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Marktberichte |
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Die Sammlung Wedermann fand im Kinsky Wien großen Anklang Ausverkauft
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| | Gottfried Sauber d.Ä., Birnkrug, Gmunden 1747 | |
Geschlossene Sammlungen finden noch immer den besten Anklang beim Auktionspublikum. Quasi mit der umfassenden Fachkenntnis des einstigen Besitzers im Rücken fühlt man sich noch ein wenig sicherer beim Bieten und kann anschließend auf klangvolle Provenienz verweisen. So ein Sammler war der Fabrikant Karl Wedermann. Als er seiner Frau gelegentlich einen Krug zu Weihnachten schenkte, wurde er selbst von der Leidenschaft gepackt. Marianne Wedermann blieb bei ihrer Neigung für Bilder des 19ten Jahrhunderts. Nun sind beide gestorben, er vor sieben, sie vor einem halben Jahr. Und die Erben entschlossen sich zur Einlieferung der knapp 600 Objekte umfassenden Sammlung ins Wiener Auktionshaus Kinsky – nicht zu ihrem Nachteil. Denn fast 90 Prozent der Fayencen, Gläser, Möbel, Gemälde und Zeichnungen fanden am 6. März neue Käufer, nur eine Handvoll unterhalb der anvisierten Schätzpreise, die meisten zum Teil deutlich darüber. Laut Auktionshaus wurden statt erwarteter rund 500.000 Euro knapp über 1 Million Euro eingespielt.
Besonders im Hauptteil der Sammlung, den Fayencen, schlugen die Käufer zu. Zusammen mit den anderen Einrichtungsgegenständen konnte das Haus gut 92 Prozent davon absetzen. Schon das erste Los enttäuschte nicht. Von 7.000 auf 17.000 Euro steigerte sich ein reich ornamentierter Birnkrug mit den heiligen Jakobus und Barbara von 1747 aus der Hand des oberösterreichischen Meisters Gottfried Sauber d.Ä. Ob eine Schraubflasche mit dem heiligen Eustachius aus Gmundener Produktion für 12.000 Euro (Taxe 5.000 EUR), eine auf 1.500 Euro angesetzte grün geflammte Sechskantflasche selber Herkunft um 1700, die schließlich 5.000 Euro einfuhr, oder eine Godenschale mit Deckel ebenfalls des frühen 18ten Jahrhunderts mit Blumen- und Volutendekor in Grün und Blau, die sich von 3.000 auf 5.500 Euro steigerte – immer gab es eine ganze Reihe von Interessenten, die die Preise in die Höhe trieben.
Zu den wenigen Enttäuschungen gehörte ein 1756 datierter Birnkrug Simon Pesendorfers mit der Darstellung des heiligen Josef, der die Initialen „IBM“ und „SPD“ trägt (Taxe 5.000 EUR). Aus einer Habaner Werkstatt in der Westslowakei stammte ein Melonenkrug von 1713, der seinen Wert auf 6.000 Euro verdreifachte. Die 1696 geschaffene Schüssel eines Bäckers mit den Initialen „A : R“ wurde von mageren 800 Euro auf stolze 5.500 Euro katapultiert. Da nehmen sich die 7.500 Euro für einen kleinen Birnkrug der Salzburger Werkstatt Thomas Obermillners fast bescheiden aus, waren doch schon im Vorfeld 3.000 Euro erwartet. Von der gleichen Basis aus schaffte ein grün-weinroter Birnkrug von 1812 aus Leobersdorf mit der Darstellung eines Gnadenstuhls 8.000 Euro. Für eine Majolikaplatte aus Castelli, das mit einer eleganten, im Park musizierenden Gesellschaft des 18ten Jahrhunderts bemalt ist, wurden 6.000 Euro gezahlt (Taxe 1.000 EUR). Und ein ebenfalls italienischer Majolikakrug mit großem Sonnenmotiv in der typischen Farbstellung Gelb, Grün und Blau landete schließlich bei 4.500 Euro (Taxe 1.000 EUR).
Auch das Glas erfreute sich großer Beliebtheit. Deutlich höhere Preise als erwartet, wie 6.500 Euro für eine blaue Beutelflasche mit markantem Warzenbesatz oder 6.000 Euro für eine bernsteinfarbene Branntweinflasche mit seichtem Rillendekor, waren keine Seltenheit (Taxe je 2.000 EUR). Auf 9.000 Euro entschwebte eine süddeutsche Sechskantflasche der Zeit um 1700 aus schönem, wellenförmigem Milchglas in Blau und Weiß. Noch einmal 3.000 Euro mehr waren es für ein ähnliches Stück, das wie ein kannelierter Säulenstumpf gestaltet ist (Taxe je 3.000 EUR). Die figürlich bemalten Stücke schnitten nicht schlechter ab, was eine alpenländische Vierkantflasche mit der unbeholfen wirkenden Verbildlichung der Kreuzigung Christi beweist. Sie erreichte 7.000 Euro (Taxe 3.000 EUR). Muntere 200 Euro für ein Konvolut aus drei Pressglasflaschen des 19ten Jahrhunderts sahen sich nach der Auktion bei 5.500 Euro wieder.
Geräuschlos und unspektakulär gingen dagegen die Möbel über die Bühne. Niemand fiel hier groß aus dem Rahmen, so dass ein konventioneller Barockschrank der zweiten Hälfte des 18ten Jahrhunderts bei 4.500 Euro abgegeben wurde (Taxe 3.000 EUR). Ein vegetabil und mit Heiligen bemalter Bauernschrank aus Oberösterreich, datiert mit 1799, blieb ohne Abnehmer. Erst in der kleinen Jugendstilabteilung entstand wieder ein wenig Gerangel, als es um ein Paar Deckenleuchten ging, die Otto Wagner um 1910 für die Wiener Stadtbahn entworfen hatte. 600 Euro waren aber auch wirklich ein wenig niedrig, und 2.600 Euro mussten schließlich dafür hingeblättert werden. Michael Powolnys Spatzenpaar aus schwarzweiß glasierter Keramik flatterte auf 1.200 Euro (Taxe 300 EUR), ein ebenso gestalteter Henkelkorb der „Vereinigten Wiener und Gmundner Keramik“ aus den 1910er Jahren brachte 1.000 Euro ein (Taxe 400 EUR), und zwei versilberte Zierkorken von Josef Hoffmann gingen für 900 Euro weg (Taxe 600 EUR).
Die kleine Erholung der sechseinhalb Stunden langen Auktion war offenbar auch nötig, denn im letzten Drittel legten die Bieter noch einmal richtig los. Hier ging es um Marianne Wedermanns Anteil an der Sammlung, rund 140 Gemälde und Zeichnungen des 19ten Jahrhunderts. Gleich das Eröffnungslos ließ die Herzen höher schlagen. Der Wiener Rudolf von Alt, erst im letzten Jahr wieder einmal in der Albertina gefeiert und demnächst auch in Schweinfurt zu bewundern, erfreut sich mit seinen Veduten aus aller Herren Städte ungebrochener Beliebtheit. So wurde seine Ansicht des Campanile auf dem Markusplatz in Venedig von 1880 bald über die 15.000 Euro hinausgeboten und erst bei 38.000 zugeschlagen. 35.000 Euro waren es für seine skizzenhaft, wie flüchtig hingehauchte Impression vom Markusplatz mit Blick Richtung Hafen, die der 25jährige bereits 1837 schuf (Taxe 15.000 EUR).
Der knapp 20 Jahre ältere Thomas Ender wird mit seinen Veduten und Landschaften weniger hoch gehandelt, konnte aber immerhin 6.000 Euro für sein kleines Aquarell aus Bad Ischl (Taxe 2.000 EUR) und 7.500 Euro für seinen Ausblick auf die Kurstadt von anderer Stelle aus verbuchen (Taxe 3.000 EUR). Jakob Alt, der Vater Rudolf von Alts, steuerte eine Ansicht des Domes von Trient von 1833, die sich auf 4.000 Euro verdoppelte. Ein idyllisches Heimatmotiv aus Goisern von Leopold Munsch verzehnfachte sogar seinen Wert auf 3.000 Euro. Zu guten, aber nicht überragenden Preisen gingen die zahllosen Österreich-Ansichten weg, die Johann Vincenz Reim zwischen 1834 und 1853 als kolorierte Radierungen in kleiner Auflage herausgegebenen hat. Eine größere Preisentwicklung legte eine Dame mit Goldhaube hin, die Anton Machek in der Zeit des Biedermeier in schönem Seidenkleid portraitierte. Für 500 Euro ging sie an den Start, bei 7.500 Euro wurde sie endlich eingefangen. In Joseph Weidners Gemälde „Mutter mit Kind“ nahm wohl nur das aufgeweckt aus dem Bild blickende Hündchen die Preissteigerung auf 5.700 Euro wahr. Denn nach dem Stillen sind beide unter einem Baumstamm eingenickt (Taxe 2.000 EUR). Auf 20.000 Euro verdoppelte sich Josef Lauers Früchtestillleben mit einem Schmetterling und einer Kohlmeise, die sich an dem Obst gütlich tut.
Der Erfolge war kein Ende. Dabei konnte die Sammlung eigentlich nur mit wenigen bedeutenderen Namen aufwarten. Eine halb tragische, halb komische Gestalt sowohl in seiner Malerei wie auch im richtigen Leben war Johann Michael Neder. Zu Lebzeiten musste er sich durchs Leben schlagen, heute erzielen seine volkstümlichen, aber mit kritischem Blick gesehenen Interieurbilder wie „Beim Lottospiel“ hohe Preise – hier 12.000 Euro (Taxe 7.000 EUR). Eine größere Anzahl kleinerer Gelegenheits- oder Studienarbeiten standen von Marie Egner zur Verfügung und fanden spendable Käuferschaft, darunter ein Karton „Blühender Hausgarten bei Schladming“ von 1915. Er schaffte 13.000 Euro (Taxe 3.000 EUR). Ihre „stimmungsimpressionistische“ Kollegin Tina Blau entlockte mit ihrer Ansicht „Am Kanal bei Dortrecht“ 9.000 Euro (Taxe 5.000 EUR). Und obwohl man gar nicht genau sagen kann, ob das Bild überhaupt von ihm ist, wurde Carl Molls Ortschaft am Wasser von 1.000 auf 5.500 Euro gehoben.
Alle Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.
| | Kontakt: im Kinsky - Kunst Auktionen GmbH Freyung 4 AT-1010 Wien |
| Telefax:+43 (01) 532 42 00-9 | Telefon:+43 (01) 532 42 00 | | | E-Mail: office@imkinsky.com | | Startseite: www.imkinsky.com |
15.03.2007 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander | |
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| | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 20 | Seiten: 1 • 2 • 3
Adressen (1)•Berichte (1)•Kunstwerke (17)•Im Verkauf - Events (1) | | • | Bei: im Kinsky -
Kunst Auktionen | | • | Bericht:
Koalition zwischen SPD und IBM | | • | Kunstwerk: Sechskantflache, Gmunden, 1700 | | | • | Kunstwerk: Godenschale mit Deckel, Gmunden, 18. Jahrhundert | | • | Kunstwerk: Melonenkrug, Habaner Werkstatt, Westslowakei 1713 | | • | Kunstwerk: Majolika-Bild, Castelli, 18. Jahrhundert | | | • | Kunstwerk: Branntweinflache, Tirol, 18. Jahrhundert | | • | Kunstwerk: Rippenflache, Süddeutschland, um 1700 | | • | Kunstwerk: Schrank, Österreich, 18. Jahrhundert | | |
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Otto Wagner, zwei
Deckenlampen für die
Wiener Stadtbahn, um
1910 | | Taxe: 600,- EURO Zuschlag: 2.500,- EURO Losnummer: 426 | | | | | |
Branntweinflache,
Tirol, 18.
Jahrhundert | | Taxe: 2.000,- EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 300 | | | | | |
Gmunden,
Godenschale mit
Deckel, 18.
Jahrhundert | | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 5.500,- EURO Losnummer: 71 | | | | | |
Gmunden,
Sechskantflache,
1700 | | Taxe: 1.500,- EURO Zuschlag: 5.000,- EURO Losnummer: 18 | | | | | |
Rippenflache,
Süddeutschland, um
1700 | | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 316 | | | | | |
Castelli,
Majolika-Bild, 18.
Jahrhundert | | Taxe: 1.000,- EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 284 | | | | | |
Thomas Ender,
Ausblick auf Bad
Ischl | | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 7.500,- EURO Losnummer: 463 | | | | | |
Birnkrug,
Leobersdorf, 1812 | | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 8.000,- EURO Losnummer: 189 | | | | | |
Johann Michael
Neder, Beim
Lottospiel, 1873 | | Taxe: 7.000,- EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 488 | | | | | |
Anton Machek, Dame
mit Goldhaube, 1813 | | Taxe: 500,- EURO Zuschlag: 7.500,- EURO Losnummer: 487 | | | | | |
Rudolf von Alt, Der
Markusplatz in
Venedig, 1837 | | Taxe: 15.000,- EURO Zuschlag: 35.000,- EURO Losnummer: 459 | | | | | |
Tina Blau, Am Kanal
bei Dortrecht | | Taxe: 5.000,- EURO Zuschlag: 9.000,- EURO Losnummer: 519 | | | | | |
Haban, Melonenkrug,
Habaner Werkstatt,
Westslowakei 1713 | | Taxe: 2.000,- EURO Zuschlag: 6.000,- EURO Losnummer: 136 | | |
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