wie hier reine Goldreliefdekore, die zurückzuführen seien auf ähnlich bemalte Dresdener Glaspokale. (Deutsche Porzellan und Fayence Hausmaler, 1925 (1971), Bd. 1, S.143-151).
Die 'Biographischen Daten der Meissener Manufakturisten' von Rainer Rückert aus dem Jahr 1990 liefern den genauen Lebenslauf des Goldarbeiters CH. C. Hunger.
Er kam Anfang 1717 aus Frankreich nach Dresden, wo er Böttger kennenlernte, der ihm offenbar im selben Jahr bereits das geheime Masse-Arkanum verraten haben soll, wie aus einem Brief des damaligen Manufaktur-Inspektors Steinbrück an den König hervorgeht. Im Juli kam Hunger nach Meissen, wurde jedoch bald vom Kaiserlichen Gesandten in Dresden, Graf Vrimont, zur Flucht nach Wien überredet, wo er sich mit seiner Kenntnis des Arkanums beworben hatte und sich 1718 ein Jahr lang um die Herstellung von Porzellan bemühte. Dass Hunger zu Lebzeiten Böttgers, in den wenigen Monaten des Jahres 1717, viel für Meissen getan haben könnte, ist höchstunwahrscheinlich. 1718 wird schliesslich das Kaiserliche Patent zur Wiener Porzellanmanufaktur angemeldet von Claudius Innocentius Du Paquier, dem Hunger bei der Entwicklung als 'Mit-Consorte' zu Hilfe beigestanden hatte. Sein Ruf war zweifelhaft. Nach einer Inhaftierung in Wien, flieht 1720 Hunger erneut, nach Venedig, wo ihm zwischen 1719 bis 1724 gelingt, in der Manufaktur Vezzi Porzellan herzustellen.
1727 kehrt er schliesslich nach Dresden zurück und wird nach längerem hin und her, schliesslich durch Genehmigung vom König, August dem Starken, neben George Funcke, dem Goldschmiedemeister seit 1710, ''bey der Porcellain-Manufaktur zum emailliren mit Golde gebrauchet''.
1729 verlässt Hunger Sachsen, Richtung Berlin, später Schweden und schliesslich Russland, wo er 1747 als Leiter der Petersburger Manufaktur Winogradow erwähnt wird.
In den 'Biographischen Daten' vermerkt Rückert weiter, dass Dekore von Hunger auf Meissener Porzellan bisher nicht identifiert wurden. Das ihm zugeschriebene 'Hunger-Email', also Reliefgold auch mit Transluzidemail Tupfen, sei von französischen Vorbildern abzuleiten.
(R.Rückert, Biographische Daten der Meissener Manufakturisten des 18. Jahrhunderts, 1990, S.82 und S.162/163)
Vergleichbare Objekte in öffentlichen Sammlungen: Sammlung Untermyer, Metropolitan Museum New York, Kat. Taf.97. Dort zu weiteren Beispielen: Darmstaedter Collection, von Klemperer Collection, V&A Museum, London; Neapel, Villa Floridiana, Oppenheim Collection, Tillmann Collection, Pazaurek Band I, 149, 151; Sammlung Hans Syz, Washington 1979, S. 535. Übereinstimmung mit sächsischen Glaspokalen mit Goldmalerei. Vgl. KGM Köln Katalog, S. 81, 82. Vgl. Abb. Seite 84: Detail eines sehr ähnlichen Koppchens mit 'Katzentier' aus de Slg. Fritz Klemm, versteigert in Berlin, Lepke 1907, Taf. 50, Abb. 209.
Ausserdem in der Sammlung Arnhold, vgl. Cassidy-Geiger, The Arnhold Collectioin of Meissen Porcelain 1710-50, 2008, Nr. 317, 318.
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