| | Roelant Savery, Blumenstillleben mit Schwertlilie, Rosen, Tulpen, Schachbrettblume und anderen Blüten in einer Glasvase, platziert in einer Nische, um 1612 | |
Mildes Licht fließt auf einen feinen Blumenstrauß in einer Glasvase, der von einer Wandnische eingefasst wird. Die verschiedenen Blumensorten sind in gedämpfter Farbigkeit um die vertikale Achse geordnet. Die blaue Iris, die gelborangefarbige Tulpe, die rote Nelke, das Vergissmeinnicht und die Rosen ergeben zusammen eine harmonische Komposition. Rechts neben der Vase sitzt eine Eidechse geschwungen auf Blättern, links übernimmt eine weißrote Nelke die Funktion des Gegengewichts. Das Bild bezeugt nicht nur das malerische Können seines Schöpfers, sondern weist auch auf präzise Naturstudien hin, die der Entstehung des Stilllebens vorausgingen. Roelant Saverys Gemälde wird in die Zeit um 1612 datiert, es gehört zu den 20 Bildern dieser Gattung, die der niederländische Maler von 1603 bis 1623 anfertigte. Savery war einer der ersten Künstler, die das Blumenstillleben als ein selbständiges Genre ansahen. Deswegen erwartet Koller einen siebenstelligen Preis. Mit 900.000 bis 1.200.000 Franken rangiert es unter den teuersten Werken Saverys, einzig übertroffen von einem weiteren Blumenarrangement in einer Nische von 1612, das Sotheby’s im Juli 2001 für 1,6 Millionen Pfund veräußerte.
Alte Meister
Die Züricher Versteigerung der Gemälde Alter Meister am 27. März zählt insgesamt 111 Lose und setzt einen Akzent auf Stillleben. Angeboten werden etwa noch Balthasar van der Asts Blumenbouquet in einer Wan Li-Vase und einer Eidechse von 1620, das bei der ähnlich zurückhaltenden Farbigkeit mehr Freiheit in der Blumenkomposition aufweist (Taxe 230.000 bis 330.000 SFR), und Johannes Bosschaerts Blumenarrangement in einem Korb mit Insekten, Schmetterlingen und wiederum einer Eidechse, das er zwischen 1623 und 1628 in kräftigen Farben und mit scharfen Konturen gemalt hat (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR). Isaac Soreaus kleinformatiges Blumenstillleben in einem Römer mit einem Schmetterling, das in der vergangenen Herbstauktion kein Interesse wecken konnte, wird mit ein wenig nach unten korrigierter Schätzung von 220.000 bis 280.000 Franken offeriert.
Durch eine fast grafische Präzision zeichnet sich das in grünbraunen Tönen gehaltene Gemälde von Ambrosius Bosschaert d.J. aus. Er versammelt Äpfel, Birnen und Nüsse auf einem Zinnteller, einen Römer mit Wein, eine Melone und einen Grashüpfer samt einigen Fliegen auf einem Tisch (Taxe 130.000 bis 170.000 SFR). Einen reicher gedeckten Tisch bildet Frans Snyders in seinem „Stillleben mit Wild, Hummer, Austern und Früchten“ ab, das zum Spätwerk des holländischen Künstlers gehört. Das ebenfalls vergeblich im September 2008 angebotene Bild wird dieses Mal fast halb so teuer mit 120.000 bis 180.000 Franken bewertet. Pieter Claesz präsentiert seine schon ins 19te Jahrhundert weisende Meisterhaftigkeit in der Darstellung einzelner Gegenstände auf einem Frühstückstisch mit großem weingefüllten Römer, Salzständer, aufgeschnittenem Brötchen und einem Teller mit Austern von 1645 (Taxe 90.000 bis 150.000 SFR). Abraham van Beyeren folgt mit einem Stillleben samt Zinnkanne, Früchten, Austern, Brot und Wein auf einem Tisch (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR). Stillleben oder nicht – das lässt sich bei Frans Franckens II. Blick in die Werkstatt eines Malers fragen. Denn dort sind allerlei „tote Gegenstände“ gelistet. Aber an der Preziosenwand hängen auch Portraits oder ein Bauerninterieur, und im Hintergrund tritt der Maler mit Kunden sogar selbst in Erscheinung (Taxe 35.000 bis 50.000 SFR).
Ein weiteres Highlight der Auktion sind sechs Gemälde Jan Breughels d.J. zur Paradieserzählung um Adam und Eva aus dem Alten Testament. Die Höhe des Schätzpreises von 550.000 bis 650.000 Franken verantwortet nicht nur die malerische Qualität, sondern auch die Erhaltung der Serie in ihrer Gesamtheit. Darüber hinaus ist noch Breughels „Heilige Familie auf dem Flucht nach Ägypten“ zu haben, die seiner frühen Schaffensphase zugeschrieben wird, in der er noch unter starkem Einfluss seines Vaters stand (Taxe 120.000 bis 160.000 SFR). Das Sandro Botticellis Werkstatt zugewiesene Gemälde „Maria mit Kind und dem heiligen Giovanni Gualberto“ um 1490/95 stellt die Gottesmutter in einer Loggia sitzend mit dem Kind auf dem Schoß dar, die sich leicht zum knienden Mönch beugt (Taxe 90.000 bis 150.000 SFR).
Als Wiederentdeckung feiert Koller das Ölgemälde „Jakob segnet Isaak“ von Benedetto Gennari d.J., das vor kurzem in einer Schweizer Privatsammlung auftauchte (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Bartolomeo Manfredis „Geißelung Christi“ steht noch eindeutiger unter dem Einfluss Caravaggios (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR). Das Nicolas Loir zugeschriebene Gemälde „Madonna mit Kind und tanzenden Putti“ vor einer antiken Ruinenarchitektur wurde bereits im September 2007 für 80.000 bis 140.000 Franken erfolglos angeboten. Nun ist es für mindestens 60.000 Franken zu haben.
Zu den Reichen und Schönen gehört der von einem Sächsischen Meister um 1526 porträtierte „Edelmann mit schwarzem Hut vor einem grünen Hintergrund“. Die Kleidung des nach rechts blickenden Mannes ist mit kostbaren Stoffen verfeinert: der Mantel mit Nerzpelz und das weiße Hemd mit Goldstickerei (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Ein Doppelbildnis von einem Künstler der Dordrechter Schule um 1640 präsentiert ein Paar in Schäferkleidung. Jedoch auch hier verraten die edlen Stoffe wie Samt und Seide, dass die am Fuß eines Baumes sitzenden Liebesleut zum gehobenen Bürgertum gehörten (Taxe 90.000 bis 120.000 SFR). Mit Verkleidung geht es weiter. In roten und blauen Stoffen umhüllt, hält eine junge Frau mit Heiligenschein ein Lamm mit beiden Händen. Der florentinische Maler Carlo Dolci konterfeite seine anmutige Frau Teresa Bucherelli als heilige Agnes (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR). Von vergleichbarer Schönheit sind zwei als Pastelle ausgeführte Frauenbilder von Rosalba Carriera, die auf 1720/21 datiert werden. Sanfte Züge, dunkles lockiges Haar und marmorartig schimmerndes Inkarnat üben ihren Charme aus. Die Frauen sollen Allegorien des Frühlings und Herbstes darstellen (Taxe je 35.000 bis 50.000 SFR).
Obwohl das Angebot an den Landschaften bei den alten Meistern nicht allzu breit ist, stellt die Versteigerung ein eindrucksvolles Gemälde von Jacob van Ruisdael aus der Mitte der 1660er Jahre vor: „Bergige Landschaft mit einer großen Eiche vor einem Kornfeld“. Eine knorrige Eiche streckt ihren von oben bereits abgestorbenen spitzen Stamm in den mit grauen Wolken durchzogenen Himmel. Sie steht in einem Kornfeld, um sie herum Wald, Berge und eine Meeresküste. Den Schätzpreis dazu verrät Koller auf Anfrage, Beachtenswert ist außerdem die „Winterlandschaft mit Jägern bei der Fuchsjagd“ von Gysbrecht Leytens. Die Weite des gefrorenen Flusses und die frostige Luft, die durch eine milchige Atmosphäre vermittelt wird, versetzen der Betrachter in die Wintertage (Taxe 80.000 bis 120.000 SFR).
Neuere Meister
Die Schmuckstücke in der Abteilung „Neuere Meister“ sind die Bilder russischer Maler. Hoch im Kurs steht wie immer Ivan Konstantinovich Ajvazovskij. Sein Marinestück „Segelschiffe vor der Küste“ mit einem Lichtspiel auf hellblauen durchsichtigen Wellen wird mit 400.000 bis 700.000 Franken taxiert. Von Interesse für Sammler aus Russland ist auch Viktor Mikhailovich Vasnetsovs „Beweinung Christi“. In ausgedehntem Querformat ist es eine vorbereitende Studie für das Gemälde „Le saint Sépulcre“ (Taxe 60.000 bis 90.000 SFR). Vasilij Polenovs „Spaziergängerin auf einem Waldweg“ von 1883 demonstriert die Verbindung der französischen Freiluftmalerei mit den Traditionen russischer Kunst (Taxe 200.000 bis 300.000 SFR).
1810 komponierte Peter Birmann seinen „Blick vom Muttenzer Steinbruch auf Basel“ noch in idealtypischer, klassizistischer Manier (Taxe 150.000 bis 200.000 SFR). Ebenso panoramaartig, aber schon mit einem Zug ins Realistische legte Barend Cornelis Koekkoek 1850 eine Flusslandschaft mit zwei Wanderern an (Taxe 120.000 bis 180.000 SFR). Sein Schüler Johann Bernhard Klombeck übte sich neun Jahre später an einer ebenso beschaulichen Waldlandschaft mit Schäfer (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Frederik Marinus Kruseman lässt in seinem Wintertag bei einer Burg mit Reisigsammlern an einem zugefrorenen Fluss von 1844 noch die Orientierung an den holländischen Meistern der vorangegangen Jahrhunderte erkennen (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR).
Die Landschaft vertreten auch mehrere Künstler der Schule von Barbizon. Zu nennen sind Théodore Rousseau mit seinem Licht durchfluteten Gemälde „Lisière de bois, plaine de Barbizon, prés de Fontainebleau“ (Taxe 180.000 bis 220.000 SFR), Jules Dupré mit der Landschaft „La mare“ in flüchtigen Pinselstrichen (Taxe 12.000 bis 16.000 SFR), Paul Désiré Trouillebert mit zwei wolkigen Flusslandschaften, Gustave Courbet und seine Werkstatt mit einem Wasserfall (Taxen je 25.000 bis 35.000 SFR) und Virgilio Narcisso Diaz de la Peña mit „Grand Fôret“ von 1872 samt einer einladenden Lichtung (Taxe 30.000 bis 35.000 SFR). Von ihm stammt zudem noch das heiter-mythologische Werk „Nymphes et amours, Scène champêtre idyllique“ aus dem Jahr 1854 für 80.000 bis 120.000 Franken.
Auch das 19te Jahrhundert war reich an Stillleben. Mit Landschaften im Hintergrund malte Simon Saint-Jean seine zärtlichen Früchte- und Blumenarrangements (Taxen je 60.000 bis 80.000 SFR). Viel schlichter – auf einer Marmorplatte und mit einem grauen Hintergrund – weckt Emilie Preyer Appetit auf einen Pfirsich, blaue Weintrauben, Haselnüsse und von der Reife geplatzte Pflaumen (Taxe 45.000 bis 60.000 SFR). Vom Licht durchtränkte Früchte, Beeren und Blumen sind auch der Blickfang auf dem Aquarell von Georgius Jacobus Johannes van Os (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR). Mit biedermeierlicher Genauigkeit bildet Ferdinand Küss seine Rosen und Aprikosen in einem dunklen Holzfenster samt junger Agave ab (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR).
Die Genremalerei erreicht im 19ten Jahrhundert ihren Höhepunkt. Ein später Hauptvertreter dieser Richtung ist Eduard von Grützner, Protagonisten seiner Bilder sind meistens lebensfreudige Mönche. Keine besonderen Entbehrungen bezeugt das fleischige Gesicht auf dem „Porträt eines Mönches“ von 1900 (Taxe 12.000 bis 18.000 SFR). Vorfreude auf eine genüssliche Malzeit zeigt „Ein Mönch bei der Brotzeit“ aus dem Jahr 1913 (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR). 1895 setzt er das klassische Sujet der „Verführung des heiligen Antonius“ mit seinen Mitteln und einem liebevollen Augenzwinkern um (Taxe 50.000 bis 80.000 SFR). Treffend stellte Antonia de Banuelos-Thorndike einen „Gitarrenspieler“ dar. Ohne die junge Frau, die sich auf seine Schulter lehnt, zu beachten und die Gitarrenseiten aus den Händen zu lassen, blickt der junge Zigeuner in die Ferne (Taxe 16.000 bis 26.000 SFR). Der Engländer George Smith ergänzt mit seinem stimmungsvollen Gemälde „Mutter mit drei Kindern am Tisch“ von 1867 (Taxe 10.000 bis 15.000 SFR) und Carl Friedrich Moritz Müller mit einem etwas zu aufdringlichen Bauernbursch „In einer Dachauer Wirtsstube“ von 1855 (Taxe 24.000 bis 28.000 SFR). Ein früher Vertreter dieser Gattung war Noël Hallé, was seine gut gelaunte „Savoyarde“ mit Kind bei Betteln aus dem Jahr 1757 zeigt (Taxe 28.000 bis 32.000 SFR).
Carl Spitzweg steuert sein Gemälde „Die Scharwache“ um 1870 bei. In dieser Version überqueren im Schatten hoher Stadtarchitektur die bewaffneten, humorvoll charakterisierten Bürger eben eine kleine Brücke (Taxe 80.000 bis 120.000 SFR). Eine großformatige Jagdszene von Carl Trost dokumentiert ein Reiseerlebnis des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha. Der Herzog schießt in Begleitung drei anderer, etwas erschreckter Jäger auf einen schreienden Elefanten (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR). Die Liebhaber der Entendarstellungen von Alexander Koester können dieses Mal auch zuschlagen. Sein Bild „Enten im blauen Schilfwasser“ gibt es ab 80.000 Franken.
Grafik, Zeichnungen und Buchmalerei
Die 77 Zeichnungen des 15ten bis 19ten Jahrhunderts erreichen selten fünfstellige Preise. So soll Annibale Carraccis „Kopfstudie einer jungen Frau in Verzückung“ in Rötel um 1600 als teuerste Arbeit 10.000 bis 15.000 Franken bringen. Die im September 2008 von Käufern nicht wahrgenommene Rötelzeichnung einer Nymphe mit Putto und drei Satyrn Giuseppe Cesaris ist von 15.000 bis 20.000 Franken auf 9.000 bis 12.000 Franken heruntergesetzt. Die mit schwarzem Stift und weißer Kreide auf braun gouachiertem Papier ausgeführte Zeichnung „Pluto und Proserpina“, Maarten van Heemskerck zugeschrieben, steht nun für 6.000 bis 8.000 Franken zur Verfügung. Pieter de Molijns Landschaft mit Bauerngehöft und lagernden Personen von 1654 liegt bei 4.000 bis 6.000 Franken, Adam Pynackers Kuhstudie in Rötel bei 1.800 bis 2.500 Franken, Jan Arends’ Boote auf einem Fluss von 1770 bei 2.000 bis 3.000 Franken und Pietro Antonio Novellis aquarellierte Federstudie der Heiligen Familie bei 6.000 bis 8.000 Franken.
Eine Baumstudie Adolph von Menzels aus dem Jahr 1876 ist ab 5.000 Franken zu haben. Bescheidene 2.500 bis 3.500 Franken soll eine Studie zu einem tanzenden Italiener kosten, die Louis-Léopold Robert 1830 für sein Gemälde „Die Ankunft der Schnitter in den Pontinischen Sümpfen“ anfertigte. Bei den Helvetica gehen die Schätzpreise bis zu 4.000 Franken. Am teuersten ist die anonyme Gouache „Zürich Kanton“ um 1810. In der Abteilung Künstlergrafik ragt die reich geschmückte Initiale O zum Pfingstfest von circa 1290 hervor (Taxe 5.000 bis 7.000 Euro). Außerdem überzeugt Albrecht Dürers Kupferstich „St. Georg zu Fuß“ um 1502/03 (Taxe 6.000 bis 8.000 SFR). Die Offerte der dekorativen Grafik besteht aus fünf Bildern, deren Preise 1.500 Franken nicht überschreiten. 68 Lose bietet die Abteilung Autographen und Bücher. Die letzte Position hat auch die höchsten Erwartungen. Johann Michael Seligmanns Vogelbücher in vier Bänden sollen 40.000 bis 50.000 Franken erbringen.
Die Auktion beginnt am 27. März um 9 Uhr mit Grafik, Büchern und Autografen, ab 14 Uhr folgen Zeichnungen und Gemälde. Die Vorbesichtigung findet vom 14. bis zum 22. März täglich von 10 bis 19 Uhr statt. |