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Marktberichte |
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Schweizer Kunst geht bei Sotheby’s in Zürich neuerdings etwas schleppend  Preiskorrektur: zurück ins Jahr 2005

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 |  | Ferdinand Hodler, Der Mäher, 1910 | |
Nicht nur bei den großen Auktionen in London und New York, auch in Zürich mit Schweizer Kunst musste das Auktionshaus Sotheby’s jetzt deutliche Einbußen hinnehmen. Nach Angaben des Hauses lag der Prozentsatz der Zuschlagshöhe, den die 135 Lose gegenüber ihrer Schätzpreissumme am 26. November einfahren sollten, nur bei 51,3 Prozent, mit Aufgeld knapp 6 Millionen Franken. Die Quote nach Anzahl der Lose lag bei knapp 64 Prozent. Das bedeutet, dass die Absatzprobleme besonders bei den preisstarken Werken auftraten, eine Vermutung, die sich bei einer Betrachtung im Einzelnen durchaus bestätigt. Von den drei Millionenpreisen konnte nur einer erreicht werden, und auch der blieb deutlich unter der Schätzung von mindestens 1,5 Millionen Franken zurück: Ferdinand Hodlers „Mäher“, der sich später in einer der vielen Versionen auch auf einem Geldschein wiederfand, wurde bereits bei 1,2 Millionen Franken einem Schweizer Privatmann zugeschlagen.
Doch war Sotheby’s nicht das einzige Schweizer Auktionshaus, das zu leiden hatte. Abgesehen von Ankers anmutiger Genreszene, die bei Fischer in Luzern den Sensationspreis von 2 Millionen Franken einfuhr, musste etwa auch Koller kräftig Federn lassen. Mit einem Gesamtergebnis von rund 21,8 Millionen Franken im Jahr 2008 erreichte Sotheby’s einen Wert, der dem vor drei Jahren entspricht. Halten die Schweizer in Krisenzeiten argwöhnisch ihr Geld zusammen? Andererseits war die inländische Käuferschar durchaus rege, jetzt, wo es vielleicht das ein oder andere Schnäppchen zu ergattern gibt. So griff ein Schweizer bereits mit 150.000 Franken für Albert Ankers Ölbild der Tochter Marie mit Puppe aus dem Jahr 1873 zu, wo eigentlich 200.000 bis 300.000 Franken erwartet waren. Ankers Aquarelle gehörten aber noch zu den durchaus gefragten Werken: 110.000 Franken brachte sein Schulknabe mit Schiefertafel aus dem Jahr 1909 nach Hause (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR), 85.000 Franken sein Mädchen mit Brotlaib aus der Zeit um 1897 (Taxe 85.000 bis 120.000 SFR).
Eine der wenigen Ausnahmen bildete Giovanni Giacomettis frühe Arbeit „Natale“, die trotz merkwürdigen Hochformats bereits auf einer Ausstellung 1898 die Kritiker begeisterte. Vielleicht hat auch dieser frühe Ruhm die Preissteigerung von 70.000 bis 90.000 Franken auf 110.000 Franken bewirkt. Von einem Schweizer Bieter ebenfalls in die Höhe getrieben wurde Robert Zünd. Seine gleißend helle Eichwaldlichtung mit picknickenden Ausflüglern kletterte von 80.000 bis 100.000 Franken auf 130.000 Franken. François Diday bezauberte mit seinem lichtvollen Seestück „Le Soir, une brise au Bouveret“ mit 30.000 Franken zum Doppelten der Schätzung. Angelika Kauffmanns Portrait der in exaltiere Pose sich werfenden Teresa Bandettini-Landucci von Lucca schloss bei 120.000 Franken in der Mitte des Schätzpreises ganz gut ab, ebenso wie Ernest Biélers Portrait eines Pfeifenrauchers unter dem Titel „La bonne Historie“ aus dem Jahr 1945, das bei 95.000 Franken die untere Taxe nur knappst verfehlte.
Ansonsten waren gerade Ferdinand Hodler und seine künstlerischen Nachfahren des frühen 20sten Jahrhunderts eher Ladenhüter. Unveräußert blieben sein Portrait der Clara Pasche-Battié von 1914 (Taxe 350.000 bis 450.000 SFR) und die Studie einer blau gewandeten Frauenfigur zu seinem „Blick in die Unendlichkeit“ von etwa 1915/16 (Taxe 700.000 bis 900.000 SFR). Nur 75.000 Franken kosteten das um 1882 entstandenes Frühwerk grasender und faulenzender Kühe am Seeufer (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR). Jeweils 200.000 Franken wurden für Félix Vallottons „Petites Baigneuses“ und seine „Femme aux coussins“, beide 1897 entstanden, fällig, wobei letztere zumindest die untere Schätzung erreichte. Keinen Abnehmer fanden seine kühlen Landschaften „Environs de Dinan, effet de brume“ von 1919 (Taxe 200.000 bis 300.000 SFR) und „La jetée de Honfleur“ ein Jahr darauf (Taxe 500.000 bis 700.000 SFR).
Der Schweizer Expressionismus fand diesmal fast keine Freunde. Cuno Amiets frühes Bildnis „Sophie“ von 1894 fiel ebenso durch (Taxe 500.000 bis 700.000 SFR) wie sein hodlerischer weiblicher Akt samt Blumen mit dem Untertitel „Die Wahrheit“ aus dem Jahr 1913 (Taxe 800.000 bis 1,2 Millionen SFR). Wenigstens eine bezwingende Seelandschaft von 1926 fand zur unteren Schätzung von 60.000 Franken einen Abnehmer. Ebenso die großen Spätwerke des schon genannten Giovanni Giacometti: Seine Frühsommerlandschaft im Oberengadin von 1919 (Taxe 500.000 bis 700.000 SFR) und der Winter bei Capolago aus dem Jahr 1930, mit 1,2 bis 1,8 Millionen Franken eines der teuersten Bilder des Abends – Fehlanzeige. Vetter Augusto Giacometti musste helfen: Der dritte Teil eines Kinderfrieses, den der offenbar progressive Maler 1916 für ein Zürcher Kinderheim schuf und Sotheby’s seit November vergangenen Jahres sukzessive unter die Leute wirft, erreichte die obere Taxe von 90.000 Franken.
Gottardo Segantinis neoimpressionistische Spätwerke aus den 1940er Jahren wanderten mit einer, allerdings der teuersten Ausnahme, einem Blick ins Oberengadin von 1947 für 400.000 bis 600.000 Franken, in neue Sammlungen, darunter eine sonnige Ansicht von Crevasalvas mit Piz Lagrev am Engadin aus dem Jahr 1940 für 130.000 Franken (Taxe 130.000 bis 150.000 SFR) und ein Frühling am Malojasee ebenfalls mit dem felsig im Hintergrund aufragenden Lagrev diesmal von einer anderen Warte aus für 220.000 Franken (Taxe 270.000 bis 320.000 SFR). Die Schweizer Bergwelt verewigte auch der Fotograf Albert Steiner, dessen wohlkomponierte Ansichten seit einigen Jahren mehr und mehr in der Gunst der Käufer steigen. Diesmal war es die Abenddämmerung am Silsersee mit malerisch daliegendem Ruderboot, die den Käufern 15.000 Franken entlockte (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR). Den zweiten Platz nach Hodlers „Mäher“ besetzte dafür ein deutscher Expressionist, der die Schweiz als Zuflucht fand und dort 1938 durch eigne Hand starb. Ernst Ludwig Kirchners „Drei Bauern“ von 1922 in dem für ihn charakteristischen schablonenartigen und gedeckt farbigen Spätstil werden daher wohl zu Recht unter Schweizer Kunst subsumiert und durften sich über 600.000 Franken verhalten freuen (Taxe 700.000 bis 900.000 SFR).
Unter den Frühmodernen war das Glück vor allem Paul Klee beschieden, dessen kleines, gewohnt lyrisches Tuscheaquarell mit Bäumen an einer städtischen Straße in Grün und Indigorot aus dem Jahr 1913 auf 110.000 Franken kletterte (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Gute Ergebnisse erzielten aber auch Alois Carigiet mit einem neoexpressionistischen „Pferderennen (Davos)“ aus dem Jahr 1963 für 45.000 Franken (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR), Niklaus Stoecklin mit dem neusachlichen Vantitasstillleben einer Streichholzschachtel, Kerze und totem Nachtfalter von 1950 bei 17.000 Franken (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR), der „Konkrete“ Richard Paul Lohse, dessen bunte Vertikalstreifen in einer „Durchdringung von zwei Farbgruppen“ aus den Jahr 1949 bis 1971 von 10.000 bis 15.000 Franken leicht auf 17.000 Franken sprang, und Walter Bodmer, dessen bemaltes Drahtrelief ebenfalls 2.000 Franken über die obere Taxe von 30.000 Franken hinweghüpfte. Hier kam auch endlich die lang ersehnte Skulptur zum Zuge: Bernhard Luginbühls „C-Figur 2 C II“, 1958 aus Eisen geschmiedet, genietet und geschweißt, wechselte zum unteren Schätzpreis von 60.000 Franken den Besitzer.
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Sotheby’s Zürich Talstrasse 83 CH-8001 Zürich |
 | Telefax:+41 (044) 226 22 01 | Telefon:+41 (044) 226 22 00 |  |  | Startseite: www.sothebys.com |
16.12.2008 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 13 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (10) |  | •  | Veranstaltung vom:
26.11.2008, Schweizer Kunst - Swiss Art |  | •  | Bei: Sotheby's
|  | •  | Bericht: Kaufen, nicht
quatschen |  |  | •  | Kunstwerk:  Robert Zünd, Eichwaldlichtung |  | •  | Kunstwerk:  Ferdinand Hodler, Der Mäher, 1910 |  | •  | Kunstwerk:  Giovanni Giacometti, Natale, 1897 |  |  | •  | Kunstwerk:  Walter Bodmer, Relief, 1954/55 |  | •  | Kunstwerk:  Paul Klee, Bäume in einer städtischen Straße, grün indigorot,
1913 |  | •  | Kunstwerk:  Gottardo Segantini, Frühling am Malojasee mit Lagrev, 1954 |  |  |
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 Giovanni
Giacometti, Natale,
1897 |  | Taxe: 70.000 - 90.000 SFR Zuschlag: 110.000,- SFR Losnummer: 30 |  |  |  |  |  | 
 Walter Bodmer,
Relief, 1954/55 |  | Taxe: 20.000 - 30.000 SFR Zuschlag: 32.000,- SFR Losnummer: 94 |  |  |  |  |  | 
 Paul Klee, Bäume in
einer städtischen
Straße, grün
indigorot, 1913 |  | Taxe: 50.000 - 70.000 SFR Zuschlag: 110.000,- SFR Losnummer: 86 |  |  |  |  |  | 
 Albert Anker,
Schulknabe mit
Schiefertafel, 1909 |  | Taxe: 100.000 - 150.000 SFR Zuschlag: 110.000,- SFR Losnummer: 11 |  |  |  |  |  | 
 Félix Vallotton,
Femme aux coussins,
1897 |  | Taxe: 200.000 - 300.000 SFR Zuschlag: 200.000,- SFR Losnummer: 38 |  |  |  |  |  | 
 Cuno Amiet,
Seelandschaft, 1926 |  | Taxe: 60.000 - 80.000 SFR Zuschlag: 60.000,- SFR Losnummer: 64 |  |  |  |  |  | 
 Gottardo Segantini,
Frühling am
Malojasee mit
Lagrev, 1954 |  | Taxe: 270.000 - 320.000 SFR Zuschlag: 220.000,- SFR Losnummer: 68 |  |  |  |  |  | 
 Robert Zünd,
Eichwaldlichtung |  | Taxe: 80.000 - 100.000 SFR Zuschlag: 130.000,- SFR Losnummer: 4 |  |  |  |  |  | 
 Angelika Kauffmann,
Teresa
Bandettini-Landucci
von Lucca |  | Taxe: 100.000 - 140.000 SFR Zuschlag: 120.000,- SFR Losnummer: 8 |  |  |
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