Feder in Schwarz über Spuren von schwarzer Kreide, gezeichnet auf der Rückseite von bedrucktem Katasterpapier. 31,5 x 26,3 cm. Unten links in schwarzer Feder monogrammiert "AK", rechts unterhalb der Darstellung in Bleistift signiert "Kubin", sowie am unteren Papierrand links und rechts betitelt "Haus Usher I". Um 1909. |
Losnummer: 6845
Das Blatt kann exemplarisch für das frühe, von Bresdin inspirierte zeichnerische Werk Alfred Kubins stehen, in dem sich der Künstler vornehmlich abgründigen Themen widmet. Er schildert nicht nur reale Schrecken, sondern Bild gewordene Visionen von düstersten Ahnungen und schlimmsten Albträumen. Die mit "Haus Usher I" betitelte Zeichnung ist die Vorstudie für eine Illustration zu Beginn von Edgar Allan Poes wohl berühmtester Kurzgeschichte "Der Untergang des Hauses Usher" (Alfred Marks: Der Illustrator Alfred Kubin, Gesamtkatalog seiner Illustrationen und buchkünstlerischen Arbeiten, München 1977, S. 32, Nr. 70). Sie zeigt das gleichnamige Anwesen mitsamt dem davorliegenden dunklen Teich und der kargen, nur von einer anfliegenden Krähe bevölkerten Landschaft. Da Poe dieses Haus im Fortgang seiner Geschichte immer wieder beschreiben und für das unheilvolle Schicksal seiner Bewohner des gleichnamigen Geschlechts verantwortlich machen sollte, steht diese Illustration gleich zu Beginn der Erzählung. In sie legt Kubin sein ganzes zeichnerisches Geschick und macht dadurch das düstere Schloss zur eigentlichen Hauptfigur des Textes, während er auf die illustratorische Schilderung der eigentlichen gespenstischen Geschehnisse innerhalb des Hauses bewusst verzichtet. Am Ende der Geschichte birst das Gebäude, das bereits von einem tiefen Riss in der Fassade durchzogen war, durch die grauenvollen Ereignisse auseinander und stürzt in den davorliegenden Teich, dessen dunkle Wasser sich über den Trümmern schließen.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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