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Gemälde bei Bolland & Marotz in Bremen

Schöner Pancratius

Hans am Ende, Kornfeld im Hochsommer, 1897

Recht überschaubar sind die hochkarätigen Werke, die das Bremer Kunstauktionshaus Bolland & Marotz am 12. April in den Saal rollen wird. Höher werden die Preise erst in der Gemäldeabteilung. Erstaunlich ist aber auch hier die Zurückhaltung vor allem der Worpsweder Künstler, die doch sonst als Domäne dieses Versteigerers gelten können. Jetzt aber versuchen nur zwei Künstler, über die 10.000er-Marke hinauszuklettern. Zunächst Hans am Ende, der 1897 bei wolkenlosem Himmel über das wogende Kornfeld schaut und in nicht allzu weiter Ferne das rote Dach und die Turmhaube der Zionskirche aufragen sieht. 20.000 Euro werden hier erwartet.

Von Otto Modersohn gibt es drei Gemälde, darunter als charakteristischstes Beispiel seine Version der „Worpsweder Kirche“, diesmal allerdings unter etwas düsterem Gewitterhimmel gesehen (Taxe 10.000 EUR). Wie dieses 1936 entstandene Gemälde gehören auch sein „Wiesenblumenstrauß“ von 1933 (Taxe 15.000 EUR) und seine „Mondnacht an der Schlotscheune“ aus dem Jahr 1942 (Taxe 12.000 EUR) zu den Spätwerken des Meisters. Da waren seine Ehefrau Paula Modersohn-Becker und Hans am Ende schon längst tot und Heinrich Vogeler in den Weiten Russlands verschwunden. Vogeler allerdings übernimmt den beachtlichsten grafischen Part der Auktion, mit nicht weniger als 16 Blättern für bis zu 1.100 Euro – was eigentlich nicht viel ist – sowie dem Gouache-Entwurf für ein triptychonartiges, lyrisches Wandbild 1895, das bei 6.500 Euro rangiert. Grobe, vereinfachte Formen in der Nachfolge Modersohn-Beckers greifen Lisel Oppel mit einem Worpsweder Bauerngarten in leuchtenden Herbstfarben von 1940 (Taxe 2.750 EUR), Carl Vinnen mit Kindern bei der Sandkuhle am Weyerberg (Taxe 2.800 EUR), Georg Tappert mit einer Moorkate vor Bäumen (Taxe 1.200 EUR) oder Wilhelm Bartsch mit einem Abend in der Normandie auf (Taxe 600 EUR).

Ansonsten können vor allem die Alten Meister mit erhöhter Aufmerksamkeit rechnen, Hendrick Bloemaerts Bildnis eines Mannes mit einem Krug in der Hand (Taxe 11.000 EUR) etwa oder Claude Vignons affektierter Lautenspieler für 10.000 Euro. Unter den Landschaften sind Pieter de Molijns Dünenweg mit Fuhrwerk aus der Zeit um 1655, früher Besitz von Wilhelm von Bode (Taxe 12.000 EUR), und eine neuerdings Philips Wouwerman zugeschriebene Abendszene mit Rastenden auf einem Hügel zu nennen (Taxe 10.000 EUR). Von einem italienischen Maler des 17ten Jahrhunderts stammen zwei zusammengehörige Leinwände mit den Triumphfahrten der Galatea und der Venus, festliche Barockmalereien mit gutem Aufbau und ansprechender technischer Qualität. Pro Stück werden 9.000 Euro erwartet.

Lovis Corinths Kühe im Stall aus dem Jahr 1918 repräsentieren den – in diesem Fall späten – deutschen Impressionismus (Taxe 17.000 EUR). Erwähnenswert ist hier auch Georg Burmesters 1909 datierte „Feierabend“-Szene im Tanzlokal, die in furiosen kurzen Pinselstrichen gehalten ist (Taxe 3.800 EUR). Viele der angebotenen Gemälde tragen dekorativen Charakter wie Gustave Doyens Frau mit Turteltauben und der Jahreszahl 1874 (Taxe 11.000 EUR) und eines der Hauptwerke Erulo Erolis, der frühchristliche Historienschinken des jugendlichen, engelsgleichen „Pancratius“ (Taxe 22.000 EUR), Philipp Francks Bootssteg an der Havel, der seine Entstehung 1942 schon aufgrund der aufdringlich-gefälligen Farbgebung nicht verleugnen kann (Taxe 14.000 EUR), und Ulrich Hübners „Lübecker Hafen“, der 1916 während des vorangegangenen Weltkrieges einen Beitrag zur Hebung des Volksgeistes leistete (Taxe 9.500 EUR).

Für die orientalisch beeinflusste Kunst stehen Ernst Koerners Hofszene „Patio della Reina im Alcazar zu Sevilla“, wo auch der originale und originelle Rahmen ein südspanisches, maurisches Feeling erzeugt (Taxe 25.000 EUR), und die Vestalinnen, die Augustin Salinas y Teruel vor dem heiligen Feuer aufnahm (Taxe 13.000 EUR). Wilhelm Alexander Meyerheims bäuerliches Familieidyll (Taxe 13.000 EUR), ein hübsches Blumenstillleben Adriana van Ravenzwaays (Taxe 5.000 EUR) und ein Herrenportrait Ferdinand Georg Waldmüllers aus dem Jahr 1833 (Taxe 5.500 EUR) lassen die feine, dem Realismus verpflichtete Malerei der deutschsprachigen Kunstakademien auch thematisch zur Geltung kommen. Hart an der Grenze zum Kitsch bewegt sich schließlich die Moderne, die wenigstens mit Max Klingers zehnteiliger Radierungsfolge „Der Handschuh“ in der Auflage des Jahres 1898 aufwarten kann (Taxe 3.500 EUR).

Die Auktion beginnt am 12. April um 10 Uhr. Der Katalog ist im Internet unter www.bolland-marotz.de abrufbar.

Kontakt:

Bolland & Marotz - Auktionshaus Bremen

Fedelhören 19

DE-28203 Bremen

Telefon:+49 (0421) 32 82 82

Telefax:+49 (0421) 32 85 43

E-Mail: info@bolland-marotz.de

Startseite: www.bolland-marotz.de

11.04.2008

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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