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Johannes Geiler von Kaisersberg, Nauicula sive speculum fatuorum, 1511

Johannes Geiler von Kaisersberg, Nauicula sive speculum fatuorum, 1511

In höchst interessantem zeitgenössischen Einband

Geiler von Kaisersberg, Johannes. Navicula sive speculum fatuorum ... a Jacobo Othero diligenter collecta. 280 nn. Bl. Mit Titelholzschnitt und 112 fast blattgroßen Textholzschnitten nach Albrecht Dürer mit jeweils 2 Flankenbordüren. 21 x 15,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (gedunkelt, kaum abgegriffen oder beschabt, VDeckel mit kleiner Welle und winzigem Löchlein) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit 2 Messingschließen (Schließbänder minimal schwächer, aber alles bestens intakt). (Straßburg, Johann Prüss, 1511).

Losnummer: 1081


VD16 G 778. STC 335. Adams G 316. Ritter 959. Muller 21, 89. Kristeller 623. Meder 274. Proctor 9995. Dacheux 50. Panzer VI, 54, 232. Goedeke I, 400, 16. – Erste vollständig illustrierte, zugleich zweite lateinische Ausgabe und die erste Ausgabe, die mit den Dürer-Holzschnitten aus Sebastian Brants Narrenschiff von 1494 ausgestattet wurde. "Neben der Lübecker Bibel der gewichtigste Zyklus in Holzschnitt, der vor der Apokalypse erschienen ist ... Die ersten wahren Sittenbilder von vollendeter Schönheit" (Winkler, Dürer und die Illustrationen zum Narrenschiff, Berlin 1951).
Die "Navicula", das "Schiffchen oder der Spiegel der Narren" des Schaffhauser Theologen, Freiburger Universitätsprofessors und eines der bedeutendsten Prediger des Spätmittelalters Johann Geiler von Kaysersberg (1445-1510) besteht aus einer Sammlung von 110 Predigten, die er im Anschluss und mit Bezug auf Sebastian Brants "Narrenschiff" von 1494 in deutscher Sprache in Münster gehalten hatte.
Die vorliegende lateinische Fassung hatte der Freund Geilers, der reformierte Theologe Jakob Otther (1485-1547) herausgegeben. Als "familiarius" lebte Otther in Geilers Haushalt und war mit dessen Schriften vertraut. Die lateinische Erstausgabe war 1510 bei Schürer in Straburg erschienen; ihr waren aber lediglich zwei Holzschnitte beigegeben. Erst 1520 sollte das Werk dann in deutscher Sprache veröffentlicht werden.
"Geiler greift die von Brant angeprangerten Laster der Menschen auf und behandelt sie unter dem Aspekt christlicher Lebens- und Weltanschauung. Dabei übt er an weltlichen Institutionen und an kirchlichen Mißständen freimütigen Tadel, verurteilt die Fürsten, die ihre irdische Macht mißbrauchen, genauso wie die Geistlichen, die nur nach Reichtum streben. Im Gegensatz zu Brant, der als Satiriker knapp und scharf pointiert formuliert, führt Geiler, dem Zweck seiner Predigt angemessen, die sich an das Volk wendet, seine Gedanken breiter aus. Aus dem volkstümlichen Alltagsleben gegriffene Anekdoten und Predigtmären sollen der Anschaulichkeit dienen und geben dem späteren Leser interessante kulturgeschichtliche Einblicke in die Zeit des ausgehenden Mittelalters" (KLL VII, 6649).
Von den ebenso stilistisch wie ikonographisch bedeutenden Holzschnitten zum "Narrenschiff" gelten heute 75 für Albrechts Dürer als gesichert, die weiteren stammen vom Meister des "Haintz Narr" vom Meister des "Gnad Her" und von zwei weiteren namentlich nicht bekannten Künstlern. Drei der Holzschnitte (Schramm 1120, 1176, 1178) wurden durch die schon in Basel entstandenen Neuschnitte ersetzt. Alle Holzschnitte wurden vom Drucker mit jeweils zwei Zierleisten flankiert. – Vorsatz mit älteren und neueren Besitzvermerken in Sepiatinte (darunter einer vom 6. bzw. 8. Dezember 1593; teils abgerissen, Vorsatz mit Montagespuren), Titel mit alt überlegter Durchrasur und stärker fleckig, mehrere Finger- und Braunflecke, vereinzelte Marginalien, Unterstreichungen und Tintenflecke in Schwarz und Sepia, mit zahlreichen Papierläsuren (kleinen Ein- und Ausrissen, einige mit Faserpapier stabilisiert, mit Knicken, Anfalzungen etc.) und wenigen meist älter ausgebesserten Ausrissen und Fehlstellen im Papier (31-2 jeweils mit geringem Textverlust). Die Holzschnitte sind wie üblich teils im Abdruck schwächer, oft aber auch in sehr guter, gratiger Kontraststärke und festem Abdruck, diejenigen auf D2v, R8r, b4r und c8v sind ankoloriert.
Der zeitgenössische Einband ist noch ganz in der Tradition der Inkunabel-Einbände des ausgehenden 15. Jahrhunderts gestaltet. Der Vorderdeckel ist mit Dreifachfileten in mehrere Register geteilt, außen umläuft eine Bordüre aus rechteckigen Granatapfelstempeln eine innere Bordüre mit Rosen- und Lilienstempeln in der Raute (vgl. Schunke 174, 145). Das Mittelfeld zeigt langrechteckige Stempel mit Weinrebe und 2 Trauben.
Der Rückdeckel ist mit ebendenselben Weinrebenstempeln geziert, die in einer umlaufenden Bordüre eingesetzt sind. Das große Mittelfeld ist dann dagegen mit Dreifachfileten in Rauten geteilt, die mit Rosenstempeln in den Feldern gefüllt sind und an den Kreuzungen die kleinen Linlien-Rauten zeigen. Möglicherweise stammt der Einband aus einer Nürnberger Werkstatt (zum Stempel der "offenen Rose" vgl. Schunke 255, 151).


Veranstaltungshinweise:

Am 11.04.2017 bis 13.04.2017 109. Auktion: Wertvolle Bücher, Dekorative Graphik und Autographen


Schätzpreis: 10.000,-  EURO

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