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Rückblick: Moderne Kunst bei Ketterer München

Unbekannter Opa, nein danke!



August Macke,  Blondes Mädchen mit Buch, 1912

August Macke, Blondes Mädchen mit Buch, 1912

Eigentlich ist dieses Bild ein Anachronismus. Wie weit war man nicht schon im Jahr 1912! Die „Brücke“ in Dresden beginnt schon wieder sich aufzulösen, in Paris haben Picasso und Braque mit ihrem Kubismus das Ende der Gegenständlichkeit eingeläutet, das mit Macht auch aus den russischen Weiten nach Europa drängt. Paul Cézanne hatte uns das Sehen neu gelehrt, in München die Künstler des „Blauen Reiter“ seine Ansätze noch weiter geführt und Bahnbrecher wie Wassily Kandinsky den Weg gewiesen. Und August Macke? Malt ein „Blondes Mädchen mit Buch“, als sei nichts los in der Kunstwelt. Das Bild ist von einer Stille, dass man kaum zu atmen wagt, von einer farblichen Harmonie, von einer Bruchlosigkeit des malerischen Duktus, dass man den Bogen ins Genre, ja sogar ins Stillleben des 17ten Jahrhundert schlagen möchte. Man sitzt der kleinen Madame einfach gegenüber am Wohnzimmertisch, während draußen die fin de siècle-Welt auf den Ersten Weltkrieg zutobt und die Kunst sich selbst in Frage stellt.



Mackes Gemälde schwang sich zum Hauptlos der Moderneauktion auf, die das Auktionshaus Ketterer am 5. Dezember in seiner Hauptniederlassung in München abhielt. Die ganze große Überraschung blieb aus, im Rahmen von 300.000 bis 500.000 Euro pendelte sich das Bild bei 410.000 Euro ein. Die ganz große Überraschung war die gesamte Nachmittagsauktion nicht, eher eine solide Fingerübung, die bewies, auf welch hohem Niveau auch die deutschen Auktionshäuser derzeit agieren. Die eher durchschnittliche Zuschlagsquote von gut 53 Prozent gibt das Bild freilich nicht ganz treffend wieder: Die Rückgänge verzeichneten vor allem die Preisniederungen, im höheren Bereich wurde die Bieterschar öfters fündig und erwies sich daher als sehr spendabel. Zusammen mit den Zeitgenossenauktionen spielte Ketterer an diesem Tag nach eigenen Angaben rund 7,5 Millionen Euro.

Ein Frühwerk des blutjungen Max Beckmann ließen sich die Bieter allerdings erst einmal entgehen. Dabei war das noch an deutschen Meistern des Impressionismus und Realismus geschulte Bildnis seiner Schwester von etwa 1899/1900 nur auf 35.000 bis 45.000 Euro angesetzt. Der Expressionismus ist doch immer noch Ketterers ganz besondere Domäne. Im Kreis August Mackes bewegte sich auch der aus Russland eingewanderte Wladimir Bechtejeff, der sich schon seit einiger Zeit großer Beliebtheit auf dem deutschen Kunstmarkt erfreut. Auch Ketterer hat eigentlich immer etwas von ihm im Gepäck, diesmal eine „Zirkusszene“ von etwa 1910, die die Abstraktions- und Zergliederungsbestrebungen der Münchner Künstlergruppe aufs Beste veranschaulicht. 254.000 Euro übertrafen noch einmal die hohen Erwartungen von 180.000 bis 240.000 Euro.

Die ebenfalls zum Münchner Zirkel gehörende Gabriele Münter ließ sich für ihre „Bäume am Hagenweg. Abend“ aus dem Jahr 1931 bei 123.000 Euro feiern (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Auf Seiten der „Brücke“ avancierte Ernst Ludwig Kirchners Lithografie „Alptanz mit zwei Handorglern“ von 1920 um 44.000 Euro zum grafischen Hauptlos (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Otto Muellers gegen 1925 mit Aquarellfarben und schwarzer Kreide abkonterfeites Mädchen im Dünengras schaffte 85.000 Euro (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Gleich zwei Gemälde konnte das Auktionshaus von Wilhelm Morgner präsentieren. Der bereits 1917 an der Westfront gestorbene westfälische Künstler hatte vielleicht eine große Karriere vor sich. Innerhalb kurzer Zeit wandelt er sich von einem Rezipienten des Neoimpressionismus, wie ihn sein 156.000 Euro teurer „Mann mit Karre“ von 1911 zeigt (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR), zu einem Meister ganz eigener Ausdruckskraft und stilistischer Prägung. Sein „Mann mit blauer Blume“ und ungewöhnlichem hohem Schädel ein Jahr später ist daher ebenfalls ein repräsentatives Werk Morgners und wurde denn auch mit beachtlichen 95.000 Euro honoriert (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR).

Eine der erfreulichsten Steigerungen legte Amedeo Modiglianis Bleistiftzeichnung einer strengklassizistischen, aus gerundeten Formen zusammengesetzten „Cariatide“ von 1911/12 hin. 100.000 bis 120.000 Euro waren erwartet, mit 270.000 Euro wurde mehr als das Doppelte schließlich daraus. Leider keinen Abnehmer fand Emil Noldes 1918 entstandenes Bildnis „Im Alter“. Dabei hat der Mann mit der grünroten Zipfelmütze, dem weißen Bart und dem roten Mantel vor dunkelblauen Hintergrund so gut in die vorweihnachtliche Stimmung hineingepasst. Aber nach der als Sensation gefeierten „Nadja“ im vergangenen Sommer blieben für dieses fast zeitgleiche Werkchen nicht einmal mehr 400.000 bis 600.000 Euro übrig. Wer will sich schon einen unbekannten Opa ins Zimmer hängen? Der Grundgute steht noch für 350.000 Euro auf der Nachverkaufsliste.

Ausgezeichnete Zuschläge bescherten dagegen Noldes Aquarelle. Schon die erste Losnummer der Auktion, die während seiner großen Asienreise 1913 abkonterfeiten „Dschunken“, schoss von 40.000 bis 60.000 auf 70.000 Euro hinaus. Besonders prächtig erblühte sein Mohn mit gelben und blauen Blumen. Auf 90.000 bis 120.000 Euro angesetzt, ließen sich die Bieter von der suggestiven Nahaufnahme bis zu 280.000 Euro betören. Ausgerechnet aber ein Aquarell, das Nolde von einer eher ungewöhnlichen Seite zeigt, wurde verschmäht. Von einer seiner Reisen in die Schweizer Berge brachte er 1930 die Ansicht einer Almhütte mit. Das Leuchten der Farben beschränkt sich hier also auf das Braun der Hütte, das Blaugrün einiger Tannen und das ferne Alpenglühen in Grüngelb. Sonst alles weißer Schnee. Aber 50.000 bis 70.000 Euro erhofften offenbar zuviel.

Weniger erfolgreich war Karl Hofer. Sein „Hinduknabe“ zwischen Palmblättern von etwa 1912 blieb schon bei 45.000 Euro stecken (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR), sein italienisches Städtchen und sein Bodensee-Ufer wurden gar nicht verkauft (Taxen zwischen 35.000 und 60.000 EUR). Auch bei Oskar Schlemmer mussten die Erwartungen nach unten korrigiert werden. Seine aquarellierte Knabenfigur von der Seite von 1930 wurden schon bei 40.000 Euro vergeben (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR), eine „Konzentrische Gruppe mit Rückenfigur“ aus dem Jahr 1936 wartet noch für 120.000 Euro auf Nachzügler (Taxe 130.000 bis 180.000 EUR). Die zusammen mit sieben anderen Bauhaus-Kollegen 1923 herausgegebene „Meistermappe“ blieb ebenfalls liegen (Taxe 150.000 bis 170.000 EUR).

Auf 42.000 Euro brachte es eine Landschaft mit Kirchturm Alexander Kanoldts von 1921 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Erfreulich auch die 62.000 Euro, die für Albert Birkles Berliner „Tiergartenufer“ von etwa 1924 gezahlt wurden (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR), ebenso wie 70.000 für Lyonel Feiningers strenges „Drifting“ mit feinen Segelschiffen von 1944 (Taxe 60.000 bis 65.000 EUR). Die kleine surrealistische Offerte führte Salvador Dalí an. Seine „Projet pour une conférence surréaliste“ aus der Zeit um 1937 mit einem nackten Frauentorso nahm ein Bieter für 82.000 Euro nach Hause (Taxe 90.000 bis 110.000 EUR). Der späte Pablo Picasso war mit seinem Farblinolschnitt „Jacqueline au bandeau de face“ von 1962 bei angemessenen 75.000 Euro erfolgreich. Zu den schmerzlichen Rückgängen gehörte gegen Ende Marc Chagalls zehnteilige Farblithografiefolge „Sur la Terre des Dieux“ aus dem Jahr 1967 (Taxe 175.000 bis 200.000 EUR). Als eines der letzten Lose wurde Oskar Kokoschkas bunt-frohes Blumenaquarell von 1969 für 52.000 Euro mitgenommen (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR).

„Seitenwege der deutschen Avantgarde“, diese schöne Erfindung Ketterers, hatte auch am 5. Dezember wieder einige interessante Neuentdeckungen zu bieten. Bei einigen Künstlern führte dies sogar zu beachtlichen Preissteigerungen. Paul Fuhrmann war einer der glücklichen, seine zeittypische geometrisierte Schönheitskönigin von etwa 1930 bestach auf 15.500 Euro (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR). Noch besser erging es Fritz Schaefler, einem augenscheinlich sehr begabten Nachfahren des „Blauen Reiter“. Gleich zwei seiner Gemälde wurden mit 20.000 bis 23.000 Euro reich bedacht, „Badehütten“ und „Landschaft“ jeweils aus den Jahren um 1920 (Taxen 2.500 bis 3.000 und 15.000 bis 20.000 EUR). Auch Joachim Ringelnatz’ lustige Fische am schwarzen Meeresgrund wussten sich anzupreisen, bis auf 13.000 Euro (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). 9.500 Euro waren es für seine melancholische Parklandschaft von 1926 (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR).

6.500 Euro blieben an Curt Ehrhardts kubistisch beeinflusstem „Bildnis einer Frau“ hängen, entstanden um 1924 während seiner Mitwirkung in der Berliner „Novembergruppe“ (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Ein anmutiges Stillleben mit Chrysanthemen und Krug von Erwin Hahs und Helena Riedels mit Ölfarbe und Papierkollage flächig erstelltes Stillleben mit einer Frauenbüste verdoppelten ihren Wert jeweils von 3.000 Euro auf 6.000 Euro. Auf Wiederentdeckung wartet auch Edmund Kestings künstlerisches Werk, nachdem er ja als Fotograf schon allenthalben anerkannt ist. Mit 6.300 Euro für eine Textilkollage von 1923 ist ein kleiner Anfang gemacht (Taxe 3.000 bis 5.000 EUR). 7.000 Euro schaffte Karl Otto Hys hieratisch aufragende Fabrikarbeiterin von 1931 (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Im Schnelldurchlauf seien schließlich noch Arnold Topps prismatisch gebrochene „Häuser“ von 1916 für 9.000 Euro, Heinrich Schliefs aus glasfensterartig aneinandergesetzten Farbflächen komponierte „Landschaft“ von 1920 für 6.800 Euro sowie William Straubes farbleuchtendes Pastell einer Berliner Straßenszene von 1922 für 6.500 Euro genannt (Taxen zwischen 3.000 und 6.000 EUR). Insgesamt wurden in dieser Abteilung gut 68 Prozent der Bilder verkauft.

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Ketterer Kunst

Joseph-Wild-Straße 18

DE-81829 München

Telefon:+49 (089) 552 440

Telefax:+49 (089) 552 441 66

E-Mail: infomuenchen@kettererkunst.de

Startseite: www.kettererkunst.de



14.12.2007

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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Taxe: 600 - 1.000 EURO

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Taxe: 4.000 - 6.000 EURO

Zuschlag: 9.500,- EURO

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Amedeo Modigliani,  Cariatide, 1911

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Taxe: 100.000 - 120.000 EURO

Zuschlag: 270.000,- EURO

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