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Johann Jakob Frey zugeschrieben, Italienische Küstenlandschaft bei Gaeta (?)

Johann Jakob Frey zugeschrieben, Italienische Küstenlandschaft bei Gaeta (?)

Öl auf Leinwand. Auf Holz gelegt. 40 x 63cm. Rahmen.

Losnummer: 1182


Die beiden hier angebotenen Gemälde waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gegenstand eines Gelehrtenstreites. Nach der derzeitigen Zuschreibung wird Johann Jakob Frey (1813 – 1856) als ihr Urheber angenommen. Dies war allerdings nicht immer so. Im Winter 1924/1925 wurde dem deutschen Kunsthändler Hans Wendland in Chicago ein Konvolut von 31 Gemälden angeboten, darunter unsere beiden Stücke. Wendlands Expertise war gefragt: die Namen Harpignies und Calame standen im Raum. Wendland griff zu. Er erwarb die Bildersammlung, hatte allerdings direkt einen anderen, (noch prominenteren) Namen im Hinterkopf: Arnold Böcklin.

DER Böcklin-Forscher dieser Zeit war der Baseler Heinrich Alfred Schmid. Ein „akademisches Schwergewicht“. Er nahm die Funde in Augenschein und befand 21 der Gemälde als authentische Böcklin-Werke. Mit diesem Testat geadelt, wuchsen die Begehrlichkeiten. Die Kunstsammlung Basel kaufte zwei der Gemälde und ließ sich weitere reservieren.

Die gesamte Sammlung ging auf „Tournee“. Erste Station war im April 1925 das Haus der Kunst in Zürich. Die Nationalgalerie in Berlin wich mit einer Ausstellung der „Landschaften von Arnold Böcklin“ im Spätsommer 1925 erstmals von dem ungeschriebenen Gesetz ab, keine Handelsware zu zeigen. Zu wichtig schien eine Präsentation dieses sensationellen Fundes. Direktor Ludwig Justi erwarb auch drei der Gemälde für das Haus, ein viertes schenkte der Kunsthändler Hugo Perls, mittlerweile Eigentümer des Konvoluts, dem Museum. Seit 1925 hatte es weitere Funde von sieben, teils signierten bzw. mit gefälschter Signatur versehenen „Böcklins“ in Amerika gegeben, die die Sammlung erweiterten. Im Jahr 1927 wurde ein Teil der Bilder auch in München und Wien im Kunsthandel gezeigt. Der Koryphäe Alfred Schmid waren, allerdings schon anlässlich der Züricher Schau, Zweifel am eigenen Urteil gekommen. Mittlerweile hielt er eher Oswald Achenbach für den Schöpfer der Mehrzahl der Gemälde. Die Autorenschaft Böcklins lehnte er im Laufe der Zeit für das gesamte Konvolut ab und machte diesen Erkenntniswandel auch publik. Böcklins Sohn Carlo war ebenso der Meinung, dass keines der Bilder von seinem Vater stamme. Es waren vor allem stilistische Gründe, die zu diesem Urteil führten. Auch die Tatsache, dass Böcklin einige der dargestellten Landschaften nie gesehen hatte, galt als negatives Indiz.

Gegen sich hatten beide so ziemlich die gesamte damalige Prominenz der Kunsthistoriker: Ludwig Justi blieb bei seinem Urteil, ebenso befürworteten Emil Waldmann, Direktor der Bremer Kunsthalle, Wilhelm von Bode, Max J. Friedländer und Alfred Julius Meier-Graefe Böcklins Autorenschaft.

Sie waren der Überzeugung, dass es sich bei den gefundenen Entwürfen um die von Böcklins Frau Angela in ihren Erinnerungen erwähnten Bilder handelte, die der Maler amerikanischen Touristen im Herbst 1851 als Konvolut verkauft hatte. Auch andere zeitgenössische Überlieferungen über Böcklins Arbeitsweise lieferten den Befürwortern Argumente. Konnte der Meister nicht auch nach Fotographien gemalt haben, wenn er die Landschaften nicht selbst kannte? Um eine Klärung der Autorenschaft zu erreichen, bemühte man 1926 sogar einen Professor, der mit Hilfe eines „siderischen Pendels“ - einer Art Wünschelrute – Böcklins und Nicht-Böcklins scheiden sollte. Okkulte Kunstwissenschaft! Bei aller Divergenz waren die beteiligten Wortführer aber darin einig, dass es sich um Werke von außerordentlich hoher Qualität handelte. Arnold Böcklin, Oswald Achenbach oder später der „Schirmer- Umkreis“ zeugen als Vorschläge einer Zuordnung für das große Können, das sich in den Studien zeigt.

Die Forschung Hans Holenwegs aus dem Jahr 2006 brachte den schweizerischen Maler Johann Jakob Frey als wahrscheinlichen Urheber der Gemälde zu Tage. Stilistische Vergleiche mit Freys bekannten Werken, seine Vorliebe für Veduten und Freilichtmalerei, seine große internationale Käuferschaft und auch die Tatsache, dass dieser vielgereiste Künstler die Orte wirklich gesehen haben kann – alles spricht für diese plausible Zuschreibung. Dass sein Name im „Böcklin-Streit“ der 20er Jahre nicht auftauchte, ist der Tatsache geschuldet, dass der Künstler Johann Jakob Frey, dessen Oeuvre nach seinem Tod 1856 fast 100 Jahre unangetastet in Rom ruhte, bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts völlig vergessen war. Erst Nachlassausstellungen seit 1974 haben diesen großen Könner seiner Zeit wieder bekannt gemacht.

Johann Jakob lernte die Malerei zunächst bei seinem Vater, Samuel Frey und dem Historienmaler Hieronymus Hess. Nach einer Zeit in Paris zog er 1834 nach München, wo ihn die Landschaftsmalerei Carl Rottmanns beeindruckte. Eine Mäzenin ermöglichte ihm eine Reise nach Italien und den Umzug nach Rom, wo er schnell zu einem der angesehensten ausländischen Landschaftsmaler wurde. Zu seinen Auftraggebern gehörten Ludwig I. von Bayern, Friedrich Wilhelm von Preußen und englische Adelige. Auf der „Grand-Tour“ war sein Atelier ein festes Ziel kunstbegeisterter Romtouristen aus aller Welt. Von Rom aus bereiste er das gesamte Mittelmeergebiet und nahm auch als offizieller Maler an einer preussischen Expedition nach Ägypten teil. Bei seinen vielen Reisen fertigte Frey souveräne Skizzen in der Natur, die sehr locker und unmittelbar wirken. Seine später im Atelier gefertigten großen Gemälde zeigen hingegen einen feineren, glatten Farbauftrag. Seine stilistische Nähe zu Josef Anton Koch, mit dem er auch befreundet war, ist deutlich.

Dass der schweizer Malerfürst Arnold Böcklin vielen Koryphäen der Kunstgeschichte als Urheber der Gemälde galt, zeugt von der hohen Qualität dieser Arbeiten.


Veranstaltungshinweise:

Am 15.11.2018 418. Auktion: Alte Kunst


Schätzpreis: 4.000 - 6.000  EURO

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