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Ein Konvolut von weit über hundert alten Papieren aus der Zeit zwischen 1740 und 1860, das Autor Helmut Schumacher auf einem Trödelmarkt hinterm Ostbahnhof in Berlin-Friedrichshain entdeckte, regte Falko Behrendt zu einer Serie von Übermalungen an. 2007 wurde dieser Zyklus in dem von Helmut Schumacher verlegten Band "FALKO BEHRENDT - ES WAR EINMAL" dokumentiert. In diesem Katalog liest man u. a.:
„Auf weißem Papier ist der Beginn immer schwierig; bei den historischen Papieren ist ein ästhetischer Anreiz von vornherein da. Ich hab die Schrift als strukturellen Untergrund genommen. Der Inhalt dieser Schuldverschreibungen, Aufenthaltsgenehmigungen, Aktenkopien und Rechnungen war für mich nicht wichtig. Die Texte kamen mir vor wie Gesang in einer fremden Sprache, den ich nicht verstehe, der aber schön ist.“ So sind die verschnörkelten Initialen, gleichmäßig dahinfließenden Schriftzeilen und schwungvollen Unterschriften jetzt Teil einer bergigen Landschaft, des weiten Himmels oder eines Gesichtes. Und aus arabischen Ziffern wird eben ein „Garten der Zahlen“. „Die Blätter haben etwas von Psychogrammen. Man betritt Wege, die andere schon gegangen sind.“ Dazu kommen die Unterschiede in den Handschriften „zwischen preußischer Exaktheit und gelegentlich anarchisch-wütenden Randkommentaren, die Menschen werden wieder lebendig“; und schließlich noch die ungewohnte Gliederung der Texte mit etlichen freien Flächen links oder rechts davon, darüber oder darunter, die für Behrendt zu Buchstabenbeeten und Wortfeldern werden. Fast surreal geistesabwesend geraten Erinnerungen und Träume, fern aller symbolischen Bedeutungsschwere, in seinen Arbeiten. Stockflecken, Wurmfraßlöcher und alte Tintenspritzer provozieren seine Phantasie und locken in unbetretende Gedankenräume. |