| | Das „Portrait of Edmond de Belamy“ des Kollektivs Obvious gab 2018 bei Christie’s den KI-Trend vor: Es erzielte 432.500 US-Dollar | |
Noch spielen Kunstwerke, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) geschaffen wurden, keine allzu dominante Rolle auf dem internationalen Kunstmarkt. Das könnte sich jedoch schon in den kommenden zwölf Monaten ändern. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls der Hiscox Art and AI Report, der im Auftrag des Londoner Versicherungsunternehmen Hiscox durchgeführt wurde. Demnach gehen 40 Prozent der Menschen, die bereits Kunst sammeln, davon aus, dass der Absatz von KI-Kunst künftig steigen wird. Unter den allgemein kunstinteressierten Menschen liegt dieser Wert mit 67 Prozent sogar noch höher. Erstellt wurde die Studie vom britischen Unternehmen ArtTactic, das auf Kunstmarktforschung und -analyse spezialisiert ist. Insgesamt werteten die Forscher in diesem Jahr 400 Antworten von Kunstsammlern und kunstinteressierten Personen aus.
„Beim Thema KI-generierter Kunst werden wir in den nächsten Jahren sehen, ob ein ähnlich kurzfristiger Trend entsteht wie bei NFTs oder ob sich ein echter Markt und langfristiges Interesse für KI-generierte Kunst etablieren“, kommentiert Alina Sucker-Kastl von Hiscox Deutschland die Studienergebnisse. „In der deutschen Ausstellungslandschaft kommt digitale Kunst, auch wenn nicht immer KI-generiert, langsam, aber sicher an. Für das europaweit größte, für 2025 geplante digitale Museum in der Hamburger Hafencity rechnet man beispielsweise mit hohen Besucherzahlen“, so Sucker-Kastl weiter. Die Studie zeigt jedoch auch, dass es sowohl Kunstsammlern als auch -liebhabern ein Anliegen ist, KI-Kunst von traditionellen Arbeiten unterscheiden zu können. 82 Prozent der Kunstsammler ist dies ein großer Wunsch.
Junge Sammler prägen den Trend
2018 erzielte ein verwischtes KI-Porträt von Edmond de Belamy, das von dem Pariser Künstlerkollektiv Obvious erstellt wurde, das bis dato weltweit beste Auktionsergebnis. Bei Christie’s musste ein anonymer Käufer insgesamt 432.500 US-Dollar für die Arbeit von Obvious berappen, an die nie ein Mensch Hand angelegt hat. Die Schätzung wurde damit um das 45fache übertroffen. Seither verhält sich der Kunstmarkt eher unberechenbar, was KI-Kunst anbelangt. Bislang haben laut Hiscox-Studie gerade einmal zwei Prozent der traditionellen Kunstsammler ein von KI erstelltes Kunstwerk erworben haben, 29 Prozent von ihnen könnten sich aber vorstellen, zukünftig ein solches zu kaufen. Unter den jungen Sammlern, denjenigen die erst seit drei Jahren regelmäßig Kunst kaufen, haben schon sieben Prozent ein KI-generiertes Werk erstanden. 39 Prozent von ihnen gaben an, in Zukunft KI-Kunst sammeln zu wollen.
Befragt man die Kunstwelt nach dem potenziellen Preisniveau von KI-Kunst, ergibt sich ein ganz ähnliches Bild. Während lediglich 16 Prozent der langjährigen und erfahrenen Kunstsammler davon ausgehen, dass von KI erstellte Kunstwerke jemals vergleichbare Preise wie traditionelle, von Menschen geschaffene Kunst erzielen werden, können sich dies immerhin 26 Prozent der jungen Sammler durchaus vorstellen. Unter den Kunstliebhabern liegt dieser Wert sogar noch höher. Hier glauben über die Hälfte der Befragten, immerhin 56 Prozent, dass KI-Kunst in Zukunft gleichwertig neben von Menschenhand kreierten Werken gehandelt wird.
Angst vor einer Blase ist messbar
Dennoch wird Kunst auch zukünftig vor allem von Menschen und nicht von Maschinen geschaffen werden. Insofern ist es vielleicht auch beruhigend zu hören, dass eine große Mehrheit sowohl der älteren (69 Prozent) als auch der jüngeren Kunstsammler (67 Prozent) KI-generierte Kunst für weniger wichtig als menschliche Kunsterzeugnisse einstuft. Dennoch gibt es unter den neuen Sammlern eine Gruppe von 26 Prozent, die der Meinung sind, dass KI-Kunst neben traditionellen Medien wie Malerei, Skulptur und Fotografie im Kunsthandel bald gleichberechtigt eine Rolle spielen wird.
Fragt man nach den Sorgen der Sammler, geben die meisten von ihnen, rund 61 Prozent, ungeklärte Fragen zur Authentizität und Originalität von KI-Kunst an. Fast genauso negativ wird den KI-Werken angekreidet, dass sie einen Mangel an Emotionalität ausstrahlten (60 Prozent). Auch ethische Bedenken spielen eine Rolle: 42 Prozent der Kunstsammler erklären, dass sie die Auswirkungen der KI insbesondere auf die menschliche Kreativität fürchten. Generell ist unter den potentiellen Käufern der Argwohn vor einer Spekulationsblase groß. Fast die Hälfte befürchten, es könnte sich im Bereich der KI-Kunst ein ähnlicher Trend abzeichnen, wie beim vergangenen NFT-Boom. Nach einer kurzen Phase der Preisrekorde verpufft die Nachfrage nach NFT-Kunst seit 2022 spürbar. Ob ähnliches auch bei KI-generierten Werken eintritt, dürfte sowohl in der Hand der Käufer als auch bei den die KIs programmierenden Künstlern liegen.
Zur vollständigen Studie gelangen Sie hier:
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