Das Werk von General Idea in der Kunsthalle Zürich „Wir zogen in die Geschichte ein, besetzten Bilder, entleerten sie ihrer Bedeutung und reduzierten sie zu Hülsen. Dann füllten wir diese Hülsen mit Glamour, der sahnigen Windbeutelunschuld von Hohlköpfen, der schlimmen Stille von Haifischflossen, die ölige Gewässer durchschneiden.“ So beschrieb die kanadische Künstlergruppe General Idea ihre Arbeit. Nachdem 1994 Felix Partz und Jorge Zontal, zwei Mitglieder der Gruppe, an den Folgen von AIDS gestorben waren, arbeitet der Dritte im Bunde, AA Bronson, eigenständig weiter. Laut ihm entstand General Idea 1969 in Toronto „in den Nachwehen der Pariser Studentenunruhen, aus den Überbleibseln von Hippiekommunen, Untergrundzeitungen, radikaler Pädagogik, Happenings, Love-Ins, Marshall McLuhan und der Situationistischen Internationale. Wir glaubten an eine freie Ökonomie, an die Abschaffung des Urheberrechts und an horizontale, basisdemokratische Strukturen, die die Architektur des Internets vorwegnahmen.“ Hoch- und Populärkultur eigneten sie sich subversiv an, durchbrachen die gängigen Verbreitungs- und Vermarktungsweisen von Kunst und erregten mit theoretisch präzisen Interventionen und ihrem humorvollen wie formal präzisen Umgang mit gefundenen Formaten aus dem Kunstkontext und der Medien- und Konsumlandschaft seit den frühen 1970er Jahren internationale Aufmerksamkeit.
Seit dem Wochenende stellt nun die Kunsthalle Zürich das Werk von General Idea in einer Übersichtsschau vor. Basis bildet die von Barbara Fischer und AA Bronson organisierte Wanderausstellung „General Idea Editions 1967-1995“ mit über 300 Arbeiten im Bereich von Editionen und Multiples, die seit 1974 ihr Laden „Art Metropole“ in Toronto gemeinsam mit Künstlerbüchern vertriebt. Darum gruppieren sich zentrale Werke und Installationen aus 30 Jahren ihres Schaffens: Das 1972 lancierte FILE Megazine, das kurzfristig aufgrund seiner intelligenten Umwandlung des Stils und der Inhalte des LIFE-Magazins verboten war, das vollständige Set der Selbstporträts als Pudel, Babies, Doktoren und in der Installation Fin de Siecle von 1990 als Robben in einer Eislandschaft oder der „Miss General Idea Pavillon“ mit den die AIDS-Medikamentation thematisierenden Placebo-Arbeiten der 1990er Jahre. Die bekannte AIDS-Tapete, eine Umwandlung von Robert Indianas LOVE-Arbeit, wird ebenso wie die am Fernsehtestbild orientierte Triniton-Tapete den Hintergrund für die Gemälde und Objekte bilden.
Die Ausstellung „General Idea: Found Formats“ und die Wanderausstellung „General Idea Editions 1967–1995“ sind bis zum 7. Januar 2007 zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag zwischen 12 Uhr und 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr und am Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt 8 Franken, ermäßigt 4 Franken.
Kunsthalle Zürich
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