Losnummer: 6183
Die Nacht kündigt sich in den letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne an, die hoch oben die Felsen des Monte Civetta rot-orange beleuchten. Das Tal liegt bereits im Dunkeln und so bahnt sich das Irrlicht in der Dunkelheit seinen Weg. In Persona einer jungen Frau entschwebt es gespenstisch dem schwarzen Wasser des nächtlichen Sees. Seit jeher haben Irrlichter im Volksglauben eine unglückshafte Bedeutung, bei Nacht bringen sie den Wanderer vom rechten Weg ab und führen ihn in die Irre. In einigen Legenden heißt es gar, sie seien die Seelen der Toten, die nachts wiederkehren. Wir als Betrachter nehmen hier gleichwohl die Position des Wanderers ein. Am Seeufer stehend, die schützende Hütte in der Ferne fest im Blick, deren Licht Wärme und Geborgenheit verspricht, taucht urplötzlich diese helle Gestalt auf. Sie mystifiziert in ihrer Erscheinung und nimmt uns mit in eine verborgene Traumwelt aus Sagen und Legenden. Diese unwegsame Gebirgslandschaft ist Symbol für die Einsamkeit des Menschen, für seine Unterlegenheit gegenüber den metaphysischen Kräften Natur. Mit diesem Gemälde, in der Tradition Arnold Böcklins, statuiert der Landschaftsmaler Theodoro Wolf Ferrari, dessen Werk nach seinem Tod lange in Vergessenheit geriet, ein Exemplum der symbolistischen Malerei.

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