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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Amerlings Mädchen schloss bei den Gemälden des 19ten Jahrhunderts im Dorotheum fulminant und mit neuem Rekord ab

Blick nach oben



Friedrich von Amerling,  Mädchen mit Strohhut, 1835

Friedrich von Amerling, Mädchen mit Strohhut, 1835

Sie hat es geschafft! Mit sanft nach oben gerichtetem, leicht verträumten Blick hat das „Mädchen mit Strohhut“ die Herzen der Käufer im Sturm erobert. Kein Wunder, denn Friedrich von Amerlings Ikone der Biedermeiermalerei von 1835 hing bis zum vergangenen Jahr repräsentativ in der Österreichischen Galerie Belvedere und wurde dann an die Erben des ehemaligen Besitzers, des jüdischen Architekten Ernst von Gotthilf, restituiert. In der Auktion „Gemälde des 19ten Jahrhunderts“ beim Weiner Dorotheum markierte es den Höhepunkt – mit einer Taxe von 250.000 bis 350.000 Euro auch preislich. Dass dann der Hammer erst bei 1,3 Millionen Euro aufs Pult schlug, damit hatte wohl niemand gerechnet. Lag doch der bisherige Spitzenpreis aus dem Jahr 1996 bei 2,9 Millionen Schilling, also rund 230.000 Euro. Damit hat Amerling endlich an seinen großen Biedermeierkollegen Waldmüller angeschlossen, bei dem Millionenwerte zwar nicht die Tagesordnung sind, aber schon einmal gezahlt werden.


Zwar hatten sich die Direktoren der österreichischen Bundesmuseen im Vorfeld um einen Rückkauf des Werkes durch die Republik Österreich bemüht. Doch daraus wurde nun nichts. Käufer war am Mittwoch das Lichtenstein Museum in Wien, das sich gegen hartnäckige Bieter am Telefon durchsetzen musste. Nun soll das mit Aufgeld gut 1,5 Millionen Euro teure Gemälde eines der Höhepunkte in der ständigen Sammlung im Stadtpalais des Fürsten in der Wiener Bankgasse werden. Alexandra Hanzl, stellvertretende Direktorin des Museums, nannte den Kauf eine „perfekte Ergänzung“. Hatte der Fürst doch erst 2003 Amerlings junge Schönheit „In Träumen versunken“ aus eben dieser Zeit bei Sotheby’s in London erworben. Damals musste er aber nur netto 48.000 Pfund aufwenden. Ihre neue Mitstreiterin um die Gunst des Publikums soll schon ab Anfang November als „Kunstwerk des Monats“ wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Und was geschah mit Friedrich von Amerling persönlich am 15. Oktober? Er trat eine Position vor dem „Mädchen mit Strohhut“ aufs Auktionsparkett bei günstigen 7.000 bis 9.000 Euro. Doch für das Selbstbildnis en face von 1846 bleib es ebenfalls nicht bei dieser Bewertung. Mit Interesse des Liechtenstein Museums, das nicht Sieger wurde und seine Kräfte lieber für die holde Maid aufsparte, kletterte es auf 45.000 Euro – eine wohl verdiente Korrektur eines ausländischen Sammlers. Insgesamt lief die Auktion nicht mehr so hervorragend, wie noch ihre Vorläuferin vom April. Damals lag die losbezogene Zuschlagsquote bei 67 Prozent, diesmal nur noch bei 52 Prozent. Und hätte es nicht Amerlings Mädchen gegeben, wäre auch der Umsatz abgerutscht. So freut sich das Dorotheum aber um ein Plus von 700.000 Euro auf ein Nettoergebnis von gut 3,15 Million Euro.

Vielleicht schwappt die Finanzmarktkrise schon auf den Kunstmarkt über. Die Sammler fühlen sich ärmer, werden wählerischer und halten sich zurück. Manch höherpreisig angesetztes Gemälde bekam das im Dorotheum zu spüren. Auf der Rückgangsliste stellten sich etwa Oswald Achenbachs Blick auf den Golf von Neapel mit dem rauchenden Vesuv im Hintergrund aus dem Jahr 1878 (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR), August Ludwig Mosts Ansicht von Wildbad Kreuth in den bayerischen Alpen (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR), Jean Baptiste Camille Corots „Felsen von Fontainebleau“ (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR), Otto Scholderers junges Mädchen beim Stricken (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR), Carl Jutz’ fröhliches Tierbild (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR) oder Felix Schlesingers zwei Knaben beim Ärgern von Hühnern im Stall ein (Taxe 45.000 bis 60.000 EUR). Dennoch liegt der Kunstmarkt nicht am Boden. Mit einem Verkauf von über 50 Prozent der Offerte erweist er sich noch immer stabil.

Gerangel bei den Bietern im Dorotheum blieb weitgehend aus. Sie hielten sich zumeist an die Wertvorstellungen im Katalog. Doch bei einer mit A. Saretzky in Kyrillisch signierten Ansicht einer der drei alten Medressen von Samarkand in gleißendem Licht gab es kein Halten mehr. Das Ölgemälde aus dem Jahr 1899 steigerte sich von 10.000 auf 70.000 Euro. Auch sechs dekorative Landschaftsaquarelle auf Stoff aus den fernöstlichen Kolonialreichen ließen es nicht bei ihren 24.000 bis 30.000 Euro bewenden. Die Werke, in denen die Seefahrt die dominante Rolle spielt, verabschiedeten sich erst bei 55.000 Euro. Und dann machte doch noch ein namentlich bekannter Maler von sich Reden: Eduard von Grützner. Der für seine dem Alkoholgenuss nicht abgeneigten Mönche beliebte Münchner Genremaler war nicht nur mit Gemälden vier dieser Art vertreten, sondern auch untypisch mit einem hübschen Rosenstillleben in asiatischer Vase aus dem späten Lebensjahr 1916. Es verabschiedete sich wie seine zechenden Begleiter über den günstigen Schätzungen bei 40.000 Euro (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Zudem blieb der Vorarlberger Gebhard Flatz nicht unentdeckt. Sein an Raffael und den Nazarenern orientierter Tondo mit Maria in der Landschaft samt Jesus- und Johannesknaben steigerte sich auf 20.000 Euro (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR).

Auch wenn Achenbachs Neapel-Bild diesmal nicht die Italiensehnsucht zu stillen wusste, holten sich Käufer diese mit anderen Gemälden nach Hause. Hermann David Salomon Corrodi bediente sie etwa mit seinem Blick auf den rauchenden Vesuv in der Abendsonne zum Doppelten der unteren Taxe von 20.000 Euro, Hubert Sattler mit seiner blautonigen Gouache der Amalfiküste samt Zeichner schon bei 3.600 Euro (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR) und Marie Egner mit einem schnellen Blick über die Dächer von Duino bei 10.000 Euro (Taxe 10.000 bis 14.000 EUR). Karl Kaufmanns melancholisch-verträumter Blick auf die Rialtoblicke in Venedig von 1890 war bei taxgerechten 16.000 Euro gefragt, Rudolf Ribarz’ mit einer Ansicht von Gardone und dem Gardasee ebenso bei 20.000 Euro, und ein gewisser A. Finke mit seinem klassizistischen Panorama über Bucht und Hafen von Genua sogar bei 17.000 Euro (Taxe 7.000 bis 10.000 EUR). Und dann kam doch noch Oswald Achenbach zum Zug mit seinem malerisch im Meer gelegene Castello Aragonese auf der Insel Ischia bei 34.000 Euro (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR) und vor allem mit seiner glühenden Abendstimmung über der römischen Campagna bei 90.000 Euro (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR).

Der Münchner Maler Wilhelm Gail entführte die Bieter derweil nach Spanien zu einer Tanzszene im Innenhof einer maurischen Schlossanlage. Das Gemälde von 1836 kostete 14.000 Euro (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR). Aber auch Heimisches war gefragt. Rudolf von Alt mit seinem Aquarell vom Stephansplatz in Wien bei 30.000 Euro (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR), und als Gemeinschaftsarbeit mit Theophil von Hansen eine Ansicht der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei 60.000 Euro (Taxe 60.000 bis 70.000 EUR). Der spät zu Malerei gelangte Johann Michael Neder als Schilder des einfachen Wiener Volkslebens in beinahe naiver Malweise erwies sich als zugkräftig. Seine Heimkehr von der Weide aus dem Jahr 1844 kletterte auf 19.000 Euro, die Szene eines im Wirtshaus überraschten Gatten um 1828 auf 17.000 Euro (Taxen je 10.00 bis 13.000 EUR).

Die große Tradition des niederländischen Blumenstilllebens führten in Wien im 19ten Jahrhundert Franz Xaver Petter mit seinem Alpenblumen und Erdbeeren von 1856 bei 32.000 Euro (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR) und Sebastian Wegmayr fort. Von ihm sollen zwei ausladende Blumengebinde samt Obst stammen, die als Pendants jeweils die obere Schätzung von 16.000 Euro erreichten. Dass es neben Amerling noch andere gute Biedermeierportraitisten gab, bewiesen Johann Nepomuk Ender mit einer vornehmen Dame samt kleiner Tochter aus dem Jahr 1832 für 19.000 Euro (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR) und Moritz Michael Daffinger mit dem Schauspieler Joseph Koberwein als Herzog Alfons in Goethes „Torquato Tasso“ für 28.000 Euro (Taxe 30.000 bis 45.000 EUR).

Das Genre hielt sich diesmal etwas bedeckt. Nur Alfons Springs Handarbeitsstunde in bäuerlicher Gemütlichkeit von 1875 schaffte mit 50.000 Euro und Rudolf Hirth du Frênes’ junger Dudelsackspieler vor bäuerlichem Publikum mit 18.000 Euro bei den höheren Preisen einen erwarteten Absprung. Die effektvolle Ringstraßenmalerei tischte Hans Makart mit einem schwungvollen ländlichen Fest bei 26.000 Euro (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR) und einem Liebespaar in Renaissancekleidung um 1869/70 bei 18.000 Euro auf, das eben einer Theateraufführung der damaligen Zeit entsprungen scheint (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR). Sein Berliner Kollege hieß Hermann Clementz, der die Mordgeschichte von „Kain und Abel“ 1883 ebenfalls hochdramatisch darstellte. Sie ist nun 8.500 Euro wert (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Freunde östlicher Malerei hielten sich an den 1850 in Estland geborenen Gregor von Bochmann, der um 1888 Fischer beim Flottmachen ihres Segelbootes an der holländischen Küste bei 25.000 Euro schildert (Taxe 25.000 bis 30.000 EUR), und an Nikolai Korniljewitsch Bodarevski. Er hatte ein 1909 datiertes, lebensgroßes Ganzfigurenbildnis vermutlich einer eleganten Hofdame der Zarin im Gepäck, musste aber einen Abschlag von 10.000 Euro auf die untere Taxe von 50.000 Euro hinnehmen.

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



17.10.2008

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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Friedrich von Amerling, Mädchen mit Strohhut, 1835
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Nikolai Korniljewitsch Bodarevski, Ganzfiguriges Bildnis einer Hofdame der
 Zarin (laut Überlieferung), 1909
Nikolai Korniljewitsch Bodarevski, Ganzfiguriges Bildnis einer Hofdame der Zarin (laut Überlieferung), 1909

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Oswald Achenbach, Abendstimmung in der römischen Campagna
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Alfons Spring, Die Handarbeitsstunde, 1875
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Rudolf Hirth du Frênes, Der Dudelsackspieler, 1873
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Nikolai Korniljewitsch Bodarevski,  Ganzfiguriges Bildnis einer Hofdame der Zarin (laut Überlieferung), 1909

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Taxe: 50.000 - 70.000 EURO

Zuschlag: 40.000,- EURO

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Friedrich von Amerling,  Selbstportrait, 1846

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Taxe: 7.000 - 9.000 EURO

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Taxe: 60.000 - 70.000 EURO

Zuschlag: 60.000,- EURO

Losnummer: 681

Eduard von Grützner,  Blumenstillleben, 1916

Eduard von Grützner, Blumenstillleben, 1916

Taxe: 20.000 - 30.000 EURO

Zuschlag: 40.000,- EURO

Losnummer: 635

Rudolf Hirth du Frênes,  Der Dudelsackspieler, 1873

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Taxe: 18.000 - 25.000 EURO

Zuschlag: 18.000,- EURO

Losnummer: 678

Oswald Achenbach,  Abendstimmung in der römischen Campagna

Oswald Achenbach, Abendstimmung in der römischen Campagna

Taxe: 80.000 - 120.000 EURO

Zuschlag: 90.000,- EURO

Losnummer: 528

Alfons Spring,  Die Handarbeitsstunde, 1875

Alfons Spring, Die Handarbeitsstunde, 1875

Taxe: 50.000 - 60.000 EURO

Zuschlag: 50.000,- EURO

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