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Der reizvolle Rückenakt von Normunds Braslins könnte bei der Winterauktion für Überraschung sorgen, denn Bilder des 1962 geborenen lettischen Künstlers haben in den vergangenen Jahren bei NEUMEISTER erstaunliche Ergebnisse erzielt. Zu weiteren Toplosen der kommenden Versteigerung zählen ein exquisites Porträt des Reformators Philipp Melanchthon von Lucas Cranach d. Ä. und seiner Werkstatt (Foto im Anhang) und ein „Blick aus dem Atelierfenster“ von Conrad Felixmüller (Informationen zu den genannten Objekten finden Sie unten). Ein außergewöhnlich qualitätvolles und breites Angebot an weiteren Gemälden bietet der Bereich „Alte Kunst“ mit einer Auswahl von Porträts, italienischen Landschaften und einigen ausdrucksstarken Arbeiten polnischer Künstler, darunter eine rasante Schlittenfahrt von Alfred von Wierusz-Kowalski.
Wie traditionell zu Weihnachten hält die NEUMEISTER Auktion auch wieder eine glänzende Auswahl an Schmuck bereit, darunter zahlreiche ausgesucht schöne Ringe und Preziosen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Zwei besonders originelle Stücke lassen vermutlich die Herzen einiger Sammler höher schlagen: ein mit einer Mikroschnitzerei und Edelsteinen besetzter Pektoralanhänger aus dem 18. Jahrhundert vom Berg Athos sowie eine Uhr aus dem Besitz des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann aus den 1930er Jahren, die sein Enkel Frido Mann zugunsten des Trägervereins von Interfaith Network "Weltkloster e.V." versteigern lässt.
Auch Johannes B. Ortner (1925-2022), Architekt, Bauunternehmer und Kunstliebhaber aus München, verfügte testamentarisch, dass Kunstschätze aus seinem Nachlass bei NEUMEISTER zugunsten eines guten Zwecks versteigert werden sollen. Der Erlös fließt in die Johannes B. Ortner-Stiftung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Technischen Universität München. Von den Werken aus seiner Sammlung sind das „Segnende Christuskind“ (LOT 92) und die Gemälde von Jacapo Bassano, Carl Spitzweg und Bernard Buffet hervorzuheben.
Besonders vielseitig ist diesmal das 600 Jahre umgreifende Angebot in der Sparte Kunsthandwerk. Zu den Highlights zählen eine „Schöne Madonna“ aus dem Rheingebiet und zwei Nymphenburger Kratervasen mit Frauenkopfhenkeln. Die Auswahl an Einrichtungsstücken reicht von Barockmöbeln wie einer repräsentativen und außergewöhnlichen sächsischen Aufsatzkommode mit floraler Marketerie bis hin zu Designklassikern des 20. Jahrhunderts.
Kurze Informationen zu ausgewählten Stücken :
LOT 653
Normunds Braslins 1962 Riga, Latvia/Lettland – lebt in Riga
White Room. 2013
Öl auf Leinwand, 120 x 58 cm, rechts unten signiert und datiert 2013
Schätzpreis 8.000 bis 12.000 EURO
Bei diesem Rückenakt in altmeisterlicher Manier zeigt sich deutlich, dass die Kunst der italienischen Renaissance für Normunds Braslins die Inspirationsquelle ist. Anmutig umfassen die Hände den Kopf, die Figur strahlt feine Sinnlichkeit, Distanz und Erhabenheit aus. Leicht gerötete Wangen, gesenkter Blick: Trotz Rückenansicht vermittelt die Aktfigur den Eindruck, den Betrachter wahrzunehmen. Es ist das Zusammenspiel von verspielter Pose und kompositorischer Klarheit, mit dem uns „White Room“ in den Bann zieht. Der lettische Künstler Normunds Braslins ist eine zentrale Persönlichkeit der zeitgenössischen Kunstszene und erzielt bei NEUMEISTER-Auktionen Höchstpreise.
LOT 425
Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt 1472 Kronach - 1553 Weimar
Philipp Melanchthon (1497-1560)
Mitte rechts Schlangensignum mit angelegten Vogelschwingen und 1543 datiert, Rückseitig Klebezettel mit Wappen Lucas Cranachs
Öl auf Holz, 20,6 x 15,1 cm (Werkverzeichnis: Corpus Cranach, WVZ-Nr. CC-POR-530-027)
Schätzpreis 100.000 bis 120.000 EURO
Im Alter von 21 Jahren wurde Philipp Melanchthon 1518 an die damals berühmte Universität Wittenberg berufen, um den neu gegründeten Lehrstuhl für Altgriechisch zu übernehmen. Er freundete sich mit Martin Luther an, der hier seit 1513/14 die Professur für Bibelauslegung innehatte. Die beiden großen und eigenständigen Geister wurden bald durch ihren Einsatz für die Reformation weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Zu ihrer Prominenz beigetragen haben zweifellos auch die Bildnispaare von Melanchthon und Luther, die ab 1532 in der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä. entstanden. Als Hofmaler führte Cranach eine große Werkstatt und entwickelte durch strenge Arbeitsteilung und hohe malerische Anforderungen einen qualitätvollen, unverkennbaren Werkstattstil. Eine Unterscheidung der Hände Cranachs d. Ä., seines Sohnes und seiner Werkstatt ist daher heute kaum möglich. Wiederholungen eines Motivs erfolgten marktorientiert, man reagierte damit auf ein verändertes Verhältnis zwischen Künstler und Auftraggeber. Doch ist jede Wiederholung für sich ein Unikat, immer lassen sich feine Unterschiede erkennen. Provenienz: Lt. Überlieferungen der Einlieferer Geschenk des Kronprinzen Maximilian von Bayern an Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling zum 70. Geburtstag. - Seither im Besitz der Nachfahren Schellings.
LOT 607
Conrad Felixmüller 1897 Dresden - 1977 Berlin
Tauschnee (Blick von der Veranda), Bachstr. 13
Links unten signiert und 1934 datiert, Öl auf Leinwand, 58,3 x 67,2 cm
Schätzpreis 40.000 bis 60.000 EURO
Von der Veranda des Hauses in der Bachstraße 13 fällt der Blick aus dem Atelierfenster über die Dächer der Dresdner Neustadt. Vom großflächigen Giebel im Vordergrund entwickelt Felixmüller zu den kleinteiligen Gebäuden im Hintergrund eine intensive Tiefenwirkung. Die für Felixmüller typischen orangeroten und gelben Farbtöne kontrastieren mit den dunkleren Braun- und Grautönen. Titus Felixmüller, der Sohn des Malers, war lange im Besitz von „Tauschnee“ und schrieb dazu 1991: „Viele Jahre hat mich dieses Bild begleitet, es ist definitiv eines meiner Lieblingsbilder“. Provenienz: Titus Felixmüller / Privatsammlung Berlin / Privatsammlung
LOT 467
Johann Georg Ziesenis 1716 Kopenhagen - 1776 Hannover
Prinzessin Marie Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen
Öl auf Leinwand, 142 x 100 cm, doubliert
Schätzpreis 15.000 bis 20.000 EURO
Mit entspannt verschränkten Armen sitzt Prinzessin Charlotte von Sachsen-Meiningen (1751 Frankfurt a. M. - 1827 Genua) an ihrem komfortablen Stickrahmen, vor sich einen Korb mit Nähutensilien. 1769 wurde sie durch Heirat mit Ernst II. Herzogin von Sachsen-Gotha-Altenburg. Sie unterstützte ihren Mann in seinem Bemühen, als aufgeklärter Monarch aufzutreten und in seiner Förderung von Kunst und Wissenschaft, ihr besonderes Interesse galt der Astronomie. Nach dem Tod ihres Mannes 1804 kam es zu Differenzen mit ihrem Sohn August, der die Regierungsgeschäfte übernahm. Sie verließ Gotha mit ihrem Oberhofmeister und verbrachte ihren Lebensabend im Süden. Der ehemalige Eigentümer des Bildes, Bernhard von Lindenau (1779 Altenburg - 1854 ebenda), war Jurist, Astronom und Minister in Sachsen. Seine bedeutende Kunstsammlung bildete den Grundstock des Lindenau-Museums in Altenburg.
LOT 411
Franz von Stuck 1863 Tettenweis - 1928 München
Studie eines stehenden Mannes (Entwurf zur "Liebesschaukel")
Rechts unten signiert, in der rechten unteren Ecke Nummerierung "Z 2948", Bleistift auf Bütten, 42,7 x 20,3 cm
Schätzpreis 6.000 bis 8.000 EURO
Der Balanceakt ist an der Körperspannung und dem leicht vorgestreckten Oberkörper deutlich zu erkennen. Die Figur des stehenden Mannes ist eine Studie für "Die Liebesschaukel", die Franz von Stuck im Jahre 1902 schuf. Das Gemälde stellt in antikisierender Form ein Liebespaar dar, das auf einem über eine (Welt-) Kugel gelegten Schaukelbrett balanciert. In der Mitte steht Amor mit erhobenem Bogen. Bereits ein Jahr nach seiner Entstehung wurde das Werk in der Münchener Sezession ausgestellt, 1907 dann in der Mannheimer Kunstausstellung. Versteigert werden fünf Zeichnungen Stucks, die einen Zeitraum von vier Jahrzehnten im Schaffen des Künstlers abdecken.
LOT 126
Pektoralanhänger mit Kette
Schnitzerei wohl Berg Athos, 18. Jh.
Diamanten, Rubine, Smaragde und Perlen
Schätzpreis 1.600 bis 2.200 EURO
Der seit mehr als 1000 Jahren von Mönchen besiedelte heilige Berg Athos liegt auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki. Auf 2.000 Metern Höhe befinden sich 20 Mönchs-Klöster, die heute Teil des UNESCO-Welterbes sind. Der wohl in Athos gefertigte Pektoralanhänger entstand im 18. Jahrhundert und ist mit Diamanten, Smaragden, Rubinen, Perlen und einer fein gearbeiteten Schnitzerei besetzt. Er stammt vermutlich aus dem Besitz eines hohen Würdenträgers. Zur Blütezeit im 15. Jahrhundert beherbergten die Athos-Klöster bis zu 40.000 Mönchen, heute sind es noch 2000.
LOT 286
Verwandelbare Ohrgehänge mit Panthermotiv
Italien
Roségold, Brillanten, Smaragde, Onyx, L. ca. 6,5 cm
Schätzpreis 7.500 bis 9.000 EURO
Die dekorativen Ohrgehänge bestehen aus schlichten, mit schwarzen Onyxringen und Brillanten besetzten Creolen, die separat getragen werden können. Die einhängbaren Pantherköpfe haben grüne Smaragd-Augen und sind mit Brillanten und schwarzen Onyx-Rauten verziert.
LOT 80
Maria mit Kind
Rheinisch, um 1420, Nussbaum, H. 132 cm
Schätzpreis 60.000 bis 80.000 EURO
Die „Schöne Madonna“ begeistert durch die Eleganz raffinierter Faltenwürfe, die ihren Körper umspielen. In leicht s-förmigem Schwung steht sie auf einem Polygonsockel, auf dem Arm den nackten Christusknaben. Das Kind hat mit der Linken den vor ihrem Körper zusammengerafften Mantel gegriffen, der in einer Kaskade schmaler Falten nach unten fällt. Unter der großen Krone trägt Maria ein feines Kopftuch, das in Wellen ihr Gesicht umrahmt. Liebevoll betrachtet sie, wie das Kind nach der Traubenrebe greift, die sie in der rechten Hand hält.
Provenienz: Nachlass Rudolf Neumeister
LOT 19
Ein Paar Kratervasen mit Frauenkopfhenkeln
Nymphenburg, um 1830
Porzellan, teilweise vergoldet, H. 34 cm, D. ca. 27,5 cm, Modell Friedrich Gärtner, Blumenmalerei Johann B. Ries oder Franz X. Nachtmann zugeschrieben
Schätzpreis 13.000 bis 14.000 EURO
Mit der Ernennung zum Leiter des Bereichs Blumenmalerei erreichte Franz Xaver Nachtmann (1799 - 1846) 1823 den Höhepunkt seiner Karriere in der Nymphenburger Porzellanmanufaktur. Es liegt nahe, ihm die prächtigen Malereien der beiden Kratere zuzuschreiben. Archivalien dokumentieren jedoch, dass er eng mit dem ihm künstlerisch ebenbürtigen Johann Baptist Ries (oder Rieß) (1753 - 1825) zusammenarbeitete. Eine zunächst von Ries bemalte Prunkvase mit Früchte- und Blumenstillleben nach Rachel Ruysch wurde nach seinem Tod 1825 von Nachtmann vollendet. Dies belegt die Nähe, die die beiden Nymphenburger Porzellanmaler in künstlerischer Auffassung und technischer Hinsicht verband und ist zugleich ein Beweis ihrer malerischen Qualitäten.
LOT 99
Aufsatzkommode
Sachsen, um 1775
Furnier Ahorn, Mahagoni u. a. Hölzer, ca. 250 x 180 x 65 cm
Schätzpreis 18.000 bis 22.000 EURO
Die außergewöhnliche Aufsatzkommode ist in ihrer stilsicher konzipierten, zeittypischen Linienführung sowie der qualitätvollen Herstellung durch einen hoch qualifizierten sächsischen Kunsttischler ein überzeugendes Beispiel der Möbelkunst um 1770. Bestellt wurde das repräsentative Stück sicherlich durch einen finanzkräftigen, künstlerisch und kulturell interessierten Auftraggeber. Die gegossenen vergoldeten Bronze-Beschläge verweisen auf eine Entstehung im Umkreis des sächsischen Hofes. Provenienz: aus sächsischem Adelsbesitz.
LOT 92
Segnendes Christuskind
Weilheim, 1. Hälfte 17. Jahrhundert, Linde, H. 35 cm
Schätzpreis 2.000 bis 2.400 EURO
Das kindliche, nackte Christuskind mit der Weltkugel in der linken Hand hat wohl lange Jahre zur Andacht im privaten Umfeld gedient. Vielleicht entstand die Figur im 17. Jahrhundert um eine junge Nonne als so genanntes Trösterlein beim Eintritt ins Kloster zu begleiten. Oft waren diese „frommen Spielzeuge“ mit Gewändern und Schmuckstücken ausgestattet und wurden - zu den kirchlichen Festen passend eingekleidet - im Kloster aufgestellt. |