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An der Spitze des Evening Sales Zeitgenössische Kunst steht mit € 600/700.000 eine bedeutende Leinwand von Jean-Paul Riopelle. Josef Albers folgt mit einer besonderen Arbeit aus sandbestrahltem Glas (€ 300/400.000). Von A.R. Penck kommt ein Gemälde für € 150/200.000, von Konrad Klapheck ein Bild für € 100/150.000, auf die auch ein Farbraumkörper von Gotthard Graubner geschätzt ist. Bei € 80/120.000 liegt eine Arbeit von Otto Piene und bei € 80/100.000 ein Kerzenbild von Gerhard Richter ebenso wie eine Leinwand von Günther Förg.
„Automne II–Symphonie“ entsteht in einer Hochphase von Jean Paul Riopelles künstlerischer Entwicklung. Das strahlende, mosaikartige Farbrelief ist Ausweis der sicheren, individuellen Handschrift und des koloristischen Talents des noch jungen Künstlers.Der Kanadier Riopelle wird schon 1945 an seinem Studienort Montreal Mitglied der vom Action painting beeinflussten Künstlergruppe „Les Automatistes“, 1947 zieht er in die Kunstmetropole Paris. In Auseinandersetzung mit den Werken der dort arbeitenden Künstlerkollegen des Surrealismus, Tachismus und Informel, wie Pierre Soulages, Wols und Georges Mathieu, findet Riopelle seine charakteristische Ausdrucksweise. Inspiriert von den „all-over-paintings“ Jackson Pollocks bedient er sich seit 1950 einer energiegeladenen automatisierten und dennoch geführten Technik. Das Werk kommt aus der bereits im Moderne-Bericht erwähnten bedeutenden rheinischen Privatsammlung (Lot 80, € 600/700.000).
Josef Albers ist mit einem raren Kunstwerk vertreten. Sein 29 x 37 cm messender in blau-violett gehaltener „Becher“ von 1929 ist mit sandgestrahltem Glas hergestellt. Das Medium Glas begleitet Josef Albers Zeit seines Lebens und steht im Zentrum seines künstlerischen Schaffens bis zu seiner Emigration in die USA. Seiner Ansicht nach wirkt in der Glasmalerei die Farbe als direktes Licht. Bereits während seiner Kindheit ist er fasziniert von der Lichtfülle farbiger Kirchenfenster. „Becher“ ist das einzige erhaltene Werk mit farbigem Überfangglas in der Sandstrahl-Technik, die Albers in der Zeit zwischen 1929 und 1931 ansonsten nur für Glasarbeiten in Schwarz, Weiß und Grau verwendete. Die Arbeit war seit den 1930er Jahren weltweit in vielen bedeutenden Museen ausgestellt – darunter in London (Tate Modern), New York (Guggenheim und später im Whitney Museum). In den späten 1950er Jahren hat Albers den Becher seinem Freund Eugen Gomringer geschenkt (Lot 39, € 300/400.000).
In dem Gemälde ‚N-Komplex‘ löst A. R. Penck die sonst starren Linien und Winkel der Standart-Figur in Schlangenlinien und gebogene Richtungspfeile auf. Verschiedenste Buchstaben scheinen sich hervorzuheben, das „E“ in der Bildmitte, ein „CR“ unterhalb der rechten Hand der Figur. In dem 1976 entstandenen Werk, löst der Maler sich von der Serialität und den häufig ‚abgezählten‘ Elementen wie Punkte und Striche und erprobt einen freieren Duktus (Lot 16, € 150/200.000).
Seit 1971 arbeitete Gotthard Graubner an der von ihm entwickelten Gattung der Farbraumkörper. Dafür durchtränkte er Rohlinge aus Leinwand, Füllwatte und Textilbespannung in zahlreichen Durchgängen mit Farbe, die in die kissenartige Substanz einsickert. Quasi autonom entstehen so sehr individuelle Farbausprägungen. Was zunächst monochrom erscheint, enthüllt bei näherer Betrachtung eine Fülle von Farbschattierungen. Der hier angebotene 130 x 100 cm messende Farbraumkörper aus dem Jahr 1973/1974 changiert in feinen Grauabstufungen (Lot 28, € 100/150.000). Ein Kissenbild von 1968 ist mit € 70/90.000 bewertet (Lot 23). Konrad Klaphecks Malerei, die er im Kontrast zu dem damals vorherrschenden Informel verfolgte, weicht in den Jahren ab 2000 zunehmend figürlichen Kompositionen, in denen er die Subjekte häufig auf ‚Bühnen‘ erhebt, in Fensterrahmen zeigt, oder in einem häuslichen Kontext darstellt. In dem vorliegenden „Boxring I“ von 2000 (ausgestellt Düsseldorf 2013, Museum Kunstpalast) stellt Klapheck eine Szene in einem Ring dar, die durch den interessanten Aufbau besticht. Die diagonal verspannten Seile des Boxringes und das spärlich bekleidete (Lot 57, € 100/150.000).
Die ersten Rasterbilder Otto Pienes entstehen 1957, dem Gründungsjahr der Künstlergruppe ZERO. Piene fertigte die Rastersiebe mit einem Locheisen selbst, sie fungieren ähnlich wie die Schablonensiebe eines Siebdruckes, durch die die Farbe auf den Bildträger aufgebracht wird. Die Besonderheit von „Currents“ aus dem Jahr 1983/84 liegt in der Verwendung von unterschiedlichen Sieben, wodurch verschieden große Rasterpunkte auf der Bildfläche kombiniert werden. Zudem wird ein in Karton geprägtes Rastersieb selbst in die Arbeit integriert (Lot 24, 80/100.000).
Im Zuge seiner umfassenden, gattungsübergreifenden Auseinandersetzung mit der modernen Architektur verwendet Günther Förg vielfach architektonische Versatzstücke mit graphischem Charakter – Gitter, Treppen oder Fenster - in seinen Gemälden und Zeichnungen. Ein besonders eindrucksvolles, großformatiges Gemälde von 2002 aus der seit 1985 entstehen-den Werkgruppe der Fensterbilder kann in dieser Auktion angeboten werden (Lot 42, 80/100.000). Mit derselben Taxe ist Gerhard Richters 1989 entstandene „Kerze II“ versehen (Lot 18). On Kawaras „I Got Up“ von 1978, eine aus 66 New York-Postkarten bestehende Arbeit liegt bei € 70/90.000 (Lot 81) und bei € 60/80.000 Andy Warhols Farbserigraphie „Mammy“ aus dem Jahr 1981 (Lot 54).
Auktionen 1211/1212
Zeitgenössische Kunst Evening Sale
2. Dez. 2022, 18.00, Lempertz Köln
Day Sale
3. Dez., 11 Uhr
Vorbesichtigung
Köln 26. Nov. – 1. Dez.
Kataloge online / Live-Auktion https://www.lempertz.com/de/auktionskataloge.html
Contemporary, online only
Sa. 26. 11. 2022 – Do. 08. 12. 2022 |