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Wuppertal stellt Deutschland-Bilder von Lyonel Feininger vor

Prismatische Landschaften



Das Jahr 1912 brachte den malerischen Durchbruch. Lyonel Feininger hatte seinen Stil gefunden. Nach Zeiten eher zögerlicher Auseinandersetzung mit formalen Möglichkeiten in der Folge seiner Tätigkeit als Karikaturist und der Begegnung mit dem Kubismus gliedert er seine Gemälde nun immer drastischer auf. Als Wendepunkt gilt sein fulminantes Bild „Angler mit blauem Fisch II“. Für 3,7 Millionen Pfund, dem höchsten je erzielten Preis für ein Werk Feiningers, wurde es im Juni dieses Jahres bei Sotheby’s in London eingelöst. Obwohl der einen blauen Fisch hochhaltende Angler im Vordergrund dominiert, erschließt er sich im Netz der ausnahmslos prismatisch durchbrochenen Bildstrukturen vor den horizontalen gelben Wellenformationen erst auf dem zweiten Blick. Die Promenade mit weiteren Personen, der Horizont samt Schiffen und Dampfwolken, alles fügt sich durchgängig wie Kristalle aneinander.



Im Wuppertaler Von der Heydt-Museum steht dieses 1912 entstandene Bild im Zentrum einer umfangreichen Ausstellung mit Stücken aus der Zeit, die Lyonel Feininger in Deutschland zubrachte. Es wird flankiert von zwei weiteren Werken desselben Jahres. „Die Trompetenbläser I“, eine stilistisch eher dem Expressionismus zuzuordnende Arbeit, und die „Badende am Strand“ mit noch nicht ganz so konsequent durchgezogenen und ausgereiften Strukturen verdeutlichen den gewaltigen Schritt, den Feininger in dem Schlüsselwerk vollzogen hat. Fortan ist der Prismatismus sein Markenzeichen. Diesen Stil verändert er kaum noch. Der Mensch passt sich ebenfalls den dominanten, alles unterwerfenden Bildstrukturen an, wird im Laufe der Jahre kleiner und verschwindet schließlich völlig. Zentrales Motiv bilden die Ansichten deutscher Städte und Landschaften, die mittels des spezifischen Malstils eine ungemeine Überhöhung erfahren.

Geboren 1871 in New York als Sohn einer aus Baden stammenden deutschen Musikerfamilie, bestimmt seit dem neunten Lebensjahr neben dem Geigenspiel das Zeichnen den Alltag des jungen Lyonel. Technische Errungenschaften wie Brücken, Eisenbahnen oder Dampfschiffe üben dabei die größte Faszination auf ihn aus. 1887 folgt er mit dem Dampfer seinen auf Konzertreise in Hamburg weilenden Eltern nach Deutschland. Nach einem Jahr Zeichenunterricht an der Hamburger Gewerbeschule besteht er 1888 die Aufnahmeprüfung an der Königlichen Akademie zu Berlin. Ab 1889, als er den ursprünglichen Berufswunsch des Musikers schon längst aufgegeben hat, arbeitet er als Karikaturist für die „Humoristischen Blätter“. Innerhalb kürzester Zeit avanciert Lyonel Feininger zu den bekanntesten Karikaturisten Deutschlands.

Doch die Begeisterung für drastische Vereinfachungen und Verkürzungen von Sachverhalten in Witz und satirischen Zeichnungen war nur der Anfang. Die Bekanntschaft mit seiner späteren Frau Julia Berg, einer Grafikstudentin in Weimar, führt gegen 1906/07 zu einer Abwendung von der Karikatur und Hinwendung zur Malerei. Impressionistisch angehauchte Stillleben oder Landschaften zeigen seine ersten Gemälde. Bis 1909 ist die Auseinandersetzung mit Bildthemen und Lösungen anderer Künstler recht offensichtlich. Der Heuhaufen Claude Monets oder die Pinseltechniken Vincent van Goghs durchdringen die durchaus qualitätvollen Anfängerarbeiten Feiningers.

Ausführlich widmet sich die Wuppertaler Ausstellung diesen frühen Schaffensjahren. Neben Karikaturen und Zeichnungen ist sein erstes Gemälde, ein Stillleben mit grüner Kanne, zu sehen. Durch die häufigen Besuche in Weimar stellt aber bald die ländliche thüringische Landschaft mit ihren kleinen alten Fachwerkdörfern und mittelalterlichen Kirchen die bevorzugte Motivwelt dar, die sich Lyonel Feininger auf ausgedehnten Fahrradtouren erschließt. Um 1908/09 versucht er, seine in der Karikatur beheimateten Wurzeln mit der Malerei zu verbinden. Die in der Karikatur bedeutsame Umrisslinie gewinnt in seinen Ölbildern stetig an Bedeutung.

1911 fährt er nach Paris, um sich den Salon der unabhängigen Künstler anzusehen, eine Mega-Ausstellung mit 6.800 Exponaten. Hier begegnet er neben Bildern von Wassily Kandinsky, Fernand Léger, Robert Delaunay, Piet Mondrian auch kubistischen Werken von Pablo Picasso und Georges Braque. Die Bilder der beiden letztgenannten mit ihrer Aufsplitterung des Dargestellten in geometrische Formen und Segmente mit monochromen Farbabstufungen, die oft in rhythmischer Abfolge ineinander verschachtelt sind, gewinnen von nun ab zunehmende Bedeutung für Feiningers Malerei.

Eine Begegnung mit dem Futurismus 1912 in einer Berliner Ausstellung eröffnet Feininger weitere Möglichkeiten zur Darstellung von Bewegung. 1913 hat sein Werkschaffen eine besondere Reife erlangt, so dass er im „Ersten deutschen Herbstsalon“ auf Empfehlung von Alfred Kubin und Franz Marc in der Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden neben anderen Berühmtheiten wie Marc Chagall, Paul Klee, Gabriele Münter, Max Ernst, Piet Mondrian oder Wassily Kandinsky ausstellen darf. Obwohl als Ausländer mit amerikanischem Pass im Ersten Weltkrieg mit diversen Restriktionen belegt, veranstaltet Herwarth Walden 1917 die erste Einzelausstellung von Werken Feiningers in seiner angesehenen Galerie.

In der Novembergruppe, der sich Feininger im Februar 1918 anschließt, lernt er Walter Gropius kennen. Als dieser im Folgejahr zum Direktor des neu gegründeten Bauhauses avanciert, beruft er zuerst Feininger zum „Meister der Formlehre“und Leiter der druckgrafischen Werkstatt nach Weimar. Daraufhin werden erst Gerhard Marcks, Johannes Itten, Georg Muche, Oskar Schlemmer und Paul Klee nach Weimar geholt. Feininger entwirft den Titelholzschnitt „Kathedrale“ für das Bauhaus-Manifest, eine gotische Kirche als Kathedrale des Sozialismus’, die auf die scheinbar ideale Verfasstheit der mittelalterlichen Zünfte verweist. Nach 1925 beendet Feininger seine Lehrtätigkeit am Bauhaus, bleibt aber dem nunmehr in Dessau beheimateten Lehrkörper des Instituts eng verbunden, aus dessen Querelen er sich so heraushalten kann.

Mit wachsender Begeisterung erkundet Lyonel Feininger die Dörfer um Weimar wie Gelmeroda, Umpferstedt, Mellingen oder Niedergrunstedt, in dessen Panoramen er besonders die Kirchtürme mittels kubistisch durchbrochener Strukturen ausarbeitet. Sie demonstrieren eine Nähe zu den Darstellungen des Eiffelturmes von Robert Delaunay oder den „spirituellen” Qualitäten in Bildern von Johannes Itten. In der Monumentalisierung und visionären Überhöhung der Dorfstrukturen zu etwas Grandiosem liegt Feiningers besondere Leistung. Ihm gelingt eine spezifische Ausprägung des Kubismus, die eine deutliche Affinität zu den Kathedraldarstellungen der deutschen Romantik aufweist, wie man sie bei Caspar David Friedrich oder Karl Friedrich Schinkel findet.

Im Jahr 1931 erhält der Maler seinen ersten Auftrag von der Stadt Halle an der Saale, ein Stadtporträt zu erstellen. Der „Halle-Zyklus” aus elf Gemälden stellt den Höhepunkt im Schaffen Lyonel Feiningers dar. Dieser Auftrag gestattet es ihm, sich ganz auf die prismatische Aufschlüsselung zu konzentrieren. Zwei Gemälde dieses Zyklus’ werden in der Wuppertaler Ausstellung gezeigt. Auch hier stellt die Kirche als Ort des zentralen Lebens den Mittelpunkt dar, den Feininger ohne eigene enge kirchliche Bindung formuliert. Begleitet werden diese Motive von Küstenlandschaften und Orten an der Ostsee, von denen er sich während seiner Urlaube am Meer zu poetischen Kompositionen mit zarten, kristallinen Liniengebilden inspirieren lässt. Es ist die Zeit der gläsernen Architektur- und Marinebilder der Bauhausjahre zwischen 1919 und 1932.

Nach 1937 werden 378 Werke Feiningers aus deutschen Museen als entartet beschlagnahmt. 14 davon werden auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. Nach 50 Jahren Lebenszeit in Deutschland emigriert er 1937 nach New York und kehrt nie wieder in sein geliebtes Deutschland zurück. Als „Schwarze Welle“ betitelt er ein 1937 gemaltes Bild, auf dem das Schiff Deutschland auf einer als braun zu interpretierenden Flut dahin gleitet. Mit diesem Exponat schließt die Wuppertaler Präsentation. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in den USA, in der er zunächst als Deutscher und nicht als amerikanischer Staatsbürger wahrgenommen wird, erfährt er erst im Rahmen einer großen Retrospektive im Museum of Modern Art im Jahr 1944 große Anerkennung. Im Januar 1956 stirbt Feininger 85jährig in New York.

Die Ausstellung in Wuppertal stellt ausschließlich den „deutschen“ Feininger vor. Die Auswahl von 60 Gemälden und 120 Arbeiten auf Papier wird dialogisch konfrontiert mit rund 75 Werken anderer Maler aus der Museumssammlung, darunter solchen von Pablo Picasso, Georges Braque, Paul Cézanne, Paul Klee, Robert Delaunay, Georg Muche, Franz Marc, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer, László Moholy-Nagy oder Umberto Boccioni. Sie alle vereinen sich zu einer grandiosen Schau aus rund 250 Exponaten, die zudem ein einfühlsames Panorama der Zeit bietet.

Die Ausstellung „Feininger – Frühe Werke und Freunde“ ist noch bis zum 7. Januar 2007 zu besichtigen. Geöffnet ist täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 5, ermäßigt 4 Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der an der Museumskasse 20 Euro kostet.

Kontakt:

Von der Heydt-Museum

Turmhof 8

DE-42103 Wuppertal

Telefon:+49 (0202) 56 36 23 1

Telefax:+49 (0202) 56 38 09 1

E-Mail: von-der-heydt-museum@stadt.wuppertal.de

Startseite: www.von-der-heydt-museum.de



27.09.2006

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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