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Über das Werk
„Und Deine Birken, die zarten, schlanken Jungfrauen, die das Auge erfreuen. Mit jener schlappen, träumerischen Grazie, als ob ihnen das Leben nicht aufgegangen sei. Sie sind so einschmeichelnd, man muss sich ihnen hingeben, man kann nicht widerstehn”, notierte Paula Modersohn-Becker in ihr Tagebuch und beschrieb damit eine Leidenschaft, die nicht nur sie selbst, sondern auch die anderen Worpsweder Künstler gepackt hatte. Die Birken der niedersächsischen Landschaft gehören wohl zu den am häufigsten formulierten Motiven der Worpsweder Künstler. Sie finden sich in einer Vielzahl von Gemälden und rhythmisieren die Bildfläche als schlanke, junge Bäumchen, mit vom Wind geneigten Stämmen, im Frühlingsgewand oder in herbstlicher Farbenpracht, einzeln oder in Reihe aufgestellt. Bildbestimmend sind sie auch in Otto Modersohns Gemälde „Moorgraben”, das 1941 - nur zwei Jahre vor dem Tod des Künstlers - entstand. Knorrig gebogene Baumstämme, von der rauen Landschaft geprägt, ragen von rechts und von links in das Bild hinein. Der titelgebende Moorgraben ebenso wie zwei einfache Katen sind im rechten Bilddrittel platziert, während der breite Weg und die ihn säumenden Bäume den Großteil der Bildfläche einnehmen. Ihre Kronen sind vom Bildrand beschnitten und die kleinen, flirrenden Blätter - in groben Tupfen auf die Leinwand gebracht - breiten sich vor blauem Himmel am oberen Bildrand wie ein Blätterdach über der Darstellung aus. Dieses kompositorische Merkmal kann als typisch für die Worpsweder Landschaftsmalerei bezeichnet werden. Mit der Wahl ihrer unspektakulären Bildgegenstände sowie der betonten Ausschnitthaftigkeit nämlich grenzten die Worpsweder sich schon von Anfang an selbstbewusst gegen die Traditionen der Landschaftsmalerei der 19. Jahrhunderts ab.
(Doris Hansmann) |