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Die Aldegrever-Gesellschaft

Sammlungsberatung nicht nur für die Deutsche Bank



In ihrem Engagement für die zeitgenössische Graphik wirkt die Aldegrever-Gesellschaft eher im Hintergrund.


Junge Künstler erhalten Stipendien, Mitglieder Jahresgaben zu Vorzugspreisen und die Deutsche Bank AG Münster eine Sammlungsberatung durch den kunstbegeisterten und engagierten Vorstand und Schatzmeister der Aldegrever-Gesellschaft, Bruno Lücke. Auf der Liste der ehemaligen Stipendiaten stehen klingende Namen wie Max Bill, Josef Albers, Horst Antes, Emil Schumacher, Wolfgang Troschke und Karl Otto Götz. Für Mitglieder waren in den 1960er Jahren Graphiken dieser Künstler Jahren für einen geringen Zuschlag zu haben.

Graphische Kunst zu Vorzugspreisen

Mit wenig Personalaufwand und versteckt am Seiteneingang des Archäologischen Museums in Münster liegt das Büro der Aldegrever Gesellschaft. Mit bekannten Namen bestückt ist der Vorstand der 1942 gegründeten Gesellschaft. Mit Enno Brandi, Klaus Bußmann (Direktor Westfälisches Landesmuseum), Christoph Hense, Karl-Heinz Leineweber (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer) und Prinz Georg-Victor zu Waldeck und Pyrmont (Leitender Kreisrechtsdirektor, Kreisverwaltung Soest) haben sich die Graphik-Sammler Westfalens gefunden. Die Aldegrever-Gesellschaft kennt kein modernes Marketing. Sie wirbt damit, ihrem Mitgliedern graphische Kunst zu Vorzugspreisen anzubieten. Als gemeinnütziger Verein reinvestiert sie ihre Einnahmen in Künstler-Stipendien.

Nachwuchsförderung als Investition auf die Zukunft

Neben etablierten Künstlern bekommen vor allem weniger bekannte Nachwuchsgraphiker die Möglichkeit, in der Druckwerkstatt Kätelhön in Wamel am Möhnesee unter Anleitung ihre Kenntnisse in den graphischen Techniken zu erweitern und zu experimentieren. Zur Förderung der Tradition der Graphik gehören ferner Künstler-Stipendien für Aufenthalte in der Provence, Norwegen und Leipzig. Bekannter sind die Studienaufenthalte im Künstleratelier im französischen Séguret. Die Aldegrever-Gesellschaft möchte den Künstlern für eine begrenzte Zeit finanzielle Absicherung und Abgeschiedenheit bieten. Als Gegenleistung verpflichten sich die Künstler, während des Stipendiums entstandene Arbeiten an die Gesellschaft abzugeben. Aus diesem „Fond“ werden die Jahregaben ausgewählt. Jedes Mitglied kann alljährlich neuerdings beliebig viele Jahresgaben erwerben. Für den Graphik-Sammler interessant ist, dass die Auflagenhöhen vergleichsweise gering sind. Die 1998 angebotene Lithographie „Walm“ von Karl Otto Götz im Format 50 x 40 cm war in einer Auflage auf 60 Blatt limitiert. Mitglieder konnten sie für 280 Mark kaufen.

„Rendite“ und Engagement: Albers-Blätter mit gute „Gewinnsteigerungen“

In den 1960er Jahren waren die Blätter billiger und die Druckauflagen höher: Unter den Jahresgaben von 1967 befanden sich unter anderem zwei Serigraphien von Josef Albers. Mit einem Format von 28 x 28 cm und einer Auflage von jeweils 200 Exemplaren konnten die Mitglieder die Blätter „Tuskany“ oder „Blue Reminding“ damals für 28 Mark erwerben. Heute werden nach Auskunft der Münsteraner Galerie Ostendorff werden die Blätter zu Preisen zwischen 1.500 und 2.800 Mark gehandelt, „sofern sie in einem guten Zustand sind“, schränkt Geschäftsführer Andreas Gattinger ein.

1997 bot die Aldegrever-Gesellschaft zusätzlich zu den Jahresgaben ein graphisches Mappenwerk mit vier Originalgraphiken von Manfred Billinger, Norbert Marten, Werner Ratering und Christoph Rust an. Die Arbeiten waren während des ebenfalls von der Gesellschaft geförderten Symposium „Drucklust“ bei Kätelhön/Möhnesee entstanden. Die in 25 Exemplaren gedruckte Mappe enthielt fünf auf handgeschöpftem indischem Hadernbütten gedruckte Gedichte des Zen-Meisters Ikkyu Sôjun und war zu einem Preis von 980 Mark zu erwerben. Unter den Jahresgaben 1999 befanden sich unter anderem eine Farbserigraphie von Georg Janßen und eine Lithographie von dem dänischen Künstler K.R.H. Sonderborg.

Zeitgenössische Graphik als Grundstock der Sammlung

Stets auf der Suche nach neuen unverbrauchten graphischen Sichtweisen setzt die Aldegrever-Gesellschaft auf Qualität und Kontinuität. Sie versteht sich dabei keineswegs als Konkurrenz zur Galeristenförderung. Zeitgenössische Druckgraphik ist kein allzu spektakuläres Sammelgebiet, für Einsteiger jedoch durchaus geeignet. Wer hier investieren möchte, ist in guter Gesellschaft: Die Deutsche Bank in Münster favorisiert seit Jahren Arbeiten von Künstlern, die aus dem Stipendiaten-Kreis der Aldegrever-Gesellschaft kommen.



25.09.2000

Quelle/Autor:Verena Voigt

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