Die Schönheit aber gleichzeitig auch die Hässlichkeit der menschlichen Existenz sind das zentrale Thema der Fotografien des in Deutschland noch unbekannten Tschechen.
Antonin Tesar bricht die Hochglanzästhetik von Modemagazinen durch eine raffinierte Inszenierung seiner meist femininen Modelle in ungewöhnlichen Situationen, fremden Verhaltensweisen oder ausgestattet mit seltsamen Assessoires z. B. Schweinefüße, Kleidungsstücke und Taschen aus Fleisch oder Fischhaut. Seine Motive erinnern zum Teil an Fetischszenen - laden somit den Betrachter als „Schlüssellochgucker" zum Hinsehen ein. Sie zeigen die ungeschliffene Realität ohne Spezialeffekte, thematisieren Fantasien, Ängste, Körperkult und sexuelle Tabuthemen.
Trotz der skurrilen Kleidung und ungewöhnlichen Positionierung der Modelle, sind die großformatigen handkolorierten Silbergelatine Fotografien des Tschechen Antonín Tesar alles andere als abschreckend. Vielmehr wirken sie wie surreale Situationen in einer fremden, verrückten Welt - strange world - .
Durch seine einzigartige Technik des Kolorierens - mehrfache Überlagerungen verschiedener transparenter Farbtöne und Farbmischungen - und seine ausgefeilte Inszenierung, aufgenommen im Großformat, sind seine Bilder auf der anderen Seite auch wieder zart und märchenhaft.
Einige Bilder hat Tesar darüber hinaus noch mit dem Pinsel bearbeitet.
Die Arbeitsvorgänge zur Fertigstellung seiner Fotografien sind sehr komplex und Tesar braucht oft einige Wochen, um nur ein Bild fertig zu stellen. Jedes Motiv existiert in einer Auflage von 8 Exemplaren, aber trotzdem ist jede einzelne kolorierte Fotografie als Unikat zu betrachten.
Tesar`s Fotoarbeiten und seine handwerkliche Technik stehen ganz in der Tradition der tschechischen „staged photography" (u.a. Saudek, Macku, Dritikol).