Losnummer: 6075
Dieses Schmuckstück Berliner Architekturmalerei bezaubert mit seiner unprätentiösen, von Klarheit durchdrungenen Manier. Erstaunlich modern wirken die zeichnerische, konturbetonte Formgebung und die kräftigen Farben mit den harten Übergängen. Diese malerische Behandlung ist eng Verwandt mit der Aquarelltechnik, die das bevorzugte Medium von Carl Wilhelm Klose war. Wie Eduard Gaertner gehörte Klose jener Generation von preußischen Künstlern an, die in den 1820er Jahren im Theaterdekorationsatelier von Carl Wilhelm Gropius lernte, der unbestrittenen Autorität der Berliner Perspektivmalerei. Durch Gropius‘ Vermittlung wurden unter Friedrich Wilhelm III. Kloses Bilder und Aquarelle zahlreich vom Hof angekauft. In vorliegender Ansicht steht jedoch anders als in den für den König geschaffenen Ansichten nicht das neue, repräsentativ umgebaute Berlin im Mittelpunkt, sondern ein pittoresker Winkel der historischen Vorstadt. Wir blicken auf die evangelische Dorfkirche in Tempelhof. Klose zeigt die Südansicht der ummauerten Anlage, deren Vorgängerbauten sich in das 13. Jahrhundert zurückdatieren lassen. Obwohl die Architektur präzise ausformuliert ist, kommt auch das Malerische nicht zu kurz. Wir blicken über Schilf auf den Klaren See, auf dessen glatter Oberfläche sich Kirchen- und Nebengebäude sowie Torhäuschen spiegeln. Da die Dorfkirche mit Ausnahme der Umfassungsmauer bei Bombenangriffen 1943 und 1944 zerstört wurde, besitzt dieses Gemälde neben seiner Bedeutung als wichtiges Zeugnis lokaler Architekturmalerei einen hohen dokumentarischen Wert.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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