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Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Silber läuft im Dorotheum ausnehmend gut

Zarenmörder und Türkenbezwinger



Caspar Beutmüller d.Ä.,  Doppelbecher, Nürnberg um 1590

Caspar Beutmüller d.Ä., Doppelbecher, Nürnberg um 1590

Seinen Führungsanspruch auf dem österreichischen Auktionsmarkt unterstreicht das Dorotheum in Wien regelmäßig durch bildende Kunst wie Kunsthandwerk gleichermaßen. Eine einzige Auktion ausschließlich mit Silber erbrachte am 11. Mai bei einer hohen Zuschlagsquote von fast 79 Prozent nach Losen stolze 1,68 Millionen Euro brutto. Dabei war es nicht nur die breite Masse der fast 430 Objekte, die diese Summe zusammentrug, sondern auch exzeptionelle Spitzenstücke, die mal ihre hohen Anforderungen erfüllten, mal aber auch erstaunliche Preissprünge nach oben machten. Dass gleich das erste Los dazugehören würde und damit einen Auftakt machte, wie ihn sich jedes Auktionshaus nur wünschen kann, gab der spätnachmittäglichen Veranstaltung eine besondere Note. Caspar Beutmüllers I. Renaissance-Doppelbecher, einem Kleinod Nürnberger Schmiedekunst des späten 16ten Jahrhunderts mit den charakteristischen Buckeln, gelang dieses Bravourstück: Es verdoppelte nach spannendem Bietgefecht seinen oberen Schätzpreis auf 30.000 Euro.


Viele der großartigen Silberarbeiten aus Renaissance und Barock ließen sich von diesem Zugpferd anspornen. Die Höhen der Fünfstelligkeit und zugleich seine obere Taxe erklomm ein mit Bacchanalszenen geschmückter Deckelhumpen des Augsburger Meisters Gabriel Bessmann um 1689/92 bei 10.000 Euro, auf stattliche 24.000 Euro brachte es die Rarität eines Bisamapfels wohl süddeutscher Herkunft, der in sechs beschrifteten Segmenten Platz für verschiedene Duftstoffe wie Rosmarin, Nelken oder „Zimbt“ bietet (Taxe 14.000 bis 18.000 EUR). Dass nicht immer das Gängige, sondern oft auch das Ausgefallene besondere Aufmerksamkeit erregt, bewies wenig später auch eine interessante Bergkristallschale vermutlich des frühen 18ten Jahrhunderts mit silbervergoldeter Montierung. Allerdings wird man vor allem dem feinen Schliff der Schale selbst mit der Darstellung einer dämonischen Fratze einen Gutteil der 9.000 Euro zuschreiben dürfen (Taxe 1.200 bis 1.800 EUR).

Unter den zahlreichen Kerzenleuchtern sind besonders ein strenges klassizistisches Exemplar des Straßburger Meisters eröffnet Johann Jacob Kirstein von 1784 für 4.500 Euro (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR) und ein Ensemble von vier Stücken für insgesamt 9.000 Euro zu nennen, die der Londoner Edward Wakelin 1758/59 als klassizistische Säulen gestaltet hat (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR). Derselbe Meister erzielte noch 7.500 Euro für ein weiteres Paar von 1756/57 in vielfältig gedrechselten Formen (Taxe 3.800 bis 4.800 EUR). Überhaupt erfreuten sich die Produkte aus England größter Beliebtheit. 14.000 Euro spielte eine große Deckelvase mit Wappengravur von John Bridge um 1828/29 ein (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR), 10.000 Euro hieß das Ergebnis für zwei rokokoinspirierte Schalen, die Robert Garrard 1815 auf den Markt brachte (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Später schaffte ein prunkvoller viktorianischer Tafelaufsatz des zweiten Rokoko von E. & J. Barnard um 1861/62 noch die untere Taxe von 18.000 Euro. Für eine Empire-Zuckerschale der Zeit Kaiser Napoleons I. aus der Pariser Werkstatt Marc Jacquarts wurden 8.000 Euro ausgegeben (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR).

Am größten war der Zuspruch für russisches Silber. Das lag nicht zuletzt an der ungewöhnlich reichen Auswahl an Arbeiten vor dem 19ten Jahrhundert. Oft sind deren Meister unbekannt und nur die Zeichen der Gutachter identifizierbar. So auf einem Moskauer Deckelhumpen um 1775 für 34.000 Euro, der in mehreren Medaillons figürliche Gravuren zwischen prächtigen Blütenranken präsentiert (Taxe 18.000 bis 24.000 EUR). Für einen 12.000 Euro teuren Deckelpokal des Jahres 1761, der sich nach den figürlichen Szenen zu schließen dem Auftrag eines Jagdfreundes verdankt, ist Alexej W. Posolow als Meister überliefert (Taxe 6.000 bis 9.000 EUR), Michail Kluschin lässt sich für einen ausgezeichneten Ananaspokal aus dem Jahr 1744 in Anspruch nehmen. Dieser verdreifachte seine obere Taxe auf 36.000 Euro. Einer aber wurde noch teurer: ein üppig ornamentierter, in Buckelform gehaltener Deckelpokal, den Anisim Kusmin 1748 unter die Lupe nahm. Sein Schöpfer selbst aber ist nur den Initialen „DSS“ vertreten. Dennoch überzeugte das gute Stück die Bieter zu 45.000 Euro (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR). Bereits ins Jahr 1790 datiert ein Moskauer Vermeil-Deckelpokal mit scharf geschnittenen Umrissen von Alexej Iwanow Ratkow für 16.000 Euro. Nach den Darstellungen zu schließen bezieht er sich auf die Zerstörung der türkischen Flotte im ägäischen Meer durch Graf Aleksej Grigorjewitsch Orlow im Jahr 1770. Derselbe General hatte übrigens acht Jahre zuvor Zar Peter III. eigenhändig erdrosselt (Taxe 14.000 bis 18.000 EUR).

Im 19ten Jahrhundert beteiligte sich Russland fröhlich am europäischen Stilmix, der vor allem zu prächtigen Neorokokoformen führte. Die St. Petersburger Firma Nicholls & Plincke etwa zeichnet für zwei Kandelaber von 1856 und ein Heißwasserkessel mit Rechaud von 1858 verantwortlich, die bei 34.000 Euro und 14.000 Euro jeweils ihre Schätzpreis erreichten. Rund zehn Jahre später war man schon bei der Naturnachahmung angekommen, wie das reliefierte Eichenlaub an einem Deckelhumpen für 13.000 Euro zeigt (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Pawel Owtschinnikow war für seine Niellotechnik bekannt. Entsprechend orientalisch muten seine Tee- und Kaffeekanne mit Moskauer Veduten aus dem Jahr 1884 an, die sich von 2.500 bis 3.500 Euro auf 15.000 Euro ebenfalls deutlich steigern konnten. Die berühmte Firma Fabergé hatte als Prunkstück ein von Anders Johan Nevalainen gefertigtes Tischbarometer mit Thermometer zu bieten, das denn auch für 18.000 Euro den Besitzer wechselte (Taxe 18.000 bis 28.000 EUR).

Das 19te Jahrhundert im übrigen Europa brachte zunächst vor allem große Repräsentation. Dazu gehörte eine spätklassizistische Terrine der Berliner Firma Gebrüder Gerike von etwa 1830 für 22.000 Euro (Taxe 18.000 bis 24.000 EUR) und ein vollvergoldeter Tafelaufsatz, der in der Firma Jean-Baptiste-Claude Odiot nach dem Pariser Garantiestempel zwischen 1838 und 1919 gestellt wurde und der jetzt taxgerecht für 15.000 Euro den Besitzer wechselte. Zunehmend traten jedoch auch Schätze aus dem Kuriositätenkabinett auf die Bühne, darunter das spätere Hauptlos des Tages: Immer wieder tauchen auf dem Markt Nachbildungen der berühmten Grabfiguren, der sogenannten „Schwarzen Mander“, in der Innsbrucker Hofkirche auf, selten aber in so guter Qualität wie die jetzt angebotene sechsteilige Serie aus einer Hanauer Firma. Die Köpfe der Helden bestehen, soweit sie nicht hinter Helmen sich verbergen, aus Elfenbein. Mit 16.000 bis 20.000 Euro bereits anspruchsvoll taxiert, gewann die Herrscherclique schließlich den Hauptgewinn von 60.000 Euro.

Dass im späten 19ten Jahrhundert nicht unbedingt künstlerische Höchstleistungen zu großen Preiskämpfen anspornen, bewies auch ein an sich wenig bedeutender Geschenkpokal, auf dem jedoch ein Portraitmedaillon Kaiser Wilhelms II. und die Aufschrift „Kaiser Wilhelm II dem Sieger Hannover 3. Mai 1914“ prangen. Das fast sechzig Zentimeter hohe Monstrum legte mit 2.000 bis 3.000 Euro auf 30.000 Euro den Turbogang ein. In prächtigem Neoklassizismus. In diese Reihe gehört auch eine reich emaillierte Teegarnitur, die nach Orient aussieht, in Wahrheit aber um 1900 bei Georg Adam Scheid in Wien entstanden ist. Der Tradition nach ist das elfteilige Set ein Geschenk Kaiser Franz Joseph an einen hohen osmanischen Würdenträger. Es verbesserte sich von 6.000 bis 8.000 Euro auf 24.000 Euro. Mit einer vierteiligen Tee- und Kaffeegarnitur von Jean-Emile Puiforcat war man dann schon beim eleganten Art Déco der 1920er Jahre angelangt, die immer noch zu 5.500 Euro anregte (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR).

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



20.05.2009

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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Veranstaltung vom:


11.05.2009, Silber

Bei:


Dorotheum

Bericht:


Rundreise durch das silberne Europa

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Caspar Beutmüller d.Ä., Doppelbecher, Nürnberg um 1590
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6 Figuren nach den „Schwarzen Mander“ in der Innsbrucker Hofkirche, Hanau, Ende 19. Jahrhundert
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Kunstwerk:

Nicholls & Plincke, Teekessel mit Rechaud, St. Petersburg 1858
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Gabriel Bessmann, Deckelhumpen, Augsburg 1689-1692
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Jean-Emile Puiforcat, Tee- und Kaffeeservice, Paris um 1920/30
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Johann Jacob Kirstein, Kerzenleuchter, Straßburg 1784
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Edward Wakelin,  4 Kerzenleuchter, London 1758/59

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Taxe: 5.000 - 7.000 EURO

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Alexej Iwanow Ratkow, Deckelbecher, Moskau 1790

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Taxe: 14.000 - 18.000 EURO

Zuschlag: 16.000,- EURO

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Deckelpokal, Moskau, 1748

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Taxe: 15.000 - 18.000 EURO

Zuschlag: 45.000,- EURO

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Jean-Baptiste-Claude Odiot,  Paar Tafelaufsätze, Paris 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Jean-Baptiste-Claude Odiot, Paar Tafelaufsätze, Paris 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Taxe: 15.000 - 18.000 EURO

Zuschlag: 15.000,- EURO

Losnummer: 172

 Gebrüder Gerike, Gebrüder Gerike, Terrine, Berlin um 1830

Gebrüder Gerike, Gebrüder Gerike, Terrine, Berlin um 1830

Taxe: 18.000 - 24.000 EURO

Zuschlag: 22.000,- EURO

Losnummer: 164

Deckelhumpen, Moskau, um 1775

Deckelhumpen, Moskau, um 1775

Taxe: 18.000 - 24.000 EURO

Zuschlag: 34.000,- EURO

Losnummer: 122

Georg Adam Scheid,  Teegarnitur, Wien um 1900

Georg Adam Scheid, Teegarnitur, Wien um 1900

Taxe: 6.000 - 8.000 EURO

Zuschlag: 24.000,- EURO

Losnummer: 272

Johann Jacob Kirstein,  Kerzenleuchter, Straßburg 1784

Johann Jacob Kirstein, Kerzenleuchter, Straßburg 1784

Taxe: 4.000 - 6.000 EURO

Zuschlag: 4.500,- EURO

Losnummer: 52

6 Figuren nach den „Schwarzen Mander“ in der Innsbrucker Hofkirche, Hanau, Ende 19. Jahrhundert

6 Figuren nach den „Schwarzen Mander“ in der Innsbrucker Hofkirche, Hanau, Ende 19. Jahrhundert

Taxe: 16.000 - 20.000 EURO

Zuschlag: 60.000,- EURO

Losnummer: 189

Bisamapfel, Süddeutschland, 17. Jahrhundert

Bisamapfel, Süddeutschland, 17. Jahrhundert

Taxe: 14.000 - 18.000 EURO

Zuschlag: 24.000,- EURO

Losnummer: 13

Nicholls & Plincke, Teekessel mit Rechaud, St. Petersburg 1858

Nicholls & Plincke, Teekessel mit Rechaud, St. Petersburg 1858

Taxe: 14.000 - 18.000 EURO

Zuschlag: 14.000,- EURO

Losnummer: 310

Anders Johan Nevalainen,  Tischbarometer mit Thermometer, 1892

Anders Johan Nevalainen, Tischbarometer mit Thermometer, 1892

Taxe: 18.000 - 28.000 EURO

Zuschlag: 18.000,- EURO

Losnummer: 360

Gabriel Bessmann,  Deckelhumpen, Augsburg 1689-1692

Gabriel Bessmann, Deckelhumpen, Augsburg 1689-1692

Taxe: 7.000 - 10.000 EURO

Zuschlag: 10.000,- EURO

Losnummer: 3




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