Losnummer: 8509
Hans Purrmann begann bei seinem Vater eine Lehre als Stubenmaler. Er wechselte jedoch bald zur Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und studierte ab 1897 an der Akademie der Bildenden Künste München, zunächst in der Zeichenklasse Gabriel von Hackls, dann in der Malklasse Franz von Stucks. Dort lernte er Paul Klee, Wassily Kandinsky, Rudolf Levy und Albert Weisgerber kennen. Purrmann wurde 1905 durch Vermittlung Max Liebermanns in die Berliner Secession aufgenommen und seitdem von der Galerie Paul Cassirer vertreten. Er ging 1906 nach Paris, wo er in dem Künstlertreffpunkt des Café du Dôme seine alten Künstlerfreunde Weisgerber und Levy wiedertraf. Bei Gertrude Stein lernte er Pablo Picasso und Henri Matisse kennen, mit denen er in der Folge die "Académie Matisse" aufbaute. Von Matisse erhielt er seine abschließende Ausbildung und entwickelte seinen ganz eigenen Stil, beeinflusst durch die Werke von diesem und zudem von Cézanne und Renoir. 1912 heiratete er die Malerin Mathilde Vollmoeller. Das Paar, ansässig in Paris, musste durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach Deutschland zurückkehren und lebte von 1914-1916 im Unteren Schloss von Robert Vollmoeller in Beilstein. Von 1916 bis 1935 wohnte Purrmann überwiegend in Berlin, ab 1921 verbrachte er die Sommermonate in Langenargen am Bodensee, von 1923 bis 1928 zeitweilig in Rom. Durch die NS-Kunstpolitik wurde das Werk Purrmanns 1937 als "entartet" deklariert und 36 Bilder aus deutschen Museen beschlagnahmt. Zudem wurde er mit Lehr- und Ausstellungsverbot belegt. Dies geschah während Purrmanns Abwesenheit in Florenz, wo er von 1935 bis 1943 als ehrenamtlicher Leiter der deutschen Stiftung "Villa Romana" eingesetzt war. 1943 wurde seine Berliner Wohnung zerstört. Nach dem Sturz Mussolinis floh Purrmann in die Schweiz und ließ sich im Tessiner Montagnola nieder. Dort entstand eine enge Freundschaft mit Hermann Hesse. Er starb 1966 in Basel und wurde in Langenargen am Bodensee beigesetzt.
"Seine Malerei ist der Ausdruck einer besonderen zeichnerischen und farblichen Geistigkeit. Wenn diese auch in fast jedem Bilde in Erscheinung tritt, die künstlerische Wirkung entscheidend mitbestimmt, so ist sie doch schwer mit Worten und Begriffen zu erfassen." (Gotthard Jedlicka, in: Der Maler Hans Purrmann. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphik von 1898-1960, Ausst.-Kat. Kunstverein Hannover, 1960, S.16).
Unser kleines Blumenstilleben entstand in Montagnola und strahlt die sonnendurchflutete Atmosphäre des Südens aus. Purrmann wählte für den blühenden Kamelienzweig in einer Glasvase eine ausgewogene warme Farbpalette aus verschiedenen Rosa- und Violetttönen, die sehr schön mit den Grüntönen der Blätter und des Hintergrundes kontrastieren.
Provenienz: Sammlung H. M.
Privatbesitz Norddeutschland
 |