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Marktberichte |
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Die Stimmung bei den Alten Meistern im Dorotheum war etwas gedämpft. Zwar nahm die Kundschaft einen Großteil des Angebots mit, verschmähte aber zahlreiche hochpreisige Kunstwerke   
Der „Ungläubige Thomas“ war nicht gerade einer der Favoriten bei der Versteigerung der Alten Meister im Wiener Dorotheum. Doch die Qualitäten des Vier-Personen-Stücks blieben den Sammler nicht verborgen. Stand doch dahinter ein großer Name der Kunst um 1600: Michelangelo Merisi da Caravaggio. Um 1602/03 malte ...mehr | 11.11.2025  |
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 Irene Lehrs Auswahl, vor allem die Arbeiten aus dem frühen 20. Jahrhundert, lockte wieder viele Sammler an. Fündig wurden sie eher beim Unbekannten, das Gängige ließen sie sogar manchmal liegen   
Da hat sich die halb angezogene Hilde Hubbuch cool auf einem Stahlrohrsessel hingefläzt, ihre Beine lässig auf einem umgestürzten Fahrrad abgelegt und zielt mit einem Haartrockner wie mit einer Waffe – ja auf wen? Sichtbar ist diese Person im Schlafzimmer hinter dem zerwühlten Federbett nicht. Alles wirkt unordentlich und spielerisch, voller selbstbewusster Provokation. Derart sah Karl Hubbuch 1928 seine Gattin, die als unabhängige, gebildete und emanzipierte Person den Typus der „Neuen Frau“ verkörperte. Alles Konservative hat Hubbuch aus diesem Bild verbannt. Mit Ironie und subtiler Rebellion setzte sich der Bürgerschreck über die traditionellen gesellschaftlichen Konventionen hinweg, fügte mit dem Föhn und dem Bauhausstuhl Requisiten der modernen Zeit ein und verdichtete die stilistischen und gesellschaftlichen Spannungen dieser Jahre. Die aquarellierte Zeichnung „Hilde mit Föhn, Fahrrad und Bauhausstuhl“, die in ihrem formalen Aufbau und mit der thematischen Wahl prägend für Hubbuchs Kunst in den 1920er Jahren war, gehörte jetzt zu den Schlüsselwerken der Herbstauktion bei Ihren Lehr. Mit 80.000 Euro war der Karton schon hoch angesetzt. Doch damit begnügten sich die Interessenten nicht und trieben den Preis auf 170.000 Euro. ...mehr |
06.11.2025  |
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 Bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts im Wiener Dorotheum gab es einige Überraschungssieger. Dazu gehörte auch ein in europäischen Kunstkreisen kaum bekannter Künstler aus dem Pazifischen Ozean   
Juan Luna y Novicio ist nicht gerade ein Maler, der in der westlichen Kunstgeschichte einen klingenden Namen hat. Doch der 1857 in der kleinen Stadt Badoc geborene Philippine zählt in seiner Heimat zu den bekannten und gefeierten Größen. Seine Ausbildung erhielt er zunächst an der Akademie für Zeichnen und Malerei in Manila. Zugleich studierte er Navigation an der Escuela Nautica de Manila und fuhr als Seemann über die Weltmeere. 1877 verschlug es ihn nach Madrid, wo er seine künstlerischen Studien an der Königlichen Akademie San Fernando unter anderem bei Alejo Vera fortsetze. Der Historienmaler ging 1878 nach Rom, um eine Reihe von Aufträgen auszuführen, und nahm Luna als seinen Assistenten mit, der in den römischen Künstlerkreisen heimisch wurde, dort auch ohne seinen Lehrer insgesamt sechs Jahre blieb und 1884 nach Paris übersiedelte. Hier entfernte sich Luna von der erlernten akademischen Tradition, gab die düstere Tonalität auf und verlegte seinen Fokus auf Darstellungen des modernen Lebens und des urbanen Milieus, die er in einer farbstarken Palette auf die Leinwand brachte. So nahm er sich 1886 auch eine Frau aus den unteren Volksschichten Madrids zum Thema, die er in ihrem temperamentvollen Auftreten, ihrem offenen Wesen und ihrer charakteristischen Kleidung mit einem roten Manila-Schal, einem reich mit weißen floralen Elementen bestickten Seidentuch, formatfüllend und gekonnt in hoher Präsenz festhielt. Im Hintergrund baute Luna dann noch einen blinden Bettler ein und verlieh seinem Werk damit noch stärkere Züge des Realismus. ...mehr |
03.11.2025  |
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 Die Sammlung Hegewisch hatte bei Christie’s in London ihren starken Auftritt und zog viele Käufer in ihren Bann. Doch beim Spitzenlos haperte es   
Die Hamburger Eheleute Erika und Klaus Hegewisch waren enthusiastische Sammler für Arbeiten auf Papier. Das lag nicht zuletzt an Erika Hegewisch, die selbst als Zeichnerin und Druckgrafikerin künstlerisch tätig war. Auch als ihr Mann im Jahr 2014 aus dem Leben schied, trennte sie sich nicht von den Blättern, die dicht an dicht an den Wänden ihrer Hamburger Wohnung hingen. Sie selbst starb zehn Jahre später im März 2024 im Alter von 95 Jahren. Die von ihnen über Jahrzehnte mit Kennerblick aufgebaute Kollektion von exquisiten Zeichnungen und Druckgrafiken der bekannten Künstlergrößen von der Renaissance bis zur Moderne, die als eine der wichtigsten der Gegenwart gilt und mit dem Hegewisch-Kabinett in der Hamburger Kunsthalle einen festen Präsentationort hatte, wird von ihren Erben nun verkauft. Beauftragt haben sie damit das Auktionshaus Christie’s, das in einer ersten Tranche unter dem Titel „Spellbound“ – gebannt, fasziniert und verzaubert – 54 Objekte offerierte, 50 davon in neue Hände legte, 72 Prozent der Positionen oberhalb der Schätzung abgab und damit einen Bruttoumsatz von 8,9 Million Pfund einfuhr. ...mehr |
30.10.2025  |
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 Kündet sich eine Trendwende auf dem Kunstmarkt an? Die Londoner Auktionen in der Frieze-Woche zeichnen jedenfalls ein positives Bild   
Die Sommerpause war zu Ende, und schon die ersten großen Septemberauktionen von Koller in Zürich und Kornfeld in Bern erzielten hohe Ergebnisse. Von einer Flaute auf dem Kunstmarkt war da nichts zu spüren. Dann berichteten Mitte Oktober die Galeristen bei der Kunstmesse „Frieze“ in London von einem signifikant gestiegenen Kaufinteresse gegenüber den Vorjahren. Und schließlich zeigten sich noch die Londoner Auktionshäuser mit ihren Versteigerungen, die zur Frieze Week stattfanden, äußerst zufrieden: Sotheby’s sprach von einer starken Frieze-Brise, die für anhaltende Dynamik sorge, Christie’s von dem höchsten Umsatz zur Frieze-Woche seit sieben Jahren und einem Wachstum von 30 Prozent gegenüber der Vorjahresauktion. Der Abwärtstrend auf dem Kunstmarkt, der mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine im Februar 2022 auf ihn hereinbrach und sich mit weiteren Krisenherden und weltweiten Unsicherheiten in den vergangenen Jahren verstärkte, scheint vorüber. Die Stimmungslage der Marktteilnehmer hat sich bereits deutlich aufgehellt, zumal Christie’s und Sotheby’s, aber auch einige deutsche Auktionshäuser wichtige Privatsammlungen für die anstehenden Herbstauktionen angekündigt haben, was für ein wiedererstarktes Vertrauen in den Kunstmarkt spricht und weitere hohe Resultate erwarten lässt. ...mehr |
24.10.2025  |
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Die neue Ausgabe der Art Cologne hat ihre Tore geöffnet. Die Kölner Kunstmesse gibt sich jünger, setzt aber auch auf die bewährten Klassiker. Ein erster Überblick   
Auf dem Plateau vor dem Portal zu den Kölner Messehallen steht ein stattlicher Adler aus Bronze. Doch ein ausgestreckter Flügel verhüllt sein Gesicht. Aus dem Symbol für Stärke, Macht und nationale Identität formte der für seine poppigen Schwarzwalduhren bekannte Künstler Stefan Strumbel ein Monument des ...mehr | 07.11.2025  |
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 In Bamberg sind traditionsreiche Antiquitätengeschäfte zu einem einzigartigen Ensemble vereint. Auch in diesem Jahr laden sie mit einem reichen Angebot zu ihren sommerlichen Kunst- und Antiquitätenwochen – vielleicht zum letzten Mal   
Auch in Bamberg steht die Zeit nicht still. Selbst wenn die Stadt auf eine über tausendjährige, urkundlich überlieferte Geschichte zurückblicken kann, 1007 Kaiser Heinrich II. das Bistum Bamberg gründete und damit den Aufschwung brachte, der Dom, die Kirchen, Klöster, Residenzen und Stadthöfe auf den sieben Hügeln von alten Zeiten künden und die Leute nach der Corona-Krise wieder in Scharen durch die Straßen und Gassen des UNESCO-Welterbes ziehen, ist auch hier die Veränderung spürbar, etwa in der Kunsthandlung Senger, die in diesem Jahr ihr 55jähriges Bestehen feiert. Als Marianne und Walter Senger im Juli 1970 das alteingesessene Bamberger Antiquitätengeschäft Haramus-Lorenz übernahmen, war ihr Programm mit repräsentativen Möbeln, Skulpturen und Gemälden vergangener Epochen traditionell geprägt. Heute steht die Kunst der Gegenwart in ihren Räumen Seite an Seite mit Bildwerken des Mittelalters und des 18. Jahrhunderts. Die Präsentation überschreitet bewusst zeitliche und stilistische Grenzen, eröffnet dem Publikum einen Dialog der Epochen und will damit eine neue Käuferschicht ansprechen, die sich nicht um kunstgeschichtliche Kategorien schert. ...mehr  |
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 Die 41. Art Brussels erweist sich als robustes Bollwerk in Zeiten eines schwächelnden Kunstmarkts   
Ein wolkenverhangener Himmel und gelegentliche Regenschauer in Brüssel konnten eingefleischte Fans der Art Brussels am vergangenen Donnerstag, dem Vernissagetag der 41. Ausgabe der Kunstmesse, nicht einschüchtern. Alles, was in der zum Teil von exzentrischen Persönlichkeiten geprägten belgischen Sammlerszene Rang und Namen hat, tummelte sich ab dem späten Vormittag in den Hallen 5 und 6 des Brüsseler Messegeländes. Vor drei Jahren ist die Messe, die zwischenzeitlich wesentlich innenstadtnäher auf dem Tour & Taxis-Areal residierte, wieder hier an ihrem angestammten Standort vor Anker gegangen. In den anlässlich der Weltausstellung 1935 im Art Déco-Stil errichteten Hallen machten in diesem Jahr 165 Galerien aus 35 Ländern auf über 800 Künstler*innen aufmerksam. 38 Prozent der Aussteller waren Erstteilnehmer. Knapp 100 Galerien sind zum wiederholten Mal dabei. Die Messe verzeichnete heuer rund 24.800 Gäste, was einen leichten Rückgang gegenüber den jeweils rund 26.000 Besucher*innen der beiden vorherigen Ausgaben bedeutet. ...mehr  |
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 Am Donnerstag startet die 41. Ausgabe der Art Brussels. Nicole Büsing und Heiko Klaas sprachen im Vorfeld der Messe mit Nicolaus Schafhausen, langjähriger Kurator an verschiedenen Institutionen und seit zwei Jahren Inhaber der Galerie KIN Brussels, über den Standort Brüssel, das Phantom des typisch belgischen Sammlers und die aktuellen Veränderungen auf dem Kunstmarkt   
Nicole Büsing und Heiko Klaas: Welche Erwartungen verbindest du mit der Teilnahme an der diesjährigen Art Brussels?
Nicolaus Schafhausen: Art Brussels ist für uns weit mehr als eine Verkaufsplattform – sie ist ein Ort, an dem Haltung sichtbar wird. Gemeinsam mit der Galerie Gauli Zitter treten wir in der Prime-Sektion auf und präsentieren eine kuratierte Duo-Ausstellung. Beide Galerien, KIN und Gauli Zitter, wurden 2023 gegründet und verbindet ein enger, kontinuierlicher Austausch. Für uns ist dieser gemeinsame Auftritt nicht nur strategisch klug, sondern auch ein klares Statement: junge Strukturen stärken sich gegenseitig, anstatt um Sichtbarkeit zu konkurrieren. Wir erwarten keine schnellen Effekte, sondern nachhaltige Resonanz – und die Möglichkeit, innerhalb eines anspruchsvollen Netzwerks langfristige Beziehungen zu Künstler*innen, Sammler*innen und Kurator*innen aufzubauen. ...mehr  |
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 Muss sich die Art Cologne jetzt warm anziehen? Die Art Düsseldorf punktete einmal mehr als attraktive Plattform für den Erwerb zeitgenössischer Kunst. Doch auch Diskussionen, Diskurse und Preisverleihungen kamen in diesem Jahr nicht zu kurz   
Am Sonntag ist die siebte Ausgabe der Art Düsseldorf zu Ende gegangen. Mit einer Gästezahl von rund 20.000 konnte das Niveau der Vorjahre stabil gehalten werden. „Die Art Düsseldorf ist jetzt auf dem Radar der Sammlerwelt – nicht nur regional, sondern deutschlandweit und international. Die Zahl der internationalen Sammler*innen, die das umfangreiche VIP-Programm und die Messe 2025 genossen haben, stieg im Vergleich zum Vorjahr sogar um 40 Prozent“, teilte die Art Düsseldorf in ihrem Abschlussbericht mit. 108 Galerien haben an der Messe teilgenommen, davon allein 34 Galerien aus dem Rheinland. 33 Erstteilnehmer sind in diesem Jahr nach Düsseldorf gereist. Mit 32 Teilnehmern, die ihren Standort außerhalb von Deutschland haben, waren auch Staaten wie Österreich, Japan, Südkorea, Frankreich, Belgien oder Spanien auf der Art Düsseldorf gut repräsentiert. ...mehr  |
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