 In die Stelle der Ausführung einer vorgefassten Bildkonzeption tritt bei Nipp der vom Augenblick bestimmte Vollzug des Malvorgangs, dessen Spuren schließlich das Bild konstituieren. Er bringt in seinen Arbeiten Notationen innerer Impulse in Form von spontanen Farbsetzungen, malerischen Gesten oder skriptural-zeichenhaften Lineaturen zum Ausdruck, die in immer neuen Formationen seine Malgründe akzentuieren. Es wird sowohl Transparenz wie auch räumliche Tiefe erzeugt. Die Linien sind wie Spuren in einem Bildraum, nie in sich geschlossen oder umschließende Grenze. Wie die Flächen eröffnet auch jede Linie neue, andere Perspektiven, die sich nicht fixieren lassen - ein unaufhörlicher Dialog der Zeichen, die auf diese Weise Autonomie erreichen.
Nipps Arbeiten sind bildnerische Produkte der Arbeit des Gedächtnisses, sind Visualisierung der Erinnerung, die entstehenden grafischen und malerischen Zeichen und Spuren liefern Anregungen zu einer Meditation über die stete Auflösung dessen, was wir als Realität zu begreifen geneigt sind. Offensichtlich ist Nipp in seinen Bildern imstande, nicht nur mit dem Sichtbaren zu arbeiten, sondern das Unsichtbare sichtbar zu machen. (G. Wohlmann, München) - Statt dass man die Dinge malt, wie man sie sieht, malt man das Sehen selber.
(Ortega y Gasset)  |
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