Penck-Retrospektive in Frankfurt Mit einer umfangreichen Retrospektive widmet sich die Schirn ab morgen dem Schaffen A.R. Pencks und präsentiert seine wichtigsten Themen und Werkgruppen von 1961 bis heute. Die Überblicksausstellung versammelt rund 130 großformatige Gemälde, Skulpturen und Objekte. Zusätzlich stellt eine Auswahl von etwa 70 Künstlerbüchern auch den Sprachkünstler und Zeichner Penck vor. Der als Ralf Winkler 1939 in Dresden geborene Künstler thematisiert bereits in der DDR die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft. Nach seiner Ausbürgerung 1980 in die BRD schafft er mit abstrahierten Figuren und Zeichen eine Bildwelt, die versucht den Beginn der Malerei mit aktueller Zeitgeschichte und moderner Wissenschaft zu vereinen. Sein Pseudonym bildet er nach dem Geologen und Eiszeitforscher Albrecht Penck und begründet dies mit seiner Sicht einer Analogie zwischen „abgelagerter Information und Geologie“. Der archäologische Rückblick habe ihn als Maler wesentlich beeinflusst.
Bereits Ende der 1950er Jahre sucht A.R. Penck eigene Wege jenseits von traditioneller Kunst und sozialistischem Realismus. Seine ab 1961 entstandenen „Weltbilder“ zeigen sein Interesse an prähistorischer Malerei und kombinieren Figuration und Abstraktion. Doch sind die „Weltbilder“ und „Systembilder“ auch politisch, der Kalte Krieg ist ihr Thema. Mit seinen „Standart-Bildern“ entwickelt Penck eine eigene Form politischer Konzeptkunst. Die Malereien, als konstruktiver Beitrag zum Sozialismus gedacht, sollten als allgemein verständliche Bildzeichen funktionieren. Die „Standart-Modelle“, bemalte und beschriftete Kartonplastiken, erinnern an Fluxus und Joseph Beuys. Der Standart-Realismus, der eine herrschaftsfreie Kommunikation ermöglichen und die Diskussion über Kunst beeinflussen sollte, scheitert 1968 an den Repräsentanten der neuen Herrschaft im Osten.
In der Folge wird mit Werken wie „Mike Hammers Geburt – Die Wurzeln des Faschismus“ Pencks Kunst aggressiver und expressiver. In den 1970er Jahren entstehen seine Künstlerbücher. Seit 1962 darf er in der DDR nicht mehr öffentlich ausstellen, im Westen dagegen nimmt er an der Biennale in Venedig und der Documenta teil. Nach seiner Übersiedlung in die BRD entstehen zahlreiche Werke zum Thema Ost-West. In Werken wie „Ich bin New York“ verarbeitet er seine Eindrücke der westlichen Welt. Nach einem siebenjährigen Aufenthalt in London wird Penck 1989 Professor in Düsseldorf und lebt seit seiner Emeritierung 2003 in Dublin.
Die Ausstellung „A.R. Penck Retrospektive“ läuft vom 15. Juni bis zum 16. September. Geöffnet ist die Kunsthalle Dienstag und Freitag bis Sonntag von 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 22 Uhr. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Der Katalog kostet 34 Euro.
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
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