| | Der Kunstmarkt in besseren Zeiten: Volle Messehallen auf der Art Basel im Jahr 2019 | |
Auch wenn nur rund die Hälfte der weltweiten Kunsthändler für das erste Halbjahr 2021 einen Anstieg ihrer Verkäufe angaben, so könnte die Marktlage wohl noch düsterer ausfallen, hätten nicht kaufwütige junge Sammler in diesem Frühjahr kräftig zugegriffen. Zu dieser Erkenntnis kommt jedenfalls die aktuelle Kunstmarkt-Studie, die Clare McAndrew für die Art Basel und die Schweizer Großbank UBS erstellt hat. Demnach erwarben junge Menschen, die in den späten 1980er und 1990er Jahren geboren wurden etwa dreimal so viel Kunst wie ihre Elterngeneration. Im Schnitt gab jeder Millennial-Sammler dabei in diesem Frühjahr 378.000 Dollar für durchschnittlich 15 Kunstwerke aus.
Diese enorme Aktivität der jungen Leute schlägt sich jedoch nicht gleichmäßig am Markt nieder. Zwar stieg die Anzahl der Verkäufe, die über digitale Kanäle abgewickelt werden, auf rund ein Drittel aller Transaktionen, allerdings verzeichneten zahlreiche Galerien weiterhin einen Rückgang ihrer Absätze. So gaben 45 Prozent von ihnen an, in diesem Frühjahr noch weniger als im desaströsen vergangenen Halbjahr verkauft zu haben. Vor allem in Europa ist die Lage nach wie vor angespannt. Durchschnittlich steht hier jedem Händler ein Minus von 7 Prozent zu Buche. Corona-Beschränkungen und die Folgen des Brexits erschweren das Geschäft. Anders sieht die Situation in Asien aus. Dort hat sich der Markt am stärksten erholt. Im Mittel stiegen die Verkäufe in Asien in jeder Galerie um 18 Prozent.
Eine weitere Erkenntnis des Branchenreports ist ein bemerkenswerter Anstieg an weiblichen Sammlerinnen. So gaben Käufer im Segment der „High-Net-Worth Individuals“, also jener Kundengruppe, die mindestens eine Million Dollar zur freien Verfügung hat, in der ersten Jahreshälfte durchschnittlich 242.000 Dollar für Gemälde, Skulpturen und Grafik aus. Das bedeutet einen Anstieg von 42 Prozent im Vergleich zur Vorjahreshälfte. Sammlerinnen in diesem Segment gaben dabei mehr als doppelt so viel aus wie ihre männlichen Kollegen.
Aber auch mediale Kunst wird immer stärker nachgefragt. 16 Prozent der Werke, die die befragten Sammler besitzen, sind Digital-, Film- oder Videokunst. Jeder Sammler gibt rund 10 Prozent seines Budges für derartige Kunstwerke aus. Auf dem Gebiet der digitalen Kunst sind die Millennials die führende Käuferschicht. In diesem Halbjahr spendierten sie durchschnittlich 20.000 Dollar dafür. Insgesamt gaben 48 Prozent aller Sammler an, im kommenden Jahr am Erwerb von medialer Kunst interessiert zu sein. Mehrheitlich werden NFT-Kunstwerke über eigene Verkaufsplattformen im Internet gehandelt und nicht über Galerien oder traditionelle Auktionshäuser. Über NFT-Plattformen wurden im Frühjahr 2021 Kunstwerke für mehr als 324 Millionen Dollar abgesetzt.
Trotzdem bleibt die traditionelle Galerie der Ort, an dem die meisten Transaktionen stattfinden. 82 Prozent der Befragten haben in der ersten Jahreshälfte bei einem Händler Kunst erworben. Vor die Wahl gestellt, Werke über einen Galeristen oder einen Online-Marktplatz zu kaufen, bevorzugten 80 Prozent der Sammler den Händler. Die Befragten erklärten ihre Haltung damit, dass sie die Qualität der dort angebotenen Werke überzeugte und sie die Vertrauenswürdigkeit, Erfahrung und Expertise der Händler schätzten. Für den Marktbericht wurden sowohl Händler als auch Sammler befragt. Die Antworten stammen von 700 Händlern sowie von 500 Sammlerinnen und Sammlern aus Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, den USA und Hongkong, die über Investitionsvermögen von mindestens einer Million Dollar verfügen.
Zum vollständigen Marktbericht:
theartmarket.foleon.com/artbasel/survey-2021/a-mid-year-review-2021/ |