Veilchenholz allseitig fein gelackt mit Panneaux im "goût chinois"; auf schwarzem Fond bunte Figurenstaffage in idealisierter Park-, Fluss- und Pagodenlandschaft. Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen ohne Traverse. Teils ergänzte, vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Mehrfach profilierte "Brêche d'Alep"-Platte. Wenige Fehlstellen im Lack.
127x62x89 cm. |
Losnummer: 1099
Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.
Die hier angebotene Kommode gehört zu den frühen Möbeln dieser Art, werden die chinesischen Lackpanneaux von furnierten Elementen eingerahmt, wie es für solche Möbel seit den 1735er Jahre üblich war. Die gesamte Lackierung des Möbels kam später auf. Aufgrund der Qualität des Möbels kann es der Werkstatt von M. Criaerd zugewiesen werden, dessen Produktion von Lackmöbeln mit solchen Beispielen begann. Möglicher Hersteller könnte auch J. Desforges sein - ein analoges Beispiel ist abgebildet in: T. Wolfesperges, Le meuble français en laque au XVIIIe siècle, Paris 1999; S. 65bis , jedoch weist der Bronzezierrat eher auf den erstgenannten Ebenisten hin.
Als Grundstoff für den Lack diente früher der Saft des Lackbaumes in China, Japan und Korea. Die ältesten Lackarbeiten stammen aus China und wurden 1300 v. Chr. gefertigt. Im 9. Jahrhundert entwickelten japanische Künstler neue Techniken: sie streuten Gold- und Silberstaub in den Lack, woraus sog. Streubilder (Maki-E) entstanden. Später wurden die Lackarbeiten dann auch durch Schnitzerei, Bemalung, Gravierung und Intarsierung veredelt. Bei der Herstellung von Dekorationen für Möbel und Ähnliches wurden bis zu 40 hauchdünne Schichten Lack übereinander aufgetragen.
Bereits in den 1730er Jahren wurden durch die Händler Hébert, Darnault und Poirier japanische und chinesische Lacktafeln nach Paris importiert, wo man sie zu Frontpanneaux für Kommoden, Schränke und Gueridons verarbeitete. Die erste, quellenmässig gesicherte Lieferung eines solchen Möbels, eine Kommode von B. II Van Risen Burgh für den "Garde-Meuble Royal", erfolgte 1737. In den darauffolgenden Jahrzehnten erfreuten sich diese sehr teuren Möbel grosser Beliebtheit und wurden von den wichtigsten und talentiertesten Ebenisten hergestellt. Von Bedeutung ist die Tatsache, dass in Paris Ateliers entstanden, die sich auf die Herstellung von Lackpanneaux im "goût chinois" oder "goût japonais" spezialisierten. Es ist deshalb davon auszugehen, dass ein Grossteil solcher Panneaux in Paris hergestellt wurde. Diesbezügliche Untersuchungen befinden sich allerdings in der Anfangsphase, so dass es noch nicht möglich ist, Panneaux einem bestimmten Atelier zuzuschreiben.
Für Angaben zu M. Criaerd siehe Fussnote der Katalognr. 1087.
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