 |  | Vase in Kalebassenform, Joh. Lötz Wwe., um 1900 | |
Im Jahre 1858 wird aus der einstmals von Jean Baptist Eisner von Eisenstein 1836 gegründeten Glashütte in Klostermühle die Glasfabrik Johann Lötz Witwe, betrieben von Susanne Gerstner-Lötz, ihrem Bruder und ihrem Sohn Anton Lötz. Die Hütte produziert zu dieser Zeit bereits Kristallglas, Überfanggläser und bemaltes Hohlglas. Als 1879 der Enkel der Firmengründerin, Ritter Max von Spaun (1856-1908) die Führung der Hütte übernimmt, beginnt die Glanzeit der Firma. Max von Spaun und sein Prokurist und Geschäftsführer Eduard Prohaska bauen die Firma Joh. Lötz Wwe. zu einem der grössten Glasproduzenten Europas aus.
Ab 1890 wird irisierendes Glas in die Produktion mit aufgenommen. Als 1897 erstmals in Europa die Favrile-Gläser des Amerikaners L.C.Tiffany ausgestellt werden, bewegt dies Max von Spaun dazu, sich vermehrt auf vorhandene Möglichkeiten seiner Produktion in diesem Bereich zu konzentrieren. Man beginnt mit der Entwicklung der Phänomen-Glas-Serie. Bereits im Jahre 1896 hatte von Spaun seine Firma zur Weltausstellung in Paris im Jahr der Jahrhundertwende angemeldet. Die Entwicklung der Kollektion wurde in erster Linie von dem Münchner Künstler Franz Hofstötter geleitet. Man arbeitet fieberhaft an den irisierenden Gläsern und ihren künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Die Anstrengungen haben sich bezahlt gemacht. 1900 in Paris bringt die Kollektion der Firma Lötz einen überwältigenden Erfolg: Man wird mit dem Grand Prix ausgezeichnet und macht sich damit auf internationaler Ebene einen Namen.
So beginnt die wirtschaftliche Blüte der Firma. 1908 wird Adolf Beckert künstlerischer Leiter der Firma. Beckert führt eine Reihe neuer Überfanggläser in die Kollektion ein, die sich als prägend für den Stil der Firma erweisen. So dominieren während seiner Schaffensperiode bei Lötz die geätzten mehrschichtigen Gläser. Als er 1911 zur Glasfachschule Steinschönau wechselt, fällt dies mit dem Beginn der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens zusammen. Die Umwandlung in eine GmbH im Jahre 1913 kann die Situation noch einmal retten.
Die Zusammenarbeit mit Lobmeyr macht es möglich, die Entwürfe der bedeutendsten avantgardistischen Künstler dieser Epoche für Lötz zu gewinnen. Für Lötz entwarfen unter anderem Marie Kirschner, Josef Hoffmann, Otto Prutscher, Kolomann Moser, Michael Powolny und Dagobert Peche um nur einige zu nennen. Doch die Schwierigkeiten der Weltwirtschaftskrise, sowie Unglücksfälle innerhalb der Firma setzten dem Unternehmen immer mehr zu, bis es schließlich 1939 wegen Zahlungsunfähigkeit zur endgültigen Einstellung des Betriebes kommt.
Wiener Werkstätten
Aus dem Bestreben heraus, den Kunstvorstellungen der Kaiserzeit ein Forum für avantgardistische Ideen entgegenzusetzen, wird im Jahre 1897 die Wiener Sezession gegründet. 1903 geht daraus die Wiener Werkstätte hervor. Sie ist eine Produktionsgemeinschaft von Künstlern und Kunsthandwerkern, die sich auf gemeinsame künstlerische Ideale berufen und Produktion und Vertrieb ihrer Objekte in eigener Regie betreiben. Gründungsmitglieder sind unter anderem Josef Hoffmann und Koloman Moser. Weitere wichtige Künstler der Wiener Werkstätten sind Dagobert Peche (1887-1923), Michael Powolny (1871-1954), Otto Prutscher (1880-1949), Jutta Sika (1877-1964), Carl Witzmann (1883-1952) und Vally Wieselthier (1895-1945).
Bereits 1905 arbeiten um die 100 Künstler für die WW, die in allen Bereichen des Kunsthandwerkes tätig sind. Man gründet Filialen in Großstädten in der ganzen Welt. Im Bereich Glas wird um die Mitte der 1910-20er Jahre nicht mehr nur in der Werkstätte selbst ausgeführt, sondern auch von ausgewählten böhmischen Fabriken, die wiederum von dem Innovationsschub der Wiener Avantgarde profitieren. Zu nennen sind hierbei Ludwig Moser in Karlsbad, Carl Goldberg in Haida, Lötz Wwe. in Klostermühle, Meyr’s Neffe in Adolf bei Winterberg und Henry Schlevogt in Gablonz.
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