(Ludwig, Fürst zu Anhalt-Köthen). Der fruchtbringenden Geselschaft Nahmen, Vorhaben, Gemählde und Wörter: Nach jedes Einnahme ordentlich in Kupfer gestochen, und in achtzeilige Reimgesetze verfasset. 6 Bl. (Titel und Vorstücke) und 400 nn. Bl. Text mit in der Platte numerierten emblematischem Textkupfer sowie 4 (wiederholten) Frontispize von Matthäus Merian. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (fleckig und berieben, unteres Kapital mit geschlossenem Einriss, mit hs. RTitel). Frankfurt, Matthäus Merian, 1646.
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Losnummer: 635
VD17 23:283550L. Dünnhaupt IV, S. 2611 Nr 6.6. Goedeke III, 6. Faber du Faur I, 166 und 166a. Jantz I, 1673. Landwehr 402. Praz 342. Wüthrich 22 (mit Verzeichnis der Kupfer). – Letzte und vollständigste Ausgabe. "Endgültige Fassung; enthält wieder den 'Kurtzen Bericht', gefolgt von den Pflanzenkupfern bis Mitgliedsnummer 400 mit den Gesellschaftsreimen in echten Stanzen von Ludwig und Werder" (Dünnhaupt); der Erstdruck erschien 1628 als reine Textausgabe, die erste um die schönen Kupfer erweiterte Fassung folgte 1630 unter neuem Titel. Als botanisches Prachtwerk, künstlerisch hochstehendes Emblembuch und Dokument der deutschen Barockliteratur von gleich hohem Rang, Das Werk enthält (in chronologischer Folge) die vollständige Reihe der bis zum Erscheinungsjahr aufgenommenen Mitglieder mit ihren Sinnbildern, Namen, Wahlsprüchen in Kupferstichwiedergabe des jeweiligen "Gesellschaftsgemäldes". "Neben seiner eminenten historischen Bedeutung ist das Buch eines der schönsten deutschen Kupferwerke des 17. Jahrhunderts" (Karl Wolfskehl in Katalog Manheimer).
Die Sinnbilder, jeweils ein schönes botanisch-emblematisches Kupfer in landschaftlich-architektonischer Kulisse, enthalten jeweils einen beigedruckten Achtzeiler. "Jedes Blatt trägt oben das Losungswort, unten das als Antwort geltende Stichwort, das der Teilnehmer als Übernahme der Gesellschaft trug. Er mußte um das Stichwort selber einen Vers von acht Zeilen schmieden. Dazu hatte er eine Pflanze zu wählen, die das Stichwort symbolhaft vertritt" (Wüthrich).
Die Fruchtbringende Gesellschaft (auch "Palmenorden" genannt nach dem Bild der allseitig verwendbaren Kokospalme) wurde 1617 in Anhalt-Cöthen gegründet. Vorbild war die 1582 in Florenz gestiftete Accademia della Crusca, in die im Jahre 1600 das erste Oberhaupt der Fruchtbringenden Gesellschaft, Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen, aufgenommen worden war. Ursprünglich eher ein Unternehmen des Adels, öffnete sich die Fruchtbringende Gesellschaft doch sehr bald auch bürgerlichen Gelehrten und Literaten, die ihr erst zu ihrem Ansehen als einer weithin berühmten und in Literatenkreisen umworbenen Autorität verhalfen. Neben den stets in erdrückender Überzahl eingeschriebenen Adeligen finden sich in den Mitgliederverzeichnissen auch bürgerliche Namen wie Schottel, Birken, Gryphius, Harsdörffer, Logau, Moscherosch, Opitz oder Rist. Wie ihre erlauchten Mitgesellschafter erhielten sie bei ihrer Aufnahme zumeist der Pflanzenwelt entstammende Gesellschaftsnamen, welche die offensichtlich als unproduktiv erachteten Standesunterschiede im persönlichen und brieflichen Verkehr vergessen machen sollten. Nach 1680 ist die Existenz des Ordens nicht mehr bezeugt - wenn auch noch ein Jahrzehnt später Kaspar Stieler sein Wörterbuch unter seinem Gesellschaftsnamen "Der Spate" herausbringen konnte. – Titel, "Kurtzer Bericht" und Kupfertitel im unteren Bug aus der Bindung gelöst sowie mit kleineren Randläsuren. Insgesamt etwas stock- und fingerfleckig, vereinzelt im Rand auch etwas gebräunt. Wenige Blatt am Schluss mit kleinem Wasserfleck im unteren Rand. Kupfer Nr. 1 teils mit Tinte ausgemalt (etwas durchschlagend), Kupfer Nr. 3 mit Randeinriss, wenige Blatt mit Bleistiftgekritzel verso. Die ersten 25 Kupfer mit hs. Aufschlüsselung der Monogramme des jeweiligen Mitglieds.
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