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Im Kölner Museum Ludwig ist erstmals in Deutschland eine Ausstellung des geheimnisumwitterten französischen Malers Balthus zu sehen

Im Schatten junger Mädchenblüte



Der französische Maler Balthus (1908-2001) gehört zu denjenigen international bekannten Künstlern, an welchen die deutsche Rezeption bisher fast achtlos vorbeigegangen ist. Bis heute gab es keine großen Ausstellungen. Noch nicht einmal eines seiner Bilder befindet sich im Besitz eines deutschen Museums. Wer von ihm schon einmal gehört hat, aber verbindet seine Malerei vor allem mit einem Sujet, für das Balthus ebenso berühmt wie berüchtigt ist: Der freizügigen Darstellung junger, pubertierender Mädchen an der Schwelle zum Erwachsensein. Gewiss, diese Bilder haben nicht unwesentlich zu seinem Ruf beigetragen und ihn quasi zum malenden Gegenstück des „Lolita“-Autors Vladimir Nabokov werden lassen. Doch der schrieb seinen Skandalroman erst 20 Jahre später, als Balthus’ Leinwandlolitas längst getrocknet waren.



Aber es gibt auch noch einen anderen Balthus zu entdecken. Den antimodernen Einzelgänger, der zu einer Zeit, als Surrealismus und Abstraktion zu den vorherrschenden Strömungen in der Pariser Kunstszene gehörten, seine altmeisterlich gemalten Bilder lieber nach den mathematischen Konstruktionsprinzipien der Renaissance komponierte. Den Porträtisten und Landschaftsmaler. Den vor den Nazis in die Schweiz geflohenen Exilanten und schließlich den malenden und in aristokratischer Zurückgezogenheit auf einem Schloss in Zentralfrankreich residierenden Grandseigneur. Alles in allem eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten des 20sten Jahrhunderts voller innerer Zerrissenheit und kaum aufzuklärender Widersprüche.

Die Gelegenheit, in die Welt dieses exzentrischen Sonderlings einzutauchen, besteht jetzt im Kölner Museum Ludwig, wo die erste große Einzelausstellung Balthus’ in Deutschland zu sehen ist. Eingerichtet hat sie die Balthus-Expertin Sabine Rewald vom New Yorker Metropolitan Museum of Art. Die Schau „Balthus – Aufgehobene Zeit“ versammelt rund 70 Gemälde und Zeichnungen, darunter hochkarätige Leihgaben aus New York, Paris und Chicago. Als umfassende Retrospektive jedoch will die Kuratorin die Schau nicht verstanden wissen: „Das ist jetzt das erste Mal, dass Balthus in Deutschland gezeigt wird. Diese Ausstellung soll eine schöne Kostprobe sein.“ Sie konzentriert sich daher auf die wichtigste Schaffensperiode des Künstlers, die Zeit zwischen 1932 und 1960.

Der Autodidakt Balthus erlernte sein malerisches Handwerk durch akribisches Kopieren berühmter Gemälde etwa von Nicolas Poussin oder Piero della Francesca. Im Jahr 1934 hatte er seine erste Einzelausstellung in der renommierten Pariser Galerie von Pierre Loeb. Doch diese geriet zum Skandal. Bilder wie „La Fenêtre“ empörten die Pariser Kunstwelt. Das 1933 entstandene Gemälde zeigt eine junge Frau, deren zerrissenes Kleid bereits den Blick auf die entblößte Brust freigibt, und die womöglich aus Angst vor ihrem Peiniger im nächsten Augenblick aus dem Fenster zu stürzen droht. Der Betrachter wird hier unweigerlich zum Voyeur, wenn nicht zum Komplizen eines sexuellen Übergriffs. Nur einige wenige Privatsammler waren von Bildern dieser Art auf Anhieb fasziniert.

Und auch in den Jahren danach provozierte Balthus mit Bildern wie dem 1938 entstandenen Gemälde „Thérèse, rêvant“. Er malte die halbwüchsige Nachbarstochter Thérèse Blanchard, wie sie sich, die Arme im Nacken verschränkt, auf einem Sitzmöbel ausgestreckt hat. Ihr roter Rock ist hochgerutscht und gibt den Blick auf die blütenweiße Unterwäsche frei. Direkt unter den gespreizten Teenagerbeinen platziert Balthus eine Milch schleckende Katze – von Balthus-Interpreten gern als das Alter Ego des Malers identifiziert. Er gibt später zu, fasziniert von der Reinheit und Unberührtheit junger Mädchen gewesen zu sein – ein Tabu damals wie heute.

Seine Biografie versuchte der Maler immer etwas im Unklaren zu lassen. So viel aber steht fest: Der am 29. Februar 1908 in Paris als Balthasar Klossowski zur Welt gekommene jüngste Sohn eines deutschstämmigen Emigrantenpaares – der Vater war ein berühmter Kunsthistoriker, die Mutter Malerin – wuchs abwechselnd in Paris, Berlin, Genf und Bern auf. Seine kosmopolitischen Eltern pflegten enge Kontakte zur künstlerischen und literarischen Avantgarde ihrer Zeit. Pierre Bonnard und Henri Matisse gehörten ebenso zu den Freunden der Familie wie André Gide oder Jean Cocteau. Nach der Trennung der Eltern lebte die Mutter zeitweise mit ihrem neuen Liebhaber, dem Dichter Rainer Maria Rilke, zusammen. Dieser förderte die frühen künstlerischen Versuche des kleinen Balthasar und schlug ihm auch vor, den Künstlernamen Balthus anzunehmen.

„Balthus“, so schrieb sein Freund Albert Camus, „malt Opfer, aber bedeutsame, soviel ist wahr. Ein Messer, niemals Blut. Er hat eine andere Vorstellung von Pathos. Nicht das Verbrechen interessiert ihn, sondern die Reinheit.“ Eine Reinheit aber, so könnte man hinzufügen, die bereits im nächsten Augenblick umschlagen kann in ihr glattes Gegenteil. Balthus, das deutet auch sein ebenso vielsagendes wie geheimnisvolles Selbstporträt „Le Roi des chats“ aus dem Jahr 1935 an, war ein Meister der durchaus auch selbstironischen malerischen Verunklärung und Mythenbildung. Die Kölner Ausstellung zeigt neben weltberühmten Bildern wie dem aus dem New Yorker Museum of Modern Art stammenden Meisterwerk „La Rue“ von 1933 aber auch grafische Arbeiten. So sind unter anderem Balthus’ Illustrationen zu Emily Brontës dramatischem Roman „Wuthering Heights“ zu sehen.

Seine frühen Gemälde von lasziv hingestreckten oder sich neugierig mit dem Spiegel erforschenden weiblichen Teenagern oder – zumindest angedeuteten - Vergewaltigungsszenen rechtfertigte Balthus, der sich in späteren Jahren eher auf mitunter recht gefällige bürgerliche Porträts und Landschaftsbilder verlegte, so: „Das habe ich vielmehr in einer jugendlichen Lust an der Provokation getan, zu einer Zeit, als man noch an den Skandal glaubte. Der Skandal ist heute so ausgelatscht wie ein alter Schuh.“

Die Ausstellung „Balthus - Aufgehobene Zeit. Gemälde und Zeichnungen 1932-1960“ ist bis zum 4. November zu sehen. Das Museum Ludwig hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, jeden ersten Freitag im Monat zusätzlich bis 22 Uhr. Der Eintritt beträgt regulär 7,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro. Der Katalog aus dem Verlag Schirmer/Mosel kostet in der Museumsausgabe 35 Euro, im Buchhandel 58 Euro.

Kontakt:

Museum Ludwig Köln

Heinrich Böll Platz

DE-50667 Köln

Telefax:+49 (0221) 221 241 14

Telefon:+49 (0221) 221 261 65

Startseite: www.museenkoeln.de



18.10.2007

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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