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Die Sparkassenstiftung „Graphikmuseum Pablo Picasso“ als Beispiel privatwirtschaftlicher Förderung

Auf der Suche nach einem Symbol für Kulturförderung



Vorstellung der Sparkassenstiftung 1997

Vorstellung der Sparkassenstiftung 1997

Die Geschichte der Sparkassenstiftung „Graphikmuseum Pablo Picasso“ ist mindestens genauso spannend wie die Geschichte der Sammlung Huizinga. Denn sie zeigt, wie pragmatisch und vergleichsweise unkompliziert Privatinitiativen der Wirtschaft auf die kulturelle Landschaft einer Region fördernd Einfluss nehmen können.



„Die Sparkassen als regional verwurzelte Unternehmen haben nicht nur Interesse an einer florierenden Wirtschaft, sondern auch an einem attraktiven Kulturangebot“, erklärt Dr. Rolf Gerlach, Präsident des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes die Sponsorensicht des Stifterverbandes: „Wir haben eine lange Tradition der Kulturförderung und waren gerade auf der Suche nach einem kulturellen Leuchtturm, der als Symbol für unser kulturelles Engagement stehen konnte.“

Die Huizinga-Sammlung sollte in Westfalen bleiben

Das Sammlerehepaar Huizinga befand sich seinerseits auf der Suche nach einer adäquaten Aufbewahrung für ihre über 700 Picasso-Lithographien umfassende Sammlung, die bis dato in der Stuttgarter Staatsgalerie archiviert war. Nachdem das Museum in Stuttgart Interesse angemeldet hatte, wurden auch andere Museen auf die Sammlung aufmerksam. Ernst-Gerhard Güse, ehemaliger Kurator am Landesmuseum Münster, seinerzeit in Saarbrücken, wollte die Sammlung in den Süden holen. Huizinga beschreibt die Lage so: „Es wuchs der Druck, eine adäquate Aufbewahrung zu finden. Zumal zu den Begehrlichkeiten und Sicherheitsfragen auch konservatorische Überlegungen hinzukamen.“. Schließlich gelang über einen Freund des Sammlerehepaars der Kontakt zu Dr. Heinrich Hoffschulte, dem Oberkreisdirektor des Kreises Steinfurt, zu dem Lengerich gehört. Hoffschulte dachte zunächst an das Schloss Gravenhorst für ein Picasso-Museum. Diese Idee wurde später verworfen. Nach dem Gespräch mit dem Sammler nahm Hoffschulte Huizinga zunächst einmal das Versprechen ab, die Sammlung in Westfalen zu behalten.

Huizinga: Leidenschaftlicher Sammler und kompetenter Partner

Ende August 1996 wurde Hoffschulte als ehemaliger Verwaltungsratvorsitzende mit der Dr.-Johann-Christian-Ebel-Medaille ausgezeichnet. Im privaten Kreis berichtete er nach der Verleihung von dem Sammlerpaar und deren Bereitschaft, unter bestimmten Voraussetzungen ihre Sammlung in eine Stiftung einzubringen, erinnert sich Rolf Gerlach an die „Sternstunde“ der Stiftung: „Ich habe damals das Gespräch zunächst im Raum stehen lassen. Am nächsten Tag habe ich Dr. Hoffschulte angerufen und gesagt: ‚Lass uns über das Thema doch weiter nachdenken. Das ist doch interessant.‘“ Wenig später kam es zur ersten Begegnung mit Gert Huizinga. „Ich hatte den Eindruck, einen kunsthistorisch qualifizierten und in der Sache leidenschaftlichen Mann gegenüber zu haben, mit dem man ein solches Vorhaben anpacken kann“, erinnert sich der spätere Vorsitzende des Kuratoriums der Sparkassenstiftung. Faszination kam hinzu, als Hoffschulte, Huizinga und Gerlach zusammen in die Staatsgalerie Stuttgart fuhren und die über 720 Lithographien umfassende Sammlung sichteten, die dort in einem über fünf Meter hohen Stahl-Magazin eingelagert waren.

Picasso war als „weltoffenes“ Symbol besser geeignet als westfälische Künstler

Ein gemeinsames Stiftungsvorhaben schien für die Sparkasse aus mehreren Gründen attraktiv. „Ein großer Vorteil war, dass mit der Stiftungsgründung der Stiftungszweck schon erfüllt war“, erklärt Rolf Gerlach: „Eben weil es schon diese fast vollständige Sammlung gab. Die meisten Stiftungen werden gegründet, dann wird ein Stiftungsvorhaben zur Verfügung gestellt und die über die Stiftungsvergaben beraten.“ Auch war Picasso besser als ein Heimatkünstler geeignet, ein herausragendes Symbol für das kulturelle Engagement der Sparkassen in ganz Westfalen-Lippe zu sein. „Wir sind eine weltoffene Veranstaltung und können es auch dadurch dokumentieren", beschreibt Gerlach den Entscheidungsprozess. Den Ausschlag gab ein von Ernst Nolte und Gabriele Braun in Hamburg erstelltes Gutachten, in dem die Sachverständigen die herausragende und außerordentliche Qualifikation der Sammlung hervorhoben, die weit über die üblichen Auflagendrucke hinaus ginge.

Das Konzept war klar, einfach und unkompliziert zu realisieren

Blieb noch die Finanzierung des Stiftungsprojekts, die Klärung des Standorts und die Besetzung der weiteren Stiftungspartner. Zunächst einmal war das Vorhaben erleichtert durch die erheblichen Sacheinlagen des Sammlerehepaars. Auf die Frage, wie der Verbandspräsident es geschafft habe, alle 92 Sparkassen in Westfalen-Lippe für den Standort Münster zu begeistern, antwortet er nur, das dies das Geheimnis der Verbandsarbeit sei. Genauso wichtig war jedoch, erklärt Gerlach weiter, dass die Westdeutsche Landesbank schnell gesagt hat,“ wenn die Sparkassen das machen, tragen wir 50 Prozent des Aufwandes“. Schließlich kamen die Westfälischen Provinzialversicherungen hinzu.

Ein weiterer glücklicher Zufall war, dass die Sparkasse Münster ihren Hauptsitz an die Weseler Straße verlagerte und die Gebäude des Drubbelschen Hofs noch nicht verfügt waren, ebenso die des benachbarten Hensenbaus. Das Konzept war klar, einfach und unkompliziert zu realisieren: Nach einem halben Jahr seit der denkwürdigen Medaillenverleihung, erinnert sich Gerlach, entschied der Verbandsvorstand Anfang 1997, dass es im Drubbelschen Hof und im Hensenbau ein Picasso-Museum geben wird und die beiden Gebäude für die neue Nutzung umgebaut werden sollen. Noch im selben Jahr kam es zur Gründung der Stiftung und die einzigartige Kollektion der Huizingas wurde in deren Eigentum überführt.

Der Auftritt des Museums ist nicht mit Sponsorenwünschen verknüpft

Wie geht es weiter? „Nachdem die Stiftung mit der Schaffung des Graphikmuseums Pablo Picasso ihr erstes Ziel erreicht hat, konzentriert sie sich nun darauf, das Museum zu fördern und zu beleben“, beschreibt der Kuratoriumsvorsitzende die weiteren Pläne. Ein wichtiger Grundsatz sei dabei, die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung, die fachgerechte Präsentation sowie den Auftritt des Museums in der internationalen Museumslandschaft nicht mit Sponsorenwünschen zu verknüpfen. Die Sparkassen werden das Museum nutzen können, beispielsweise für Besuche mit ihren Verwaltungsräten oder Kunden. Das Museum ist bereit, in geeigneten Räumlichkeiten an Sparkassen-Standorten Ausstellungen zu präsentieren. Wir werden zudem Veranstaltungen rund um das grafische Werk von Pablo Picasso durchführen, unabhängig vom Bestand der Sammlung. „Wir haben das Engagement gebracht, wir freuen uns daran, und dann wurde dieses Museum mit all dem, was es tut, in diese kulturpolitische Landschaft entlassen.“, resümiert Rolf Gerlach die Kulturförderung der Sparkassenstiftung „Graphikmuseum Pablo Picasso Münster“.

Graphikmuseum Pablo Picasso Münster
Königsstraße 5
D-48143 Münster

Telefon: +49 (0)251 - 41 44 70
Telefax: +49 (0)251 - 41 44 744

Kontakt:

Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

Picassoplatz 1

DE-48143  Münster

Telefon:+49 (0251) 41 44 70

Telefax:+49 (0251) 41 44 777

E-Mail: info@picassomuseum.de

Startseite: www.kunstmuseum-picasso-muenster.de

www.graphikmuseum-picasso-muenster.de



16.03.2001

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Verena Voigt

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Gert Huizinga
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Dr. Rolf Gerlach, Vorsitzender des Kuratoriums der
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Innenansicht der Ausstellungsräume
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Hensenbau, im Hintergrund Druffelscher Hof
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Dr. Rolf Gerlach, Gert Huizinga und Dr. Norbert Emmerich
Dr. Rolf Gerlach, Gert Huizinga und Dr. Norbert Emmerich







Innenansicht der Ausstellungsräume

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Gert Huizinga

Gert Huizinga

Dr. Rolf Gerlach, Gert Huizinga und Dr. Norbert Emmerich

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Dr. Rolf Gerlach, Vorsitzender des Kuratoriums der Sparkassenstiftung

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Hensenbau, im Hintergrund Druffelscher Hof

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