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Gordon’s ist gewissermaßen der kleine Bruder des Art Sales Index. Die beiden Unternehmen kooperieren seit Jahrzehnten, und haben sich jeweils auf ein Segment der Kunstpreisrecherche konzentriert. Gordon’s ist dabei für die Bereiche Grafik und Fotografie zuständig. Auch hier sind Buch, CD-ROM und Online-Preisabfragen im Angebot. Mit "Lawrence’s Dealerprint prices" ist auch noch ein Verzeichnis von Händlerpreisen zu haben.
Die CD-Versionen sind ausgesprochen komplex, sowohl hinsichtlich der Installation als auch in der Bedienung. Die erste Woche ist noch kostenlos und ohne Registrierung zu nutzen. Danach muss ein Freischalt-Code angefordert werden, der aus der Hardware des Systems generiert wird, auf dem das Programm installiert ist. Damit kann Gordon’s nur auf diesem einen Rechner genutzt werden. Auf Anfrage wird eine weitere Lizenz erteilt. Bei Systemwechsel oder Festplattencrash muss der Kunde also erneut um einen Code bitten. Das ist nicht nur umständlich, es hat auch bei der Testsoftware nicht einwandfrei funktioniert, so dass die Abbildungen nicht angezeigt wurden, die es hauptsächlich zu aktuellen Auktionsergebnissen gibt. Zudem läuft das Programm nur bei in das Installationslaufwerk eingelegter CD.
Ist die Installation erfolgreich absolviert, überrascht Gordon’s mit einer Fülle an Features, die das Bedien-Menü auf Anhieb allerdings erst einmal überladen wirken lassen. Hinter den vielen Knöpfen in der Menüleiste verbergen sich unter anderem zahlreiche Such- und Sortierfunktionen, dazu Werbung und das gleich doppelt - im Menü und als Button. Die gesamte Oberfläche vermittelt den Eindruck, das Zielpublikum wären Naturwissenschaftler. Denn wer sonst wüsste etwas mit dem Begriff „Boolean search“ anzufangen – „limiting search“ etwa wäre auch für den informationstechnologischen Laien verständlich. Ist man mit den Funktionen vertraut, entfaltet das Programm seine ganze Vielseitigkeit. In allen Feldern ist eine Volltextsuche möglich, mit ein bisschen Tricksen sogar über alle Felder gleichzeitig.
Im Gegensatz zur Konkurrenz wartet die Online-Datenbank mit dem gleichen Funktionsumfang wie die CD-Version auf. Es gibt also leider genauso viele Knöpfe und Schalter, allerdings auch eine Volltextsuche und verschiedenste Sortiermöglichkeiten. Das Ergebnis der Künstlersuche zeigt bis zu 100 Ergebnisse pro Seite, die Gesamtzahl wird jedoch nicht angezeigt.
Zum reichhaltigen Zubehör gehört unter anderem ein dreisprachiges Lexikon, das Fachbegriffe in alle Richtungen übersetzt. Noch wichtiger ist allerdings eine Datenbank, welche Werkverzeichnisse und Monographien zu vielen Künstlern auflistet. Ebenfalls nützlich ist die Option, Künstlernamen oder ganze Suchen zu spreichern.
Die Preise sind happig. Die CD-ROMs kosten jeweils 595 Dollar, das Update für die Grafik 295 Dollar, für Fotografie 245 Dollar. Der Online-Zugang für ein Jahr schlägt mit 360/300 Dollar zu Buche. Die Papier-Ausgaben kosten 265/145 Dollar.
Allerdings dürften sowohl Zugriffsmöglichkeiten als auch Preisgestaltung bald einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Medienunternehmerin Louise T. Blouin MacBain, die kurzzeitig auch Partnerin beim Auktionshaus Phillips, de Pury & Luxembourg war, hat mit ihrer LTB Holding, zu der auch die renommierte Zeitschrift Art & Auction gehört, Gordon’s und Art Sales Index gekauft. Beide Preisdatenbanken sollen auf der im Frühjahr vorgestellten Plattform Artinfo.com zusammengeführt werden. Das in den USA beheimatete Unternehmen will die Aufnahme von Abbildungen zum Standard der Datenbank machen und attraktive Preismodelle anbieten. Noch in diesem Jahr soll es losgehen.
Fazit:
Breite und Tiefe der Daten machen Gordon’s für spezialisierte Händler interessant. Für Sammler und Generalisten sind die hohen Preise angesichts der Beschränkung auf je ein Marktsegment prohibitiv. Die Komplexität der Software erlaubt sehr genaue Suchen, ist allerdings gewöhnungsbedürftig in der Bedienung. Interessenten sollten den Relaunch abwarten. Die bewährten Datenbanken von Gordon’s und Art Sales Index mit Abbildungen zu attraktiven Preisen dürften den Markt ordentlich aufmischen. Man kann gespannt sein.
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