Neuer Hodler-Rekord in Zürich  |  | Ferdinand Hodler, Thunersee mit Stockhornkette, um 1913 | |
Auch in der sonst etwas zurückhaltenden Schweiz reißen die Rekordmeldungen im Auktionswesen nicht ab. Halbjährlich werden jetzt schon für Ferdinand Hodler neue Spitzenpreise verkündet. In der vergangenen Woche galt es seinem Gemälde „Thunersee mit Stockhornkette“, das Sotheby’s am 5. Dezember in Zürich für 5,1 Millionen Franken zuschlagen konnte. Mit Aufgeld zahlte der Käufer am Telefon nach einem Gefecht mit einem ebenfalls fernmündlich anwesenden Konkurrenten letztendlich gut 5,7 Millionen Franken. Die Schweizer Berge und Seen standen im Mittelpunkt von Hodlers Œuvre. Schon während seiner Ausbildung faszinierte ihn die Schönheit des Panoramas mit dem Stockhorn und dem Thunersee im Vordergrund. Obwohl Hodler in Genf lebte, kehrte der Künstler ins Berner Oberland zurück, um die Schönheit der Region in Bildern einzufangen, die das Motiv in einer gesteigerten Farbigkeit überhöhen. Angesetzt waren für den „Thunersee mit Stockhornkette“ 3 bis 4 Millionen Franken.
Auch Platz 2 belegte der beliebte Jugendstilmaler. Ferdinand Hodlers Sicht „Am Genfersee (Landschaftlicher Formenrhythmus)“ von etwa 1911 kam auf 3 Millionen Franken und damit genau in die Mitte der Taxe. Mit seinem Umzug nach Genf verlegte Hodler sein Interesse auf den Genfersee und die umliegende Landschaft, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1918 zu seiner neuen Inspirationsquelle erkor. „Am Genfersee“ ist eines der letzten Werke aus der zwölfteiligen Reihe „ Sur le Lac Léman“, die allesamt Ansichten der Jurakette illustrieren, gemalt aus der Perspektive von Vézenaz-Bellerive am linken Seeufer. Dieses Gemälde, das die für den Maler charakteristischen hellen Farben sowie seinen typischen Parallelismus aufweist, gehört zu den abstrakteren Bildern der Serie und nimmt die spätere Entwicklung Hodlers vorweg. Auch für Alice Bailly gab es eine neue Rekordmarke. Ihre kubistische Landschaft „Paysage à Orsay (l’arbre vert)“ von 1912 kam auf 370.000 Franken (Taxe 200.000 bis 250.000 SFR) und verbesserte den erst sechs Monate alten Spitzenpreis für „Printemps à Orsay (l’arbre blanc)“ aus der selben Serie um 80.000 Franken.
Felix Vallottons „Le Château de Barneville“, die Landschaftsstimmung eines Sommernachmittags in der Weite der Normandie von 1910, kam auf 850.000 Franken (Taxe 500.000 bis 600.000 SFR), und Augusto Giacometti Blumenstillleben „Weiße Pfingstrosen“ von 1940 auf 800.000 Franken (Taxe 400.000 bis 500.000 SFR). Insgesamt setzte Sotheby’s mit einer Zuschlagsquote von 76 Prozent nach Losen 18,3 Millionen Franken um. Somit kam nach Angaben des Hauses mit der Frühjahrsauktion das beste Jahresergebnis seit 1979 zusammen, dem Jahr, als Sotheby’s mit Versteigerungen Schweizer Kunst begann. |